EZB-Direktorin Isabel Schnabel sieht noch keinen Sieg im Kampf gegen die Inflation und mahnt zu einem vorsichtigen Zinskurs. Eine schrittweise Herangehensweise sei mit Blick auf die weitere Lockerung der geldpolitischen Linie angemessen, sagte die deutsche Ökonomin am Mittwoch in Frankfurt. Zugleich wandte sie sich mit Blick auf den weiteren Zinspfad gegen Überlegungen, unter das neutrale Niveau zu gehen, womit die Geldpolitik die Konjunktur befeuern würde.
"Das Risiko einer nennenswerten und dauerhaften Unterschreitung des Inflationsziels bleibt gering", sagte Schnabel mit Blick auf die von der Zentralbank angepeilte Marke für die Teuerung im Euroraum von 2 Prozent. Es gebe keine Notwendigkeit, das neutrale Niveau zu unterschreiten, das die Wirtschaft weder bremst noch anschiebt.
Das italienische EZB-Ratsmitglied Fabio Panetta hatte die Idee in den Raum gestellt, dass die Zinsen möglicherweise auf ein Niveau sinken müssten, das niedrig genug sei, um die Wirtschaft anzukurbeln. Angesichts der abklingenden Teuerungswelle in der Währungsunion hat die Europäische Zentralbank (EZB) in diesem Jahr bereits dreimal ihren Leitzins gesenkt. Für die am Donnerstag anstehende Teuerungsrate im Oktober erwarten von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Experten einen Anstieg auf 1,9 Prozent, womit die Rate nur knapp unter dem Ziel der EZB von zwei Prozent bleiben würde.
Doch die nach einheitlichen europäischen Standards berechnete Inflationsrate in Deutschland kletterte im Oktober von 1,8 auf 2,4 Prozent. Sie liegt damit wieder deutlich über dem von der EZB angestrebten Wert für die Währungsunion. Das dürfte die Debatte um den künftigen Zinskurs der Europäischen Zentralbank (EZB) befeuern. Bundesbankchef Joachim Nagel hatte mit Blick auf die weitere Lockerung der Geldpolitik der EZB wie nun Schnabel zur Vorsicht gemahnt. Er warne davor, jetzt zu hastig über den weiteren Verlauf der Zinssenkung nachzudenken, sagte er kürzlich am Rande der Jahrestagung von IWF und Weltbank. (apa)