News

Sanierung im Wohnbau

Um für sommerkühle Wohnungen die Umwelt nicht durch Klimageräte zu belasten, ist es wichtig, bei geplanten Sanierungsarbeiten die richtigen Maßnahmen zu ergreifen.
Amelie Miller
Außenliegender Sonnenschutz
Außenliegender Sonnenschutz
© Trimmel Wall Architekten

Laut einer Prognose der ETH Zürich soll Wien bis 2050 in Hitzeperioden der Klimazone von Skopje entsprechen. Dies würde bedeuten, dass die Österreicherinnen und Österreicher in den heißesten Monaten Temperaturen ausgesetzt wären, die um 7,6° C wärmer sind als 1850! Sommertauglichkeit von Wohngebäuden wird von vielen Experten aktuell als die wichtigste Herausforderung gesehen. Insbesondere bei Bestandsbauten besteht die Gefahr, dass der Sommerkomfort durch die Anschaffung von Klimageräten die Ziele der Klima- und Energiepolitik konterkariert. Um diese Ziele zu erfüllen, den Energieverbrauch zu senken und gleichzeitig die Energieeffizienz von Gebäuden zu verbessern, ist vor allem eine ganzeinheitliche Sanierung notwendig: Das bedeutet den Energieverbrauch beim Heizen zu senken und gleichzeitig den Stromverbrauch durch Kühlgeräte und Klimaanlagen nicht in die Höhe zu treiben. Darüber hinaus erzeugt Klimatisierung viel Abwärme, die gerade in urbanen Gebieten die Außenluft zusätzlich erwärmt und die nächtliche Abkühlung verhindert. 

Bei Neubauten kann aufgrund der vorzulegenden Energieausweise auf einen effektiven Sonnenschutz ohnedies kaum verzichtet werden. Damit kurz- und mittelfristig der Energieverbrauch infolge mechanischen Kühlens nicht ungebremst in die Höhe schnellt, ist es vor allem bei bestehenden Gebäuden wichtig, mit passiven Maßnahmen wie Beschattung und Nachtlüftung auf das sich ändernde Klima nachzurüsten.

Richtige Beschattung macht den Unterschied

Ein Jahr hat 4.380 Tagstunden, von denen mindestens 50 Prozent so kühl sind, dass sie keine Sonnenschutzmaßnahmen erfordern. Von den verbleibenden ca. 2.200 Stunden, sind wiederum etwas weniger als 50 Prozent sonnig. Durch den Gang der Sonne resultieren daraus 250 bis 400 Stunden je Fassadenorientierung und Jahr, an denen besonnte Fenster unbedingt beschattet werden sollten. Für eine effektive Beschattung sind also ca. 10 Prozent der Tagstunden erforderlich, um eine Überwärmung von Mitte April bis Ende Oktober zu vermeiden. Im Großteil Österreichs ist es möglich, mit Beschattung und Nachtlüftung trotz steigender Temperaturen Wohngebäude sommertauglich zu planen und zu bauen. Bei einem typischen Wohnraum kann ein effektiver außenliegender Sonnenschutz die Temperatur von Innenräumen um ca.10 Grad kühler halten als im Vergleich zu einem Raum mit unbeschatteten Fenstern.

Außenliegender Sonnenschutz kühlt effektiv und umweltschonend

Ein Blick in die Städte des Südens zeigt, wie man sich dort traditionell vor zu viel Sonne schützt. Man sieht vor allem geschlossene Fensterläden mit Lichtschlitzen oder steil abfallende Markisen, die auch noch den vorgelagerten Balkon abschatten. Die außenliegenden Beschattungen werden individuell auf das Gebäude abgestimmt, geplant und gebaut. Diese Herangehensweise bestätigen auch Experten: Laut einer Studie der TU-Graz ergeben sich die niedrigsten Raumtemperaturen – unabhängig von der Bauweise – durch eine konsequente, am besten automatisch gesteuerte temporäre Beschattung kombiniert mit einer effektiven Nachtlüftung.

Förderungen als sinnvoller Motor bei der Sanierung

Die Experten des Bundesverbandes Sonnenschutztechnik sehen die Politik in der Pflicht. Zum einen dürfen die klimabedingt höheren Außentemperaturen nicht durch die Abwärme von Klimageräten und Klimaanlagen weiter erhöht werden. Und zum anderen gilt es zu verhindern, dass die Bemühungen bei der Reduktion der Heizenergie durch zusätzliche Klimatisierung teilweise zunichte gemacht werden. Dafür braucht es den Weitblick auf das Ganze und nicht eine kurzsichtige Problembeseitigung. Um den Anforderungen hinsichtlich Energie, Komfort und Design gerecht zu werden, bieten die österreichischen Sonnenschutz-Hersteller zahlreiche unterschiedliche Lösungen an. Wird der Sonnenschutz im Gebäudebestand ähnlich wirkungsvoll nachgerüstet, wie dies bei der Wärmedämmung der Fall ist, sind sommertaugliche Wohnräume im Großteil Österreichs auch in Zeiten des Klimawandels ohne mechanisches Kühlen realisierbar! Die Bundesländer Wien, Niederösterreich und Tirol haben jedenfalls schon einen wesentlichen Schritt getan und fördern außenliegenden variablen Sonnenschutz auch in der Sanierung!