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Schweizer Notenbank senkt Zinsen erneut - Leitzins bei 1,0 Prozent

Ökonomen hatte eine Senkung des Schlüsselzinses um 0,25 Prozentpunkte prognostiziert
Michael Neubauer

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) lockert ihre Geldpolitik weiter und senkt ihren Leitsatz zum dritten Mal in Folge. Der SNB-Leitzins werde um 0,25 Prozentpunkte auf 1,0 Prozent gesenkt, teilte die Notenbank am Donnerstag mit. Zudem sei die Nationalbank weiterhin bereit, bei Bedarf am Devisenmarkt aktiv zu sein, erklärte die SNB.

Im Vorfeld der vierteljährlichen geldpolitischen Lagebeurteilung der SNB befragte Ökonomen hatte überwiegend eine erneute Senkung des Schlüsselzinses um 0,25 Prozentpunkte prognostiziert.

Der Inflationsdruck in der Schweiz ist gegenüber dem Vorquartal nochmals deutlich zurückgegangen. Dieser Rückgang spiegelt unter anderem die Aufwertung des Frankens über die letzten drei Monate wider. Mit der heutigen Lockerung der Geldpolitik trägt die Nationalbank dem gesunkenen Inflationsdruck Rechnung. In den nächsten Quartalen können weitere Zinssenkungen erforderlich werden, um die Preisstabilität in der mittleren Frist zu gewährleisten.

Die Inflation ist seit der letzten Lagebeurteilung tiefer ausgefallen als erwartet. Sie lag im August bei 1,1%, gegenüber 1,4% im Mai. Zum Rückgang haben insbesondere importierte Waren und Dienstleistungen beigetragen. Insgesamt wird die Inflation in der Schweiz gegenwärtig vor allem von der Teuerung der inländischen Dienstleistungen bestimmt.

Die neue bedingte Inflationsprognose liegt deutlich unter jener von Juni. Zur Abwärtsrevision tragen der stärkere Franken, der tiefere Erdölpreis und die für kommenden Januar angekündigten Strompreissenkungen bei. Mit dem stärkeren Rückgang der Inflation sind auch geringere Zweitrundeneffekte in der mittleren Frist zu erwarten. Die neue Prognose befindet sich über den gesamten Prognosezeitraum im Bereich der Preisstabilität (vgl. Grafik). Sie liegt im Jahresdurchschnitt bei 1,2% für 2024, 0,6% für 2025 und 0,7% für 2026.

Die Prognose beruht auf der Annahme, dass der SNB-Leitzins über den gesamten Prognosezeitraum 1,0% beträgt. Ohne die heute beschlossene Zinssenkung läge die bedingte Inflationsprognose noch tiefer.

Die Weltwirtschaft wuchs im zweiten Quartal 2024 moderat. Die Inflation liegt in vielen Ländern immer noch über den Zielwerten der Zentralbanken. Sie bildete sich in den vergangenen Monaten jedoch weiter zurück. Verschiedene Zentralbanken senkten in der Folge ihre Leitzinsen.

Der Inflationsdruck im Ausland dürfte über die nächsten Quartale weiter graduell nachlassen. Gleichzeitig sollte sich das moderate Wachstum der Weltwirtschaft fortsetzen.

Dieses Szenario für die Weltwirtschaft unterliegt nach wie vor bedeutenden Risiken. So könnten die geopolitischen Spannungen zunehmen und eine schwächere Entwicklung der Weltwirtschaft zur Folge haben. Gleichzeitig ist nicht auszuschliessen, dass die Inflation in einigen Ländern länger erhöht bleibt.

In der Schweiz wuchs das Bruttoinlandprodukt (BIP) im zweiten Quartal 2024 solide. Besonders die chemisch-pharmazeutische Industrie entwickelte sich dynamisch, während das Wachstum in vielen anderen Branchen moderat war. Die Arbeitslosigkeit stieg weiter leicht an. Die gesamtwirtschaftlichen Produktionskapazitäten waren normal ausgelastet.

In den kommenden Quartalen dürfte das Wachstum in der Schweiz aufgrund der jüngsten Aufwertung des Frankens und der moderaten weltwirtschaftlichen Entwicklung eher verhalten ausfallen. Die SNB erwartet für dieses Jahr ein BIP-Wachstum von rund 1%. In diesem Umfeld sollte die Arbeitslosigkeit weiter leicht ansteigen, während die Auslastung der Produktionskapazitäten leicht sinken dürfte. Mittelfristig sollte die wachstumsdämpfende Wirkung der jüngsten Aufwertung nachlassen, und die Wirtschaftsentwicklung sollte sich damit schrittweise verbessern. Für das Jahr 2025 erwartet die SNB gegenwärtig ein Wachstum von rund 1,5%.

Wie für das Ausland unterliegt auch die Prognose für die Schweiz bedeutender Unsicherheit. Das Hauptrisiko stellen Entwicklungen im Ausland dar.

Am Hypothekar- und Immobilienmarkt war die Dynamik über die letzten Quartale schwächer als in den Jahren zuvor. Die Verwundbarkeiten an diesen Märkten sind leicht zurückgegangen, bestehen aber nach wie vor. (apa/red)