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Rekordinvestments x Wirtschaftsabschwung = Angst

Warum wir trotz wirtschaftlicher Abschwächungstendenzen im heurigen Jahr ein weiteres Rekordinvestment in Immobilien in Europa erwarten dürfen.
Walter Senk

Warum wir trotz wirtschaftlicher Abschwächungstendenzen im heurigen Jahr ein weiteres Rekordinvestment in Immobilien in Europa erwarten dürfen.

Wenn man die gesamten Immobilieninvestments im vergangenen Jahr in Europa betrachtet, so schaut es nicht nur gut aus, sondern sogar hervorragend. Die Transaktionsvolumina waren alle rekordverdächtig, in einigen Segmenten gab es sogar neue Rekorde, wie unter anderem auch bei Hotel-Immobilien.

Betrachtet man allerdings die aktuellen Wirtschaftsdaten, so sollte das Pendel eher in die Gegenrichtung ausschlagen; abseits der Mainstream-Medien wird bereits sehr wohl von einem Abflachen der Wirtschaft gesprochen und wie sich das auf den Bankensektor auswirken wird, lässt sich derzeit noch nicht genau sagen. Die Investoren sind verunsichert. Was wohl die Unsicherheit der 171 professionellen Immobilienanleger in Deutschland, Frankreich und Großbritannien am stärksten ausdrückt, ist die Tatsache, dass knapp mehr als die Hälfte von ihnen glaubt, dass sie in den kommenden drei Jahren ihre selbstgesteckten Renditeziele nicht erreichen werden. Sie gehen davon aus, dass die Preise weiterhin steigen und die Renditen sinken werden.

„Der Immobilienmarkt wird für Investoren zu einer Gleichung mit immer mehr Unbekannten“, liest man in der Immobilien-Investitionsklima-Studie von Union Investment.

Wie passen die massiven Käufe mit einem unsicheren wirtschaftlichen Umfeld zusammen?

Sehr gut finde ich.

Was nämlich meiner Meinung nach diese Entwicklung kennzeichnet, ist nicht „nur“ der Run auf Renditen – die müssen ja irgendwie abgebildet werden – sondern viel mehr das wirtschaftliche Umfeld.

Grund für diesen Ausverkauf sind die wirtschaftlichen Unsicherheiten, denen sich nicht nur die Institutionellen gegenübersehen, sondern faktisch alle. Denn die Investoren haben – unabhängig von günstigen Finanzierungsmöglichkeiten – nur dann Geld, wenn man es ihnen auch gibt, und das dürften sehr viele tun. Egal, was die Medien berichten, die Verunsicherung über die Zukunft ist groß und der rettende Anker sind nun einmal Immobilien. Das dürften viele Investoren so sehen, denn in Europa tauchen sehr viele neue von ihnen auf – aus dem nordamerikanischen Raum und aus Asien. Dazu kommen noch die Investoren, die prinzipiell nicht in Immobilien veranlagen, aber die Notwendigkeit sehen, zu den volatilen anderen Anlagen im Portfolio eine stabile Komponente hineinzubringen.

Der Konkurrenzdruck wird also immer härter und vor allem werden auch seit rund einem Jahr immer mehr Portfolios mit unterschiedlichen Nutzungsarten und risikobehaftetere Portfolios verstärkt gehandelt. Irgendwie hat man das Gefühl, auch die Investoren wissen nicht genau, wohin es geht, aber bei Sachwerten wie Immobilien wähnt man sich auf der sicheren Seite. Je unsicherer die Wirtschaftslage wird, desto mehr wird auf Immobilien gesetzt. Einige Marktteilnehmer meinen sogar: „Angst ist schon ein gewisser Antrieb.“

Und genau deshalb dürfen wir auch im laufenden Jahr mit neuen Investmentrekorden rechnen. Offiziell wegen des Konkurrenzdrucks, der die Preise erhöht, und wegen des billigen Geldes, inoffiziell jedoch, um das Geld sicher verwahrt zu wissen.