Auch für den heimischen Immobilienkonzern Signa rund um den Tiroler Investor René Benko sind die goldenen Zeiten am Markt vorerst vorbei. Die Preise beruhigen sich und Finanzierungen sind schwieriger. Um die generell angespannte Lage abzufedern, hat sich die Signa Holding Unternehmenskreisen zufolge 400 Mio. Euro frisches Kapital aus den eigenen Reihen gesichert, wie Medien am Dienstag unter Verweis auf einen zuvor im deutschen "Handelsblatt" erschienenen Artikel berichteten.
Benko selbst und Bestandsinvestoren wie der Ex-Strabag-Chef Hans Peter Haselsteiner, der Gründer und Eigentümer der größten deutschen Heimtierbedarfskette Fressnapf, Torsten Toeller, und die brasilianische Unternehmerfamilie Koranyi-Arduini sollen laut mehreren mit der Transaktion vertrauten Personen in die Immobiliengesellschaft eingezahlt haben. Besagte Industriellenfamilie, die in der Schweiz und in Brasilien wohnt, sei schon länger ein wichtiger Geldgeber der Signa-Gruppe. Auf Medienanfragen hin wollte das Unternehmen keine Stellungnahme zu der kolportierten Geldspritze abgeben.
Jedenfalls verschafft sich Signa durch die Kapitalerhöhung mit Hilfe der bestehenden Aktionäre im derzeit schwierigen Marktumfeld für Immobilien etwas Luft. Angesichts rückläufiger Immobilienpreise sinken die Bewertungen, zu denen das Unternehmen ihre Objekte in den Büchern hat. Gleichzeitig sind die Finanzierungskosten wegen der höheren Zinsen deutlich nach oben gegangen. Die Bankkredite der Signa nimmt derzeit die europäische Bankenaufsicht unter die Lupe.
Informationen aus Branchenkreisen zufolge habe Benko schon vor Monaten den Immobiliendienstleister JLL damit beauftragt, weitere Investoren zu finden, so das "Handelsblatt". Es gehe um sogenanntes Mezzaninkapital, eine Mischung aus Fremd- und Eigenkapital ohne Stimmrechte.
In den vergangenen Jahren hat Benko unter Einsatz von viel Fremdkapital ein Immobilienimperium aufgebaut, zu dem unter anderem das Goldene Quartier in Wien, das Upper West in Berlin und das Chrysler Building in New York gehören. Die Gruppe, die auch hinter der deutschen Kaufhauskette Galeria Karstadt Kaufhof steht, halte Häuser im Wert von rund 28 Mrd. Euro, so die Zeitung.
Der Gewerbeimmobilienmarkt bröckelt massiv. So brach das Transaktionsvolumen in den sieben größten deutschen Metropolen heuer im ersten Halbjahr gegenüber dem Vorjahreszeitraum laut Immobilienspezialist Cushman & Wakefield um 65 Prozent auf 9,8 Mrd. Euro ein - das schwächste Halbjahr seit 2012.
Signa reagiert und baut seit einiger Zeit das Portfolio um - in Österreich wurden beispielsweise die Möbelhauskette Kika/Leiner bis auf das Stammhaus in der Wiener Mariahilfer Straße verkauft. In Deutschland ging das im Bau befindliche Bürohochhaus Mynd in Berlin per Mitte Juni vollständig an Commerz Real und auch ein Anteil an der Immobilie des Kaufhofs am Berliner Alexanderplatz gehört nun der Commerzbank-Tochter. Weiters geht der größte Einzeldeal auf dem deutschen Gewerbeimmo-Markt im ersten Halbjahr 2023 auf das Konto von Signa: Die Hälfte des Berliner Luxuskaufhauses KaDeWe verkaufte Benko kürzlich an den thailändischen Geschäftspartner Central Group.
Weitere Immobilien sollen Maklern zufolge, die namentlich nicht genannt werden wollen, zum Verkauf stehen - so etwa in München das frühere Kaut-Bullinger-Haus an der Rosenstraße, das Benko erst vor drei Jahren um angeblich 80 Mio. Euro erworben habe, und das Kaufhof-Gebäude am Rotkreuzplatz, wie das "Handelsblatt" weiters berichtete.
Am Markt werde die 400 Mio. Euro schwere Kapitalerhöhung als Zeichen gewertet, dass wichtige Investoren weiterhin an das Geschäftsmodell glauben. Auch geldgebende Banken sehen darin grundsätzlich einen Schritt in die richtige Richtung, ebenso wie in Immobilienverkäufen, so die Zeitung unter Verweis auf Finanzkreise. Viele Banken seien "reserviert", spätestens seit die EZB-Bankenaufsicht ihre Engagements bei Signa abgefragt habe. Als positives Signal am Markt gilt jedoch auch, dass der deutsche Logistikmilliardär Klaus-Michael Kühne gemeinsam mit Signa in das Berliner Bürogebäude Beam investiert, wie vor wenigen Wochen verkündet wurde. Kühne, der laut "Handelsblatt" 10 Prozent an der Signa Prime Selection hält, soll das Engagement 350 Mio. Euro wert sein. Im Februar hatte sich der Investor in einem Interview mit dem deutschen "Manager Magazin" mit Blick auf Benkos Geschäfte noch vorsichtig geäußert: "Das ist derzeit etwas volatil, das Thema haben wir unter Beobachtung." (apa)