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Razzia bei Adler Real Estate - Verdacht der Bilanzfälschung

Österreichische Staatsangehörige unter den Beschuldigten - Räumlichkeiten in mehreren Ländern durchsucht, auch in Österreich - Auch Ex-Berater Cevdet Caner von Durchsuchungen betroffen
Michael Neubauer

Empfindlicher Rückschlag für den kriselnden Immobilien-Investor Adler Group: Beamte der Staatsanwaltschaft Frankfurt und das deutsche Bundeskriminalamt (BKA) haben am Mittwoch unter dem Verdacht der Falschbilanzierung, der Marktmanipulation und der Untreue Büros der Tochter Adler Real Estate durchsucht. Ein Sprecher des Mutterkonzerns bestätigte die Razzia.

Vorstellig wurden Beamte auch in Büros des ehemaligen Adler-Beraters Cevdet Caner in London und Monaco, wie dessen Anwalt sagte. Den Angaben der Staatsanwaltschaft Frankfurt zufolge wurden insgesamt 21 Objekte - darunter Geschäftsräume, Wohnungen und eine Rechtsanwaltskanzlei - in Berlin, Düsseldorf, Köln und Erftstadt sowie in Österreich, den Niederlanden, Portugal, Monaco, Luxemburg und Großbritannien durchsucht. Daran seien rund 175 Beamte der Staatsanwaltschaft und des BKA beteiligt gewesen.

Bei den Beschuldigten handle es sich um deutsche, österreichische und englische Staatsangehörige im Alter zwischen 38 und 66 Jahren, erklärte die Staatsanwaltschaft. Ihnen werde vorgeworfen, in ihrer Funktion als zum Teil ehemalige Vorstände im Zeitraum 2018 bis 2020 die Bilanzen des Unternehmens unrichtig dargestellt oder hierzu Beihilfe geleistet zu haben. Zudem sollen sie im Namen der Gesellschaft Beraterverträge abgeschlossen und Zahlungen hierzu angewiesen haben, für die es nach derzeitigem Ermittlungsstand keine Gegenleistungen gab. Damit sei dem Unternehmen ein Vermögensnachteil entstanden.

Es bestehe weiterhin der Verdacht, dass die Beschuldigten Gefälligkeitsangebote oder Scheingeschäfte tätigten, um Preise für Projekte in die Höhe zu treiben und einen günstigen "Loan to Value" (LTV) zu erreichen, erläuterten die Ermittler weiter. Hierdurch seien dem Kapitalmarkt unrichtige Signale gesendet worden, da der LTV für Aktionäre und Anleihegläubiger ein wesentlicher Faktor für die Anlageentscheidungen sei. Der Verschuldungsgrad (LTV), eine zentrale Kennzahl bei Immobilienunternehmen, errechnet sich aus der Bewertung ihrer Immobilien im Verhältnis zu ihren Verbindlichkeiten. Er dient Kreditgebern zur Beurteilung der Kreditwürdigkeit der Konzerne. Dem Adler-Sprecher zufolge sind keine Mitglieder des Verwaltungsrats der Adler Group unter den Verdächtigen. Das Unternehmen kooperiere "vollumfänglich" mit den Behörden.

Adler steht an vielen Fronten unter Druck. Das vergangene Jahr hatte der Konzern erneut mit einem Milliarden-Verlust abgeschlossen. Wirtschaftsprüfer der KPMG hatten unter anderem für den Jahresabschluss 2021 das Testat verweigert. Die deutsche Finanzaufsicht BaFin hatte zudem Fehler in der Bilanz der Adler Real Estate 2019 entdeckt. Ausgelöst wurden die Turbulenzen bei Adler auch durch Vorwürfe der Gesellschaft Viceroy des Leerverkäufers Fraser Perring, bei Adler gebe es bei der Bewertung von Immobilien Mängel. Diese seien teils künstlich überhöht worden. Auch die Zusammenarbeit von Caner und Adler hatte Viceroy kritisiert. Adler hatte die Vorwürfe von Fraser zurückgewiesen. Adler Real Estate ist seit 2020 Teil der Adler Group. Größter Aktionär bei Adler ist mit knapp 16 Prozent der größte deutsche Immobilienkonzern Vonovia.

Caners Anwalt Ben Irle sagte, er gehe davon aus, dass sein Mandant von der Staatsanwaltschaft Frankfurt als Beschuldigter geführt werde. Die Ermittlungen dauerten seit über einem Jahr an, Caner habe immer seine Gesprächsbereitschaft signalisiert. Sein Mandant erwarte, Rede und Antwort stehen und die Vorwürfe entkräften zu können. (apa)