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Schritt für Schritt zur Kreislaufwirtschaft

Porr führt Aufbereitungsanlage für Mineralwolle ein.
Michael Neubauer

400.000 Tonnen Baurestmassen haben im Vorjahr im Recycling Center Himberg (RCH) ein neues Leben erhalten. Aus Ziegeln wird Ziegelsplitt gemacht, der später zur Begrünung von Dächern eingesetzt wird. Aus Beton wird Recyclingbeton.

Nun wurde im RCH eine neue Aufbereitungsanlage eingeführt: Sie löst ein bekanntes Problem bei der Deponierung von Mineralwollabfällen.

Mineralwolle zählt zu den am häufigsten eingesetzten Dämmstoffen beim Gebäudebau. Da sie sehr leicht und voluminös ist, verbraucht sie jedoch sehr viel Deponievolumen und ist wenig standsicher. In Österreich ist die Deponierung von Mineralwolle ab 2026 verboten.

Die PORR hat eine innovative Aufbereitungsanlage eigens für Mineralwollabfälle entwickelt und patentiert. Bei dieser wird das Material so zerkleinert, mit Zusatzstoffen versetzt, dass das Volumen um bis zu 80 % reduziert wird. Damit kann das Material deponiert oder anderweitig verwertet werden. Die Anlage ist dabei geschlossen und die Luft wird vollständig abgesaugt und gefiltert, damit es zu keinen Faseremissionen kommt. In Österreich beträgt die geschätzte Abfallmenge an Mineralwolleabfällen ca. 24.000 t pro Jahr.

„Wir haben in der Bauwirtschaft und ganz besonders in der PORR immer das Ziel Kreislaufwirtschaft vor Augen. Das heißt, dass wir nach diesem erfolgreichen Schritt auch die Recycling- und Verwertungsmöglichkeiten für Mineralwolle ausloten“, erklärt Zeljko Vocinkic, Geschäftsführer der PORR Bau GmbH und Recyclingexperte der PORR. „Allerdings haben wir, wie auch bei anderen Baurestmassen wie etwa Styropor, das Problem, dass Mineralwolle kein sortenreines Abfallprodukt ist sondern natürlich Verunreinigungen hat. Hier muss also eine Lösung gefunden werden.“

Rahmenbedingungen schaffen

2,2 Mio. t Baurestmassen recycelt die PORR jährlich über Recyclingstandorte wie Himberg und auf den eigenen Baustellen. Davon ersetzen wiederum 1,7 Mio. t auf eigenen Baustellen und Anlagen die Primärrohstoffe. Besonders gut funktioniert etwa das Recycling von Beton, der zu Recyclingbeton verarbeitet wird und Ziegeln, die zu einem pflanzenfreundlichen Dachsubstrat werden, das zur Begrünung von Dächern eingesetzt wird. Auch Asphalt wird zu Recyclingasphalt.

„Wir bauen in weiteren Bereichen unsere Recyclingquoten aus. So zum Beispiel sind wir in einem Forschungsprojekt zur Wiederverwertung von Styropor beteiligt und an einem Projekt zum Recycling von Gips – beides Bereiche, die in Österreich noch extrem unterbelichtet sind“, erklärt Vocinkic. „Hier ist forschungstechnisch noch enorm Luft nach oben.“

Insgesamt sieht der Experte das Ziel Kreislaufwirtschaft durchaus kritisch. Vieles ist möglich, muss aber auch gesetzlich möglich und wirtschaftlich nachhaltig sein. „Ein Beispiel ist Recyclingbeton. Es gibt Regelungen, wonach Beton bestimmter Güteklassen nur 10-15 % Recyclingbeton beinhalten darf. Wenn diese Güteklassen in Ausschreibungen gefordert werden, sind unsere Möglichkeiten begrenzt. Ganz anders ist die Lage etwa in den Niederlanden.