Wird also das Social Distancing eine Auswirkung auf die Immobilienbranche haben? Klare Antwort: Nein, warum denn auch? Weil wir zwei Monate in diesem Jahr zu Hause sitzen müssen? Für echte, sichtbare Auswirkungen in der Immobilienbranche bräuchten wir grundlegendere Erschütterungen im Wertesystem der Menschen oder einen Krieg oder ein Erdbeben, bei dem der Großteil sein Dach über dem Kopf verliert. Social Distancing und die Angst vor Seuchen wird vielleicht den einen oder anderen kurzfristig aufs Land ziehen lassen.
Diese Menschen werden im Home-Office arbeiten, einmal in der Woche in die Stadt pendeln, im Hotel übernachten und fahren nach getaner Arbeit wieder raus aus der Stadt in ihr Häuschen am Land. Die Preise im Umland der Städte sind in letzter Zeit gestiegen, aber nicht nur wegen COVID-19, sondern weil wenn die Preise für eine nette Wohnung an einem netten Standort bei 7.000 bis 14.000 Euro am Quadratmeter liegen, da überlegt Frau und Herr Normalverdiener logischerweise, ob er nicht doch lieber aufs Land zieht, statt sich und seine Enkel zu verschulden.
Seit Jahrzehnten wird die Gesellschaft immer asozialer und verlernt das Mensch-Sein, Nachbarschaftshilfe, Zusammenhalt, Verständnis und Akzeptanz. Die tolle Gemeinschaft von Melrose Place, die gibt es fast nur noch in Hollywood. Trotzdem beobachten wir, dass neu gebaute „Fließband-Immobilien“, die Balkon an Balkon in jede kleinste Baulücke gequetscht werden, wie warme Semmeln um horrende Preise vom Markt verschwinden. Also nicht mal langfristige gesellschaftliche Trends bewirken eine wirkliche Veränderung der Immobilienlandschaft.
Für welche Zeiträume wird denn heute gebaut? Sicher nicht für jene der alten Ägypter, so dass wir heute sagen könnten, die Pyramiden hätten aber schon auch Terrassen gebraucht und ein Penthouse ganz an der Spitze. Mit der Zeit zu gehen, umwelt- und ressourcenschonender, flexibler zu bauen ist sicher ein Thema. Aber das Thema des Social Distancing ist ein Trend oder im Moment vielleicht auch nur ein Hype. Ein Megatrend ist es keiner, denn das würde bedeuten, es ist langfristig und allumfassend und auch wenn es im Moment alle betrifft, betrifft es uns nur für eine überschaubare Zeit.
Die Immobilienbranche muss nicht alles neu überdenken, weil wir ein paar Wochen COVID-19 haben. Im Moment sind nur ein paar hartnäckige Wolken am Himmel, aber auf Wolken folgte schon immer die Sonne.
Bleiben Sie gesund
Ihre Hania Bomba
Hania Bomba ist Geschäftsführerin bei Huber Shop in AT & DE, Gründerin/CEO der Be Retail und Aufsichtsratsmitglied der S IMMO und der Erste Immo KAG. Zuvor war sie Geschäftsführerin bei der Regioplan Consulting.