Andererseits haben viele bisherigen Immobilien-Assetklassen aktuell und wahrscheinlich auch mittelfristig mit deutlichen Herausforderungen zu kämpfen: Hotelimmobilien wegen der weltweit nachlassenden Reiselust, Büroimmobilien aufgrund des „Homeoffice-Trends“. Aber auch Handelsimmobilien stehen aufgrund der verstärkten Zunahme der e-Commerce-Aktivitäten vor großen Herausforderungen und damit auch deren Eigentümer und Investoren. Unabhängig von der aktuellen wirtschaftlichen Situation hat sich aber die Nachfrage nach Immobilien mit Logistik-Nutzungen bisher wenig bis kaum verändert.
Der Grund dafür ist, dass sich ein Großteil der Nachfrage auf Güter des täglichen Bedarfs, Konsumartikel oder medizinische Produkte bezieht, erläutert Mag. Stefan Krejci von RE/MAX Commercial. Während sich also auf der Nachfrageseite ein weiterhin starker Bedarf abzeichnet, kann die Frage, ob und inwieweit sich die allgemeine wirtschaftliche Unsicherheit auf das Investment für Logistikimmobilien niederschlägt, derzeit noch nicht abschließend beantwortet werden.
Während im Jahr 2018 rund 165 Millionen Euro in den österreichischen Logistikimmobilienmarkt geflossen sind und dieser Wert in etwa jenem des Jahres 2017 entspricht, so schnellte der Transaktionswert im Jahr 2019 auf über 450 Millionen Euro rasant in die Höhe. Dieser Anstieg war vor allem auf ausländische Investitionen und einige Großtransaktionen beispielsweise durch den Industrial Campus Vienna East zurückzuführen. Mit diesem Ergebnis wurde der Rekordwert aus dem Jahr 2015 (190 Millionen Euro) ebenfalls deutlich übertroffen. Diesem stark gestiegenen Investoreninteresse, einem relativ geringen Angebot und der nachhaltig niedrigen Zinspolitik ist es auch geschuldet, dass sich die Spitzenrenditen gegenüber 2018 auf rund 5 % verringert haben.
Neben Corona beschäftigt auch der Klimawandel die Logistik-Branche, ist doch laut Europäischem Parlament der Verkehr für rund 30 % der gesamten CO2-Emissionen in der EU verantwortlich, davon sind wiederum 72 % dem Straßenverkehr zuzuordnen. Die bereits ausgeführten Trends werden dazu führen, dass der Warentransport weiterhin stark ansteigen wird. So bescherte der Online-Boom der österreichischen Post im Jahr 2019 einen Paket-Rekord. Sie transportierte mit 127 Millionen Einheiten rund 18 % mehr als im Jahr 2018 (Quelle: Die Presse, 3.1.2020).
Unter anderem deshalb sind auch die KEP-Dienstleister (Kurier-, Express- und Paketzusteller) immer häufiger Thema der öffentlichen Diskussion. Einer Studie des Instituts für Transportwirtschaft und Logistik der WU Wien im Auftrag der österreichischen Post AG hat jedoch festgestellt, dass der Anteil der KEP-Dienstleister in Wien lediglich einen Anteil von 0,8 % am Gesamtverkehr ausmacht, während beispielsweise der Anteil der Lieferwägen von Handwerkern und Technikern in etwa siebenmal so hoch ist. Zahlen für andere Ballungszentren liegen zwar nicht vor, es ist jedoch davon auszugehen, dass die Verhältnisse ähnlich sein werden.