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Quartiersentwicklung - Die Königsdisziplin der Projektentwicklung

Im Zuge der Realisationsphase müssen die unterschiedlichsten Interessen und Bedürfnisse berücksichtigt werden, um ein wirklich nachhaltiges Quartier zu schaffen - Ein Kommentar von Wolfgang Fessl, Geschäftsführer bei Reinberg & Partner
Fessl
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© REMG

Die Quartiersentwicklung ist seit jeher die Königsdisziplin der Projektentwicklung, geht es doch darum, eine lebenswerte Umgebung für eine Vielzahl von Menschen zu gestalten. Dazu gehört neben dem eigentlichen Wohn- und damit Lebensraum auch die Entwicklung von Grünflächen, die Schaffung von Infrastruktur wie Schulen, Kindergärten und Verkehrswegen, die Integration von sozialen Einrichtungen und die Schaffung von Arbeitsplätzen.

In der Regel stellt eine organisch gewachsene, dörfliche Struktur das Vorbild dar, das es mit den Methoden der modernen Stadtentwicklung nachzubilden gilt. Zu oft schon wurde versucht, die perfekte Struktur eines Quartiers auf dem Papier zu entwerfen, das hat noch nie funktioniert. Das ist ähnlich wie bei Marktplätzen, oder Markthallen, die lassen sich auch nicht synthetisch nachbilden. Ein Marktplatz entsteht als kleine Zelle an jenem Platz, der die besten Bedingungen für den Handel bietet, und wächst dann organisch weiter.

Auch eine möglichst schnelle, durch Finanzierungsdruck getriebene Realisationsphase birgt ein hohes Risiko. Die besten Ergebnisse erzielen Quartiersentwicklungen, die längere Zeit bis zur Fertigstellung benötigen, weil dort Fehler, die unterwegs immer wieder passieren, jeweils vor der nächsten Etappe bereits wieder korrigiert werden können. Freilich ist ein langer Umsetzungszeitraum kein Garant für den Erfolg. In Brasilia, der synthetischen Hauptstadt von Brasilien, hat die Umsetzung etwa 50 Jahre gedauert und für die Belebung war es dennoch notwendig, die Beamten zur Übersiedlung zu zwingen, weil niemand aus Rio de Janeiro in die 1000 Kilometer entfernte neue Hauptstadt ziehen wollte.

Im Zuge der Realisationsphase müssen die unterschiedlichsten Interessen und Bedürfnisse berücksichtigt werden, um ein wirklich nachhaltiges Quartier zu schaffen. Eine erfolgreiche Quartiersentwicklung zeichnet sich letztendlich durch eine hohe Lebensqualität, eine gute soziale Durchmischung, eine nachhaltige Infrastruktur und letztendlich durch eine starke Identifikation der Bewohner mit ihrem Viertel aus.

Zum Autor:

Wolfgang M. Fessl ist Geschäftsführer bei Reinberg & Partner. Insgesamt verfügt er über mehr als 20 Jahre Erfahrung im nationalen und internationalen Immobiliengeschäft. Fessl ist allgemein beeideter und gerichtlich zertifizierter Sachverständiger, Immobilientreuhänder (Makler), Member der Royal Institution of Chartered Surveyors (RICS), zertifiziert nach CIS Immozert und Recognised European Valuer (REV).