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Retail Index: Europas Einzelhandelsmärkte verstimmt

Laut Global Retail Attractiveness Index (GRAI) von Union Investment und GfK sinken die Werte im dritten Quartal 2022 gegenüber dem Vorjahr (3. Quartal 2021) im Schnitt um jeweils 15 Punkte.
Amelie Miller
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© William Barton

Insgesamt büßt der EU-15-Index im dritten Quartal sieben Punkte gegenüber dem Vorjahreswert ein und erreicht mit 106,4 Punkten (Vorjahr 113,4 Punkte) sein schwächsten Niveau seit dem ersten Quartal 2021.

In Deutschland, Österreich, Finnland und Schweden sinken die Werte im dritten Quartal 2022 gegenüber dem Vorjahr (3. Quartal 2021) im Schnitt um jeweils 15 Punkte. Insgesamt büßt der  EU-15-Index im dritten Quartal sieben Punkte gegenüber dem Vorjahreswert ein und erreicht mit 106,4 Punkten (Vorjahr 113,4 Punkte) sein schwächsten Niveau seit dem ersten Quartal 2021.

„Der Handel reagiert in den europäischen Ländern sehr differenziert auf die gestiegenen Herausforderungen. Bei den Konsumenten ist das Sentiment hingegen durch die Bank weg in allen 15 untersuchten Ländern eingebrochen. Das Zwischenhoch bei den Verbrauchern aus dem zweiten Quartal 2022 ist wie weggeblasen. Der Rückgang um 40 Punkte dokumentiert die gravierende Verunsicherung angesichts der Inflationsprognosen für das nächste Jahr.“ 
—Olaf Janßen, Leiter Immobilienresearch bei Union Investment

Abgefedert wird der Rückgang im Retail Index durch den in weiten Teilen Europas weiterhin intakten Arbeitsmarkt und die stabile Entwicklung auf der Seite der Einzelhandelsumsätze. Beide Teilindikatoren legten im dritten Quartal zweitstellig (plus zwölf bzw. zehn Punkte) zu. Die Diskrepanz zwischen negativem Sentiment einerseits und positiven Kennzahlen aus Arbeitsmarktdaten und defacto Umsatz in den Ländern andererseits gehört zu den überraschendsten Ergebnissen der aktuellen Erhebung.

Einen Lichtblick bildet der portugiesische Einzelhandelsmarkt. Als einziges Land im EU-15-Index erzielte Portugal im dritten Quartal Zuwächse und konnte entgegen des allgemeinen Trends um fünf Punkte zulegen. Mit Polen (120 Punkte, plus/minus null)) und Frankreich (111, minus drei) bildet Portugal zum Ende des dritten Quartals das neue Spitzentrio im Index. Erstmals fällt Deutschland (110 Punkte, minus 16) aus der Spitzengruppe und belegt nun den fünften Platz. Schlusslicht ist unverändert Schweden, noch hinter Dänemark, das im Vorjahresvergleich die stärksten Verluste hinzunehmen hatte.

Trotz der signifikanten Rückgänge outperformt der EU-15-Index mit 106 Punkten auch zum Ende des dritten Quartals die Indizes in Nordamerika und Asien. Bei etwas geringeren Verlusten als in Europa (minus vier Punkte) erreicht der Retail Index in Asien/Pazifik mit 93 Punkten erneut nur ein unterdurchschnittliches Niveau. Der Nordamerika-Index verliert im Vergleich zu Europa und Asien/Pazifik am deutlichsten (minus zehn Punkte) und kommt auf nur 95 Punkte. Der Rückgang wird in Nordamerika sowohl von der deutlich gesunkenen Stimmung auf der Anbieter- als auch auf der Nachfragerseite evoziert. In Asien/Pazifik tragen zusätzlich gesunkene Einzelhandelsumsätze zum Rückgang im Index bei. Die größten Verluste in den beiden Übersee-Indizes weisen zum Ende des dritten Quartals Australien (93 Punkte, minus 14) sowie Kanada (95 Punkte, minus 13) aus.

Zur Methodik

Der Global Retail Attractiveness Index (GRAI) von Union Investment bildet die Attraktivität der Einzelhandelsmärkte von insgesamt 20 Ländern in Europa, Amerika und Asien-Pazifik ab. Dabei bedeuten 100 Indexpunkte eine durchschnittliche Bewertung. In den EU-15-Index gehen die Indizes der EU-Länder Schweden, Finnland, Dänemark, Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien, Großbritannien, Österreich, Niederlande, Belgien, Irland, Portugal, Polen und Tschechien ein, gewichtet mit ihrer jeweiligen Bevölkerungszahl. In den Nordamerika-Index gehen die Indizes der USA und Kanadas ein; der Asien-Pazifik-Index berücksichtigt Japan, Südkorea und Australien.

Halbjährlich vom Marktforschungsunternehmen GfK ermittelt, setzt sich der Global Retail Attractiveness Index aus zwei Stimmungsindikatoren und zwei datenbasierten Indikatoren zusammen. Alle vier Faktoren gehen gleichgewichtet, d.h. mit jeweils 25 Prozent, in den Index ein. In den Index fließt sowohl die Stimmung der Nachfrageseite (Consumer Confidence) als auch die Stimmung der Angebotsseite (Business Retail Confidence) ein. Als quantitative Input-Faktoren werden die Veränderung der Arbeitslosigkeit und die Entwicklung des Einzelhandelsumsatzes (rollierend 12 Monate) in den GRAI einbezogen. Nach Standardisierung und Transformation haben die Input-Faktoren jeweils einen Mittelwert von 100 sowie einen theoretischen Wertebereich von 0 bis 200 Punkte. Dem Index liegen Daten aus aktuellen Quellen von GfK, EU-Kommission, OECD, Trading Economics, Eurostat sowie der nationalen Statistikämter zugrunde. Die dargestellten Veränderungen beziehen sich jeweils auf den entsprechenden Zeitraum des Vorjahres (Q3 2021).