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Ressourcenknappheit, Lieferengpässe und Preisunsicherheit

Einen Ausweg soll die Digitalisierung liefern. Milan Zahardnik, Gründer & CEO des Proptech Propster im Interview.
Lisa Grüner
Milan Zahardnik
Milan Zahardnik
© Lorant Gulyas

Die Branche leidet unter Ressourcenknappheit, Lieferengpässe und Preis(un)sicherheit. Welche Rolle können da Proptechs spielen?

Proptechs können nicht nur alternative Möglichkeiten bei der Materialbeschaffung aufzeigen oder durch Technologie dabei helfen die Preissicherheit zu erhöhen, sondern sind ein treibender Faktor in der weiter steigenden Digitalisierungswelle, die die Immobilienwirtschaft über die letzten Jahre hinweg erfasst hat.

Waren es zu Beginn dieses Jahres vor allem ESG Themen, so hat sich die Aufmerksamkeit durch die aktuellen politischen und wirtschaftlichen Entwicklungen mehr auf die Ressourcenknappheit verlagert. Dies bedeutet im Umkehrschluss natürlich nicht, dass Nachhaltigkeit und anderen Themen, wie modulares bauen, produkt- und serviceorientierte Geschäftsmodelle völlig vom Tisch sind, sie haben jedoch etwas an Bedeutung verloren.

Proptech und Contech Unternehmen wie Propster, die bereits seit Jahren an disruptiven Geschäftsmodellen für die Immobilienwirtschaft arbeiten, sehen jetzt die Chance Prozesse und Denkweisen nachhaltig durch Technologie zu verändern. Ein ähnliches Phänomen konnten wir bereits während der Covid-19 Krise beobachten, wo Immobilienunternehmen innerhalb kürzester Zeit technische Lösungen implementieren mussten.

Die Covid-19 Krise hat den Proptechs einen guten Schub verpasst ...

Ein gutes Beispiel dafür ist unser eigenes Produkt. Wir konnten innerhalb der Covid-19 Krise die Kundenzahl verdoppeln und die Userzahlen verdreifachen. Die aktuellen Lieferengpässe und vor allem die Preisunsicherheit erlauben es uns unser Geschäftsmodell schneller zu etablieren als gedacht. Da unsere Kunden händeringend nach Lösungen suchen, sind sie bereit die über Jahrzehnte hinweg festgefahrenen Prozesse aufzubrechen.

Die Digitalisierung hat wissentlich eine positive Wirkung auf nachhaltiges Bauen. Welche Schritte setzt Propster für die Branche konkret, um nachhaltiges Bauen attraktiver zu machen?

Dieses Thema liegt mir sehr am Herzen und ich bin froh, dass wir nicht nur ernsthaft darüber nachdenken, sondern auch konkrete Maßnahmen umsetzen. Wobei man muss schon klar sagen - und das sagt auch viel über unsere Branche aus - dass die Digitalisierung nicht der eigentliche Grund dafür ist, warum jetzt Nachhaltigkeit solch einen hohen Stellenwert hat, sondern anerkennen, dass politische Entscheidungen und die damit verbundenen ESG Ziele dazu geführt haben. Wir Start-Ups haben bereits die Lösungen in der Schublade und finden jetzt einfach mehr Gehör bei den Entscheidungsträgern.

Wir bei Propster zum Beispiel, arbeiten mit der IBO (Institut für Bauen und Ökologie) daran über unseren Produkt-Marketplace, der Projektentwicklern, Bauträgern und Generalunternehmern dazu dient ihre Projekte zu planen, Produkt und Materialdaten inkl. Nachhaltigkeitsbarometer zur Verfügung zu stellen.

2021 hat Propster eine Investmentrunde in der Höhe von 3.000.000 Euro abgeschlossen. Welche konkreten Pläne gibt es, vor welchen Herausforderungen stehen Sie derzeit?

Aktuell sind wir auf einem guten Weg unser Unternehmen weiter auszubauen in unseren Kernmärkten Österreich und Deutschland. Darüber hinaus haben wir letztes Jahr unseren ersten Kunden in Großbritannien abgeschlossen und die Schweiz nimmt ebenso weiter Fahrt auf. Alles in allem ist es unser Anspruch in den nächsten Jahren Propster zu einem international agierenden Unternehmen weiterzuentwickeln. Herausforderungen gibt es natürlich zahlreiche und irgendwie werden es nicht weniger.

Wenn ich eine davon hervorheben müsste, dann ist es wohl die aktuelle geopolitische und wirtschaftliche Lage, die einen 100% Fokus und volle Aufmerksamkeit von uns abverlangt. Denn es ist noch nicht ganz klar, wie die gesamte Situation sich in den nächsten Monaten auf unsere Branche weiter auswirken wird.

Propster hat in den vergangenen Monaten vermehrt auf Kooperationen gesetzt. Können Sie uns kurz von den wichtigsten Inhalten dazu erzählen?

Kooperationen sind essentiell wenn es darum geht die Digitalisierung in der Immobilienwirtschaft weiter voran zu treiben, denn wir mit Propster digitalisieren nur einen bestimmten Teil der Wertschöpfungskette und unsere Kunden stehen vor der riesigen Herausforderung sämtliche Prozesse und ihre Geschäftsmodelle Digital auszurichten.

Aus strategischer Sicht sind für mich unsere aktuellen Kooperationen mit der Lindner Group im Innenausbau, bei der wir aktuell unseren Kunden dieses Service mit anbieten oder mit Rendity bei der Projektfinanzierung, wichtig.