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Sentiment in der Hotellerie überschaubar positiv

Martin Schaffer, Geschäftsführer und Partner bei mrp hotels, spricht im Interview über den Sommer 2022 in der heimischen Hotellerie, explodierende Energiekosten und eine mögliche Insolvenzwelle
Patrick Baldia
Schaffer
Schaffer
© Mischa Nawrata, MRP-Consult

Nicht wenige „Experten“ sind noch im Frühjahr, zumindest für die heimische Ferienhotellerie, von einem Rekordsommer ausgegangen. Haben wir tatsächlich einen Rekordsommer erlebt?

Martin Schaffer: Nein. Für die Ferienhotellerie war die Ausgangslage eine andere: Anders als im Vorjahr, hatten die Österreicher nicht den pandemiebedingten Druck, in Österreich Urlaub zu machen. Viele sind heuer wieder weiter weggefahren. Das gilt auch für viele Gäste aus Deutschland, der Schweiz oder den Niederlanden. Und auch wenn die Stadthotellerie mancherorts, wie etwa in Wien, einen durchaus guten Sommer hatte, so lag die Nachfrage noch immer unter dem Niveau von 2019. Trotzdem kann man sagen: dass die Nachfrage wieder da ist, gibt der angeschlagenen Branche etwas Selbstvertrauen.

In den letzten zweieinhalb Jahren haben wir wiederholt über eine drohende Insolvenzwelle in der Hotellerie gesprochen. Kürzlich hat der KSV von einem starken Anstieg der Insolvenzen gesprochen. Zu den Treibern wurde neben Handel und Bau auch der Tourismus gezählt …

Eine Insolvenzwelle wurde wegen der staatlichen Förderkulisse und vor allem der Aussetzung der Insolvenzantragspflicht verhindert. Angesichts der krassen Auswirkungen der explodierenden Energiekosten ist die Hotellerie aber weiter auf Hilfe angewiesen. Zur Veranschaulichung: die Energiekosten haben im Durchschnitt einen Anteil von fünf Prozent am Gesamtumsatz. Dass sie heuer um das Doppelte oder Dreifache höher sind als sonst, frisst die EBITDA-Margen auf und bringt die Pachten unter Druck. Das ist ein Dilemma, das uns wahrscheinlich noch ein, zwei Jahre begleiten wird. Dazu kommt auch noch ein zu befürchtender Konsumeinbruch – Stichwort Rezession.

Wie wird es weiter gehen?

Die große Frage ist, wie sich die Kosten weiter entwickeln werden. Und da meine ich nicht nur die Energiekosten. Schließlich muss die Hotellerie auch steigende Löhne oder hohe Lebensmittelpreise verdauen. Daher: Auch wenn die langfristige Perspektive für die Hotellerie keineswegs schlecht ist, ist das aktuelle Sentiment nur überschaubar positiv. Das zeigt sich auch in der Entwicklungs-Pipeline: Zwar werden einige in Bau befindliche Hotelprojekte fertiggestellt, das meiste wird aber aufgeschoben. Keiner weiß, wie sich Energiepreise, Inflation und Zinsen weiterentwickeln werden.