69,7 Prozent der befragten Immobilienexperten sind der Meinung, dass die erwartete Mietpreisentwicklung sowie die geringe Neubautätigkeit kurz- bis mittelfristig gesellschaftliches Konfliktpotenzial bergen. „Nach dem Ampel-Aus wird sich auch die neue Regierung daran messen müssen, ob sie den Wohnungsbau im notwendigen Maß aktivieren kann“, sagt Samina Julevic, CEO des Maklernetzwerks Remax Germany.
Die hohe Nachfrage am Mietmarkt ist nach Meinung Julevics zusätzlich angeheizt worden, weil weniger Mieter in den Käufermarkt übergangen sind. „Es haben in den letzten Jahren weniger Mieter den Sprung ins Wohneigentum geschafft, die damit zusätzlich vom Mietwohnmarkt aufgenommen werden mussten“, sagt sie. Zwar zieht die Nachfrage für Transaktionen mittlerweile an, dennoch hat der Markt nicht seine alte Geschwindigkeit. Komplexere und langwierigere Verkaufsprozesse – den Käufern fehlt das Geld und die Sicherheit Laut 83 Prozent der befragten Makler sind die Verkaufsprozesse in den letzten 12 Monaten komplexer geworden. Nur einer von zehn (11,6 Prozent) spricht vom gleichen Niveau. „Die Vermarktungszeiten haben sich deutlich verlängert. Das hat hauptsächlich zwei Gründe. Zum einen spiegeln sie die gestiegenen Anforderungen an die Finanzierung wider, zum anderen die unterschiedlichen Preisvorstellungen von Verkäufern und Käufern. Während die Preise bereits eine Bodenbildung erfahren haben, bleibt die Finanzierung – vor allem in puncto Eigenkapital – ein Hemmnis und Hauptgrund für die niedrige Eigentumsquote in Deutschland“, erklärt Julevic.
75,5 Prozent der Makler sagen, dass Finanzierungsthemen die Verkaufsprozesse verzögern, gefolgt von fehlendem Eigenkapital (67,3 Prozent) und zu niedrigen Preisvorstellungen der Käufer (63,3 Prozent). Doch auch politische Unwägbarkeiten aufgrund neuerer gesetzlicher Regelungen wie das sogenannte Heizungsgesetz (56,6 Prozent) und die Energieeffizienz (54,8 Prozent) verzögern Transaktionen. Noch mehr als die zu niedrigen Preisvorstellungen der Käufer drücken die zu hohen Preiserwartungen der Verkäufer (76,9 Prozent) die Kaufbereitschaft. Nur 40,5 Prozent hingegen geben an, dass Immobilientransaktionen an der Suche nach einem passenden Objekt, das den Ansprüchen an Lage, Ausstattung und Wohnraum genügt, scheitern. „Die Ergebnisse zeigen, dass nicht das Angebot Grund für die niedrige Zahl an Transkationen ist. Vielmehr müssen Verkäufer die Preise der Nullzinsphase vergessen. Diese spiegeln die Realität nicht wider. Den Maklern kommt dabei eine entscheidende Rolle zu: Sie müssen Käufer und Verkäufer einander annähern und Käufern helfen, eine solide Finanzierung auf die Beine zu stellen“, sagt Julevic.