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Schwache Geschäfte im deutschen Einzelhandel im Oktober

Im Oktober bisher stärkster realer Rückgang in diesem Jahr - Ökonom: "Wegen Inflationssense ziehen Verbraucher die Köpfe ein" - Stabiler Arbeitsmarkt könnte Abschwung bremsen
Amelie Miller
Einzelhandel
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Die inflationsgeplagten deutschen Verbraucher haben im Oktober deutlich weniger Geld im Einzelhandel ausgegeben. Die Geschäfte nahmen 1,7 Prozent weniger ein als im Vormonat, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag mitteilte. Inflationsbereinigt (real) sank der Umsatz mit 2,8 Prozent sogar so stark wie seit Dezember 2021 nicht mehr. Im Vergleich zum Oktober 2021 gab der reale Umsatz um 5,0 Prozent nach.

Experten zufolge spricht der schwache Auftakt in das vierte Quartal für eine schrumpfende Wirtschaft. "Das Zahlenwerk untermauert die These der beginnenden Winterrezession", sagte der Chefvolkswirt der VP Bank, Thomas Gitzel. Im zurückliegenden dritten Quartal hatten die Konsumenten mit steigenden Ausgaben noch mit dafür gesorgt, dass das Bruttoinlandsprodukt um 0,4 Prozent gewachsen ist.

Ein Grund für die Kaufzurückhaltung im Herbst dürfte die hohe Inflation sein, die im Oktober mit 10,4 Prozent auf den höchsten Stand seit 1951 kletterte. Das nagt an der Kaufkraft der Verbraucher. Im Sommerquartal fielen die Reallöhne bereits im Rekordtempo von 5,7 Prozent. "Wegen der Inflationssense werden die Verbraucher die Köpfe weiter einziehen", sagte der Chefvolkswirt der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank, Alexander Krüger. Die schlechte Konsumstimmung - die den GfK-Marktforschern zufolge im Oktober auf ein Rekordtief fiel - habe bereits miese Umsatzzahlen angedeutet. "Spätestens jetzt sind sie da, und besser dürfte es vorerst nicht werden", sagte Krüger.

Besonders stark leidet der Facheinzelhandel mit Lebensmitteln: Dessen realer Umsatz fiel im Oktober um 11,2 Prozent niedriger aus als im Vormonat, ebenso der im Handel mit Einrichtungsgegenständen, Haushaltsgeräten und Baubedarf. "Die Konsumenten verzichten vor allem auf diejenigen Dinge, die nicht unbedingt lebensnotwendig sind", sagte Chefvolkswirt Gitzel. Der lange boomende Internet- und Versandhandel kam auf ein Minus von 7,2 Prozent.

Auf das laufende Weihnachtsgeschäft blicken die Einzelhändler pessimistisch. 70 Prozent rechnen mit einem schlechteren Verkauf als im Vorjahr, wie aus einer Umfrage für den Handelsverband Deutschland (HDE) hervorgeht. Die Mehrheit der Unternehmen zeigte sich mit der Umsatzentwicklung am ersten Adventswochenende unzufrieden. "Das Weihnachtsgeschäft steht unter dem Eindruck der Energiekrise", sagte HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth. Der HDE erwartet für November und Dezember einen Gesamtumsatz von mehr als 120 Milliarden Euro. Das wäre zum Vorjahr ein nominales Plus von 5,4 Prozent, aber nach Abzug steigender Preise ein reales Minus von 4 Prozent.

Hoffnung auf einen nicht allzu starken Absturz macht der robuste Arbeitsmarkt. Die Zahl der Erwerbstätigen in Deutschland liegt aktuell auf einem Rekordwert: Im Oktober gingen 45,7 Millionen Personen einer Arbeit nach. Trotz Energiekrise und drohender Winterrezession wollen die Unternehmen mehr Personal einstellen. Das per Umfrage unter 9.000 Betrieben ermittelte Beschäftigungsbarometer kletterte im November um 1,8 auf 99,6 Punkte, wie das Ifo-Institut ermittelte. Das ist der erste Anstieg nach zuvor fünf Rückgängen in Folge. (apa/dpa)