Der kriselnde letzte große deutsche Warenhauskonzern Galeria hofft womöglich erneut auf staatliche Unterstützung. Galeria habe einen Antrag auf Staatshilfe gestellt, sagte eine mit der Angelegenheit vertraute Person am Freitag der Nachrichtenagentur Reuters. Erst im Jänner hatte die deutsche Bundesregierung das Unternehmen mit weiteren 220 Mio. Euro gestützt. Galeria Karstadt Kaufhof gehört der Signa Holding des österreichischen Investors Rene Benko.
Galeria wollte sich zu der Frage eines neuen Antrags gegenüber Reuters nicht äußern. Die Nachrichtenagentur dpa hatte zuvor darüber berichtet. "Das kann ich nicht näher kommentieren", sagte ein Sprecher des deutschen Wirtschaftsministeriums. Rechtlich sei es möglich, dass Unternehmen trotz bereits gewährter Hilfen, erneut Anträge stellen könnten. "Wie erfolgreich dann diese Anträge sind, darüber kann ich hier nicht spekulieren."
Galeria hatte sich schon 2021 mit dem Bund auf einen Kredit in Höhe von 460 Mio. Euro verständigt. Der Warenhausriese war 2019 aus der Fusion von Karstadt und Kaufhof hervorgegangen.
Galeria hatte Ende vergangener Woche den Sanierungstarifvertrag gekündigt. Folge dieser Kündigung sei unter anderem das "Einfrieren" der Vergütung der Beschäftigten auf dem aktuellen Lohnniveau und die Verpflichtung mit Verdi zu verhandeln. Verdi hatte das Vorgehen scharf kritisiert.
Galeria-Chef Miguel Müllenbach warb in einem der Nachrichtenagentur Reuters vorliegenden Mitarbeiter-Brief um Verständnis. Es gehe um ein "Thema von existenzieller Bedeutung", betonte der Manager in dem Schreiben vom 7. Oktober. "Wir werden unseren Weg nur erfolgreich fortsetzen können, wenn es uns gelingt, die Finanzierung von Galeria neu zu strukturieren und dem Unternehmen neues, frisches Kapital zuzuführen." Ausgelöst durch die Invasion Russlands in der Ukraine im Februar sei das Konsumklima in Deutschland auf ein historisches Rekordtief eingebrochen. Die Energiepreise seien dramatisch explodiert und die Inflation auf ein Rekordhoch gestiegen. Das habe auch Galeria schwer getroffen. So müsse Galeria in den kommenden zwei Jahren über 150 Mio. Euro allein für Energie mehr aufwenden als bisher geplant.
Die deutsche Gewerkschaft Verdi hat angekündigt, die Lage genau unter
die Lupe nehmen. Die Verdi-Bundestarifkommission Galeria habe
entschieden, die aufkommenden Fragen mit interner und externer
juristischen Unterstützung zu beantworten. Darüber hinaus sollten
Sachverständige Zahlen, Daten und Fakten des Unternehmens unabhängig von
der vorliegenden Datenlage der Galeria-Unternehmensleitung bewerten.
Das Management und der Eigentümer müssten Lösungen aufzeigen. "Probleme
auf die Beschäftigten abzuwälzen, ist keine akzeptable Lösung." (apa/reuters)