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Signa - Analyst: Pleite könnte Julius Bär 400 Mio. Franken kosten

Schweizer Privatbank hat über 600 Mio. Franken Kredite offen und bisher Wertberichtigungen von 70 Mio. Franken vorgenommen - Rund 120 Banken haben Milliarden im Feuer, Versicherer ebenso
Patrick Baldia
Julius Bär
Julius Bär
© AdobeStock | Die Signa-Pleite könnte der Schweizer Privatbank Julius Bär teuer zu stehen kommen

Die Milliardenpleite der Immo-Beteiligungsgesellschaft Signa Holding könnte die Schweizer Privatbank Julius Bär laut Schätzung der Zürcher Kantonalbank deutlich mehr Geld kosten, als der Vermögensverwalter bisher dafür vorgesorgt hat. "Wir haben unsere Erwartung für Kreditverluste auf 400 Mio. Franken auf dem erwähnten Engagement erhöht, um zu berücksichtigen, dass bei Private Debt oft kein direkter Rückgriff auf reale Vermögenswerte besteht", so ZKB-Analyst Michael Klien.

Eine Sprecherin von Julius Bär lehnte eine Stellungnahme zu der Schätzung ab. Die Bank hatte im November eine Wertberichtigungen in Höhe von rund 70 Mio. Franken (rund 74 Mio. Euro) auf sein Kreditportfolio angekündigt und kurz darauf ein Kreditrisiko von 606 Mio. Franken bei einer nicht genannten Unternehmensgruppe eingeräumt. Insidern zufolge handelt es sich dabei um Signa.

Die drei Immo-Kredite im Gesamtvolumen von über einer halben Milliarde Euro seien durch mehrere Pakete von Sicherheiten in Verbindung mit Gewerbeimmobilien und Luxuseinzelhandel besichert, so Julius Bär im November. Das Engagement werde "langfristig restrukturiert". Das Signa-Exposure ist deutlich übergewichtig - zum Vergleich: Das gesamte Private-Debt-Kreditbuch beläuft sich nach Angaben von Julius Bär auf 1,5 Mrd. Franken. Die nächstgrößeren Positionen nach dem genannten Immo-Engagement betragen 216 Millionen und 140 Millionen Franken. Diese Kredite gingen "nicht an Immobilienunternehmer". Das restliche Portfolio bestehe aus 19 deutlich kleineren Positionen, hatte es geheißen.

"Nach einem Treffen mit Evie Kostakis, CFO von Julius Bär, glauben wir, dass die am 20. November angekündigte Kreditabschreibung auf ein Private Debt Engagement isoliert bleiben dürfte", vermerkte Klien am Montag in einem Marktkommentar.

Julius Bär würde zu den größten Kreditgebern der verschachtelten Immobiliengruppe des Tiroler Investors René Benko gehören. Rund 120 Banken sollen Insidern zufolge Benko Geld geliehen haben - allein österreichische Banken sollen rund 2,2 Mrd. Euro offen haben. Neben Julius Bär sollen etwa auch die Raiffeisen Bank International (RBI) sowie deutsche Landesbanken wie die Helaba und die BayernLB mit jeweils dreistelligen Millionensummen engagiert sein.

Etwaige Pleiten der Signa Prime und des Bauträgers Signa Development könnte sich noch stärker auswirken als jene bei der Beteiligungsholding, die mit mehr als 5 Mrd. Euro Verbindlichkeiten schon die größte Insolvenz der österreichischen Wirtschaftsgeschichte darstellt. Laut Insidern liegen die Schulden bei Prime und Development nochmal beim Doppelten. Wichtige Gläubiger sind dabei neben Banken auch Versicherungen, wie die "Financial Times" berichtet hatte. Sie hätten mehr als 3 Mrd. Euro an den Signa-Konzern verliehen, etwa ein Drittel davon unbesichert, wie es hieß.

Zu den Versicherern, die nun um ihr Geld fürchten müssen, zählen etwa die deutsche Allianz (300 Millionen), die Münchener Rück (700 Millionen), R+V (500 Millionen) und Signal Iduna, ein mittelständischer Versicherer aus Dortmund (1 Milliarde). In Österreich entfallen 130 Mio. Euro auf die Vienna Insurance Group (VIG) und die Uniqa. Die Generali Österreich und Wüstenrot seien ohne Lasten, hieß es auf APA-Anfrage. Wüstenrot-Chefin Susanne Riess-Hahn ist Aufsichtsrätin bei den beiden wichtigen, aktuell nicht insolventen Gesellschaften Signa Prime Selection AG, in der die Top-Immobilien der Gruppe gebündelt sind, und Signa Development Selection AG. (apa)