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Realitätssinn

Im Wohnbau sei eine „Billigschiene“ nötig, „die einfach und klar strukturiert ist“, so GBV Obmann Karl Wurm.
Michael Neubauer

„Die Grundpreise gehen in den Ballungsräumen nach wie vor durch die Decke“, so der Obmann vom Österreichischen Verband gemeinnütziger Bauvereinigungen (GBV) Karl Wurm. Die 300-Euro-Preisobergrenze pro Quadratmeter für die Förderung passe schon lang nicht mehr. Im besten Fall liege man bei 700 bis 800 Euro Quadratmeter, im schlimmsten Fall bei 1600 Euro - pro Quadratmeter Nutzfläche. Entweder hebe man die Obergrenzen an, oder es verschiebe sich die Bauaktivität noch stärker in den freifinanzierten Sektor – „solang dort die Wohnungen noch Abnehmer finden“.

Die zuletzt überdurchschnittlich stark gestiegenen Baupreise sind in den Kostenlimits für den geförderten Wohnbau nicht mehr unterzubringen – nicht nur in Wien. Das Bild in vielen anderen Regionen sei ähnlich - speziell in Ballungsräumen wie Innsbruck, Graz, Salzburg oder Linz, wo wir in den vergangenen Wochen für unsere Sonderausgabe Oberösterreich mit vielen Marktteilnehmern die Situation diskutiert haben. Eine Anpassung – die Baukostenobergrenze für förderbaren Wohnbau, ist in den meisten Bundesländern seit vielen Jahren weder erhöht noch zumindest valorisiert worden - wäre hier dringend notwendig – auch mit der Konsequenz, dass damit auch die Mieten im geförderten Wohnbau nach oben klettern würden. Der Abstand zu den Mieten im freifinanzierten Wohnbau würde damit kleiner werden. Ob dies von allen politischen Akteuren gern gesehen werden wird, ist zu bezweifeln. Im Wohnbau selbst sei eine „Billigschiene“ nötig, „die einfach und klar strukturiert ist“, so Wurm bei der Pressekonferenz weiter. „Es muss nicht überall dieselbe Qualität geben“. Ein wahres Wort. Ein richtiger Ansatz.

Dass die Regierung die im Koalitionspakt festgehaltene Übertragung der Kompetenzen von Bund auf die Länder möglichst rasch vornehmen solle, damit die Bundesländer für ihre Wohnbauförderung Preisobergrenzen für den Verkauf von Grundstücken festlegen können, ist aber eindeutig der falsche Weg. Eingriffe in das Eigentumsrecht sind strikt abzulehnen. Dass stark steigende Preise beweisen würden, dass der Markt bei Grundstücken nicht funktionieren würde, ist Humbug.