IMMOunited

Renditeverluste für Handelsimmobilien ohne Nachhaltigkeitsstrategie

80 Prozent aller institutionellen Investoren berücksichtigen derzeit schon Nachhaltigkeitskriterien bei ihren Anlageentscheidungen. Fachmarktzentren sind daher aufgerufen, gezielt auf die neuen Anforderungen zu reagieren. Immobilienmanagern, die hier nicht frühzeitig handeln, drohen Wertverluste zwischen acht und 15 Prozent.
Amelie Miller
Gras
Gras
© AdobeStock/blende11.photo

Diese und viele weitere Erkenntnisse rund um ESG (Environment, Social, Governance) von Einzelhandelsimmobilien stellt der neue Fachmarktzentren Report vor, den die MEC gemeinsam mit ihren Partnern Dr. Lademann & Partner, Nuveen Real Estate, Savills und WISAG heute vorgestellt hat. Die Marktstudie, die dieses Jahr zum achten Mal erscheint, skizziert auf 90 Seiten den Einfluss der Nachhaltigkeit auf die Planung, das Management und die Zukunft von Handelsimmobilien.

Im Wirbel der Coronakrise scheint Nachhaltigkeit vielerorts aus dem Blickwinkel geraten zu sein – völlig zu Unrecht. Denn gerade in Umbruchzeiten eignet sie sich als Messlatte für zukunftsfähiges Wirtschaften, sagt der COO der MEC Christian Schröder.

Nachhaltigkeit ist der große Gamechanger bei Handelsimmobilien aller Assetklassen. Die neuen Anforderungen aus Politik, Gesellschaft, Investmentgesellschaften und Handelsunternehmen sollte die Branche als Weckruf verstehen, um die Center fit zu machen für die Zukunft – zum Nutzen für Investments, Umwelt und Gesellschaft.

FMZ: Pole Position im Wettlauf um die Nachhaltigkeit nutzen

In seiner aktuellen Marktanalyse mahnt Savills die Assetklasse der Fachmarktzentren, sich nicht auf ihrer Pole Position auszuruhen. Zwar haben sich FMZ hierzulande mehr und mehr zum Stützpfeiler des Investmentmarktes für Einzelhandelsimmobilien entwickelt. Seit mehreren Jahren kommen sie auf einen Anteil von mindestens 15 Prozent am gesamten Transaktionsvolumen von Handelsimmobilien, und der langfristige Trendpfeil zeigt auch weiterhin klar nach oben. Um diese Vorreiterrolle jedoch zu verteidigen, wird es immer wichtiger, sich im Wettbewerb um die Investorengelder frühzeitig auf die neuen Ansprüche der Investoren vorzubereiten.

ESG-Kriterien werden bei der Ankaufsentscheidung zunehmend an Bedeutung gewinnen. Daher dürfte es sich auf lange Sicht auszahlen, ihnen auch heute schon Rechnung zu tragen, sagt der Head of Retail Investment Services Germany bei Savills Jörg Krechky. Nur wer frühzeitig in Richtung ESG startet, wird die Gunst der Anleger langfristig erhalten.

Impact Investing als neuer Trend

Für die Eigentümer von Immobilien ist ESG nur der erste Schritt. Wie Nuveen Real Estate in seinem Reportbeitrag schildert, setzen Trendsetter verstärkt auf das Konzept des Impact Investing. Dabei haben sie neben der finanziellen Rendite den möglichen Mehrwert für Umwelt und Gesellschaft auf dem Schirm. Dahinter steht die Überzeugung, dass auch solche Investments erfolgreich sein können, die zugleich die langfristigen Bedürfnisse der Gemeinschaft berücksichtigen, die Beschäftigung ankurbeln und grundlegende Dienstleistungen bereitstellen.

Investoren werden so ihren Beitrag bei der Förderung der sozialen Inklusion leisten können, indem sie in unterversorgten Regionen investieren und sich auf Gebäude konzentrieren, die den tatsächlichen Anforderungen der Gemeinschaft gerecht werden, erklärt Nuveens Senior Portfolio Manager Real Estate Europe Tanja Volksheimer. Die Covid-19-Pandemie hat diese Entwicklung aller Wahrscheinlichkeit nach noch beschleunigt. Denn gute Unternehmensführung versucht gerade in diesen Zeiten, eine Balance zwischen den Bedürfnissen aller Stakeholder zu erreichen und zugleich die langfristige Wertschöpfung nicht aus dem Blick zu verlieren.

Wie Impact Investing praktisch aussieht, schildert ein Bestpractice-Beispiel über ein Investment in einen Seniorenwohnpark, das nach den UN-Nachhaltigkeitszielen ausgerichtet ist.

Corona als möglicher Turbo für nachhaltiges Planungsrecht

Die Nachhaltigkeit von Centern entscheidet sich oft schon in der Planungsphase, wie die Immobilienberatung Dr. Lademann & Partner in ihrem Beitrag darlegt.

Nachhaltig ist das Bauplanungsrecht aber nur dann, wenn es den Handelsstandorten die Luft zum Atmen lässt, erläutert der Geschäftsführende Gesellschafter Uwe Seidel.

Nachhaltig geplante Fachmarktzentren verfügen also über die Flexibilität der artgerechten Weiterentwicklung, was hierzulande bisher auf die wenigsten von ihnen zutrifft.

Corona könnte hier als Turbo für zukunftsweisende Veränderungen dienen, so Seidel.

So haben die FMZ mit ihrem hohen Nachversorgungsanteil während der Pandemie bewiesen, wie krisenfest sie sind. Jetzt sei es an den Kommunen, durch eine flexible Baurechtsplanung nachhaltig aufgestellte Fachmarktzentren zu ermöglichen, die die Zukunft lebendiger Handelsstandorte in den Städten sichern, so die Forderung im FMZ Report.

Green Facility Management (FM) wirkt wie ein Attraktivitäts-Booster

Eine nachhaltige Gebäudebewirtschaftung trägt wesentlich zur Zukunftsfähigkeit von Fachmarktzentren bei. Dies geht aus dem aktuellen im FMZ Report vorgestellten WISAG Nachhaltigkeitsradar hervor. Demnach gaben 72 Prozent der Befragten aus der Fachmarktzentren- und Shoppingcenter-Branche an, dass Green FM auch auf die Attraktivität des Arbeitsplatzes einzahlt. Maßnahmen der nachhaltigen Centerbewirtschaftung reichen vom aktiven Energiemanagement über die Nutzung ökologischer Verbrauchsmaterialien, Geräte und Prozesse bis hin zur Reduktion des Wasserverbrauchs und dem ökologischen Abfallmanagement.

Ausschlaggebend für mehr Nachhaltigkeit ist das intelligente Ineinandergreifen von ökologischen, wirtschaftlichen und sozialen Aspekten, schreibt Vertriebsleiter Shopping Center bei der WISAG Joaquin Jimenez Zabala. Es gehe nicht nur darum, durch Effizienz und Technik den klimaschädlichen CO2-Ausstoß zu reduzieren sowie Ressourcen zu sparen. Wer auf nachhaltige Facility Services setzt, sichert noch viel mehr: attraktive Arbeitsplätze und die Zukunftsfähigkeit seiner Handelsimmobilie“, so Jimenez Zabala.