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Rückenwind

Round Table: Die Zeiten der Deals sind vorbei - Durch Kaufen und Verkaufen sind keine Wertsteigerungen mehr zu machen - Das heißt, der Bestand muss ordentlich gemanagt werden, sind Frank Brün (AREAMA), Michael Klement (United Benefits Holding) und Alina Nichiforeanu überzeugt.
Michael Neubauer
KLEMENT, NICHIFOREANU, BRÜN
KLEMENT, NICHIFOREANU, BRÜN
© Rizar.Photo | V.l.n.r.: Michael Klement (United Benefits Holding), Alina Nichiforeanu, Frank Brün (AREAMA) und Michael Neubauer (ImmoFokus)

Vor rund zwei Jahren wurde die AREAMA gegründet. Der vor kurzem präsentierte Leistungskatalog ist das erste große abgeschlossene Projekt. Ein Meilenstein?

Frank Brün: Die Austrian Real Estate Asset Management Association wurde im Frühjahr 2021 gegründet. Ziel ist es, die Berufsgruppe der Asset Manager in Österreich stärker zu vernetzen, das Berufsbild zu schärfen und einen Austausch zu relevanten Branchenthemen herzustellen.

Der Begriff „Real Estate Asset Management“ ist in Österreich noch nicht wirklich angekommen. Es gab bisher keine allgemein gültige Definition. Genau hier wollten wir mit der AREAMA ansetzen. Mit dem Leistungskatalog ist uns ein erster wichtiger Schritt gelungen. Ich glaube wir dürfen stolz darauf sein.

Wenn ich noch kurz etwas zu den Zielen der AREAMA sagen darf: unter anderem die Definition des Berufsbildes des Real Estate Asset Managements in Abgrenzung zu anderen Berufsbildern, die Positionierung und Weiterentwicklung des Berufsbildes der Real Estate Asset Managern, Sicherung der fortlaufenden Weiterbildung und Schutz des Berufsbildes durch Einhaltung eines strengen Code of Conduct für die in der Immobilienwirtschaft tätigen Personen und Unternehmen.

Ambitionierte Ziele …

Michael Klement: Durchaus. Real Estate Asset Management ist ein spannendes Thema. Ich bin froh, dass die AREAMA gegründet worden ist und wir engagieren uns sehr gerne.

Nachdem wir als United Benefits Holding von der Projektentwicklung auch hinein ins Asset Management gehen wollten, war für uns ganz klar, wir wollen Real Estate Asset Management auch in Österreich etablieren.

Als dann Frank Brün und Georg Stadlhofer von Drees & Sommer mit der Frage auf mich zugekommen sind, ob wir uns in der AREAMA bei der Erstellung eines Leistungskataloges engagieren wollen, waren ich und das ganze Team der EKAZENT, in der die Real Estate Asset Management Aktivitäten der Holding gebündelt sind, von Anfang an mit Begeisterung dabei.

Brün: Die Erstellung des Leistungskatalogs für Österreich darf durchaus als Meilenstein gewertet werden. Es gab den Schmäh: „Asset Management gibt es in Österreich nicht, denn es gibt kein Berufsbild, es gibt keinen Leistungskatalog, keine Leistungsbeschreibung und auch keine Gewerbeberechtigung.“ Das trifft jetzt nicht ganz zu.

Das heißt jeder konnte/kann sich Real Estate Asset Manager nennen – also auf den Punkt gebracht – auch ich?

Brün: Natürlich kann sich jeder Asset Manager nennen. Das tun auch viele. Mit dem Leistungskatalog und einem eigenen Berufsbild, wird diese unklare Zuordnung bald der Vergangenheit angehören. Daher standen beziehungsweise stehen der Leistungskatalog und die Schärfung des Berufsbildes an der Spitze unserer Aktivitäten.

Wie schärfen wir das Berufsbild? Indem wir einen Leistungskatalog definieren. Unser Vorbild, das Deutsche Leistungsverzeichnis von der Royal Institution of Chartered Surveyors (RICS) ist auch in den Niederlanden, Frankreich und Italien in Anwendung.

Klement: Dieser Leitfaden berücksichtigt den gesamten Investmentzyklus von Immobilien. Er gibt Orientierung unabhängig davon, ob die Leistungen durch internes oder externes Asset Management erbracht werden. Wichtig ist die Schnittstellendefinition bei der Beauftragung, Steuerung und Kontrolle der nachgelagerten Dienstleister wie dem Property Management, dem Facility Management und dem Center Management.

Brün: Diese Abgrenzung zu den Berufsbildern Property Management, dem Facility Management oder auch dem Center Management, ist die zentrale Aufgabe bei der Schärfung des Berufsbilds. Wie beim Leistungskatalog werden wir dazu einen Arbeitskreis bilden.

In diesem Arbeitskreis werden wir insbesondere die Abgrenzung zu den Hausverwaltungen, Maklern und Bauträgern herausarbeiten. Sieht man sich den Leistungskatalog genau an, ist die Immobilien-Treuhand nur ein kleiner Teil dessen, was Real Estate Asset Manager machen. Dafür müssen wir aber erst ein Bewusstsein schaffen.

Alina Nichiforeanu: Wenn ich noch einmal auf das Leistungsverzeichnis zurückkommen darf. Die Gliederung orientiert sich an der Struktur des von Royal Institution of Chartered Surveyors (RICS) veröffentlichten „Leistungsverzeichnis Asset Management“ und wurde für die nationalen Gegebenheiten in Österreich adaptiert und ergänzt um die Themen ESG und EU-Taxonomie für Asset Manager. In Summe gibt es 20 Bausteine. Wobei der gesamte Investmentzyklus von Unternehmen wird alle Bausteine benötigen – weil der Fokus der Unternehmen sehr unterschiedlich sein kann. Da der eine oder andere Baustein im Haus selbst durch eigene Expertise abgedeckt sein kann.

Hat das Real Estate Asset Management bedingt durch das aktuelle Marktumfeld an Bedeutung gewonnen? Die Zeit der raschen Drehung inklusiver (zu) hohen Aufwertungen scheint vorerst einmal vorbei?

Klement: Die Zeiten, in denen die Rendite der Immobilie über den An- und Verkauf gesteuert wurde, sind vorbei. Jetzt muss mit den Immobilien gearbeitet werden – und das macht ein Real Estate Asset Manager. Beim Start unserer Arbeitsgruppe zum Thema Leistungskatalog war ich mir nicht sicher, ob wir das Thema ESG mitaufnehmen sollen. Heute bin ich heilfroh, dass wir es getan haben. Die Dynamik der vergangen 12 Monate gibt uns nachträglich recht. ESG und EU-Taxonomie sind gerade dabei die Immobilienwirtschaft nachhaltig zu verändern.

Wie gesagt: Die Zeiten der Deals sind vorbei. Jetzt wird es schwierig. Man muss sich auf den Bestand konzentrieren. Durch Kaufen und Verkaufen sind keine Wertsteigerungen mehr zu machen. Das heißt, der Bestand muss ordentlich gemanagt werden. Viele Unternehmen haben den Bestand vernachlässigt und stehen vor großen Herausforderungen. Dafür braucht man andere Leute als jene, die klassische Deals gedreht haben.

Da wird noch so manches über die Immobilienwirtschaft hereinbrechen. Mittlerweile wissen auch alle, was die Abkürzung bedeutet. Wir sind gefordert – aber auch die Politik, die hier interessante Förder- und Finanzierungsmöglichkeiten schaffen muss.

Nichiforeanu: Es gibt viel zu tun im Asset Management. In der aktuellen Situation der steigenden Zinsen und Kosten darf man sich weniger Objekt- und/oder Asset-Risiken leisten wie in der Vergangenheit. Das Thema energetische Transformation wird uns alle fordern Im Asset Management haben wir im Moment viel zu tun.

Das vollständige Round-Table-Gespräch finden Sie in der Ausgabe 03/2023 des ImmoFokus.