Nach fünf Rekordjahren blieb der Wohnungsmarkt in Österreich 2019 erstmals knapp hinter der Vorjahresmenge zurück. Im Amtlichen Grundbuch wurden lt. RE/MAX ImmoSpiegel 49.832 Wohnungen verbüchert. Das sind um -0,8 Prozent weniger als im bisherigen Rekordjahr 2018. Der Verkaufswert der gehandelten Wohnungen stieg dabei um +711 Millionen Euro, das ist das Doppelte der Vorjahressteigerung und entspricht im Jahresvergleich einem Zuwachs von +6,5 Prozent.
RE/MAX Austria startete am 4. April eine Online-Blitzumfrage unter den 560 Immobilienexperten in ganz Österreich. Die Preisdynamik der vergangenen Jahre wird sich laut den Experten in den kommenden Monaten deutlich einbremsen, auch am Wohnungsmarkt. Die Umfrage ergibt, dass die Preise für Eigentumswohnungen geringfügig stabiler bleiben sollen als die Mieten. Die Erwartungshaltung für die Eigentumswohnungspreise in Österreich lautet: Zentrumslagen (-2,1 Prozent), Stadtrandlagen (-2,8 Prozent) und Landgemeinden (-3,7 Prozent). Die These, dass aufgrund des Ausgehverbotes zukünftig quasi alle auf‘s Land wollen, wird von den RE/MAX-Experten in keinster Weise geteilt. Auch die Preise für Einfamilienhäuser und Baugrundstücke sollen leicht zurückgehen, ein Einbruch wird aber auch hier nicht erwartet. Auch für Ferienobjekte in Seengebieten werden trotz möglicher Urlaubsausreiseverbote keine Preissteigerungen prognostiziert.
. Die Corona-Krise hat der Immobilien- und damit auch der Wohnungsmarkt in Österreich unmittelbar zu spüren bekommen. Speziell in den ersten beiden Wochen nach Beginn der Krise war eine gewisse Schockstarre zu spüren, die Nachfrage nach Wohnungen ist in dieser Phase deutlich zurückgegangen. Mittlerweile hat sich die Situation aber wieder erheblich gebessert“, erläutert der Geschäftsführer von RE/MAX Austria, Bernhard Reikersdorfer.
Er geht davon aus, „dass nach Ende der für uns alle schwierigen Situation das Angebot an Wohnungen steigen wird und die Nachfrage aufgrund der erschwerten Rahmenbedingungen (Verunsicherung, Ungewissheit hinsichtlich Arbeitsplätze) nicht so schnell auf das hohe Niveau der vergangenen Jahre zurückkommen wird. Dies wird dazu führen, dass die Preise aus heutiger Sicht nicht steigen werden, in vielen Regionen ist vermutlich auch mit fallenden Preisen zu rechnen. Nichtdestotrotz bleiben Eigentumswohnungen für die Eigennutzung, aber auch als Anlageform und zur Pensionsvorsorge weiter begehrt und vor allem empfehlenswert.”
Die Basis für die Berechnungen von RE/MAX, Österreichs größtes Immobilienexperten-Netzwerk, lieferte IMMOunited, die Experten für Immobiliendaten, in Form der Kaufvertragssammlung. Diese Datensammlung umfasst alle in ganz Österreich tatsächlich verkauften und verbücherten Wohnungen und nicht wie bei anderen Veröffentlichungen nur Stichproben oder Online-Angebotspreise.
„Perfekte Transaktionsdatensätze generiert IMMOunited vor allem durch die Erfassung von Immobilienkaufverträgen aus dem Grundbuch sowie durch Ergänzungen wie historisch erfassten Nutzwertgutachten, Zusatzinfos aus vorangegangenen Immobilieninseraten, Flächen- und Gebäudeinformationen aus dem österreichischen Grundstücksverzeichnis und Flächenwidmungen aus Flächenwidmungsplänen. All diese Daten ergeben wertvolle Informationen für unsere Makler-Partnerunternehmen“, sagt Roland Schmid, Eigentümer und Geschäftsführer der IMMOunited GmbH.
Typischerweise kostete 2019 eine Wohnung in Österreich 211.826 Euro und damit um +7,2 Prozent mehr als 2018. Damit ist die Preissteigerung von 2018 zu 2019 den RE/MAX-Experten zufolge um 1,6 Prozentpunkte über dem Mittel der letzten zehn Jahre. Im Fünfjahresvergleich haben die typischen Preise der gehandelten Wohnungen um +23,9 Prozent zugelegt, im Zehnjahresvergleich um +72,8 Prozent. Daraus ist klar erkennbar, dass der große Preissprung schon mehr als fünf Jahre vorbei ist.
Die RE/MAX-Analyse aller Kaufverträge zeigt, dass ein Viertel aller 2019 gehandelten Wohnungen in Österreich weniger als 130.000 Euro kostete. Dieser Wert ist damit in einem Jahr um +10.000 Euro oder +8,3 Prozent nach oben gegangen. Die Preise im obersten Viertel aller verkauften Wohnungen beliefen sich auf mindestens 284.063 Euro, um +19.000 Euro mehr als zuletzt (+7,2 Prozent). Entgegen den Jahren zuvor zeigen damit die Preissteigerungen im unteren und im oberen Viertel zuletzt nur geringe prozentuelle Unterschiede.
Im Fünfjahresvergleich haben damit die typischen Preise der Eigentumswohnungen bundesweit um +36,8 Prozent angezogen, im Zehnjahresergleich haben sie sich exakt verdoppelt. Im Bereich des oberen Preisquartils sind die Preissteigerungen geringer: Plus 19,6 Prozent in fünf und +62,3 Prozent in zehn Jahren. Gründe für die unterschiedliche Entwicklung sind vielfältig: Im oberen Viertel sind immer schon viele Neubauten enthalten gewesen. Im unteren Viertel sind aber aufgrund der Neubauten mit kleinsten Wohnflächen auch höherpreisige Objekte dazugekommen. Dazu kommt, dass kleinere Wohnungen als Anlegerobjekte beliebter sind und darüber hinaus schneller und öfter gehandelt werden als größere.
2017 war das Jahr, in dem die gekauften Wohneinheiten am kleinsten waren. Laut RE/MAX Austria Statistik sind die Flächen über die Jahre mehr oder weniger regelmäßig gesunken. Seit 2018 geht der Bundestrend wieder nach oben. Allerdings nur wirklich befeuert von Wien, Vorarlberg und Kärnten. In den anderen Bundesländern bleiben die Flächen konstant oder sinken wie in Oberösterreich. Aktuell ist eine Durchschnittswohnung 67,3 Quadratmeter groß, um 0,4 Quadratmeter größer als 2017. Die Bandbreiten gehen von 64,0 Quadratmeter in Wien bis 71,9 Quadratmeter in Oberösterreich.