Der seit vergangenem Dezember amtierende Signa-Prime-Vorstand Erhard Grossnigg (77) will sich nach der kommenden Hauptversammlung aus dem Management der insolventen Luxus-Immobiliengesellschaft zurückziehen. Den baldigen Rückzug begründete der Sanierungsexperte mit einem Hinweis auf sein Alter. Es werde der Signa-Prime-Aufsichtsrat neu gewählt werden und es werde auch einen neuen Vorstand geben, sagte Grossnigg gegenüber dem Ö1-"Morgenjournal" des ORF-Radio am Dienstag.
Der frühere SPÖ-Chef und Bundeskanzler Alfred Gusenbauer ist seit 2010 amtierender Signa-Prime-Aufsichtsratschef. Ende Februar hatte Gusenbauer angekündigt, für den ehestmöglichen Zeitpunkt nach der Gläubigerversammlung am 18. März eine Hauptversammlung einzuberufen. Am Ende dieser werde er als Chefkontrolleur aus dem Aufsichtsrat ausscheiden. Laut Medienberichten wollen sich aus dem Signa-Prime-Aufsichtsrat auch Ex-Vizekanzlerin und Wüstenrot-Chefin Susanne Riess-Hahn, Ex-RBI-Chef Karl Sevelda und Ex-Bank-Austria-Generaldirektor Karl Samstag zurückziehen. Im Signa-Prime-Vorstand ist Manuel Pirolt seit 2013 aktiv und Tobias Sauerbier seit 2019. Mitte Dezember 2023 wurde der damalige Signa-Prime- und Development-Chef Timo Herzberg mit dem Hinweis auf grobe Pflichtverletzungen seines Amts enthoben. Seitdem hat man zu dieser Causa nichts mehr gehört.
Ob die Gläubiger der Luxus-Immobiliengesellschaft, wie im am Montag angenommen Abwicklungs-Sanierungsplan vorgesehen mindestens 30 Prozent ihrer Forderungen zurückbekommen, ist nicht fix. "Das kann man nicht so voraussagen, aber das wäre der Plan. Das hat auch der Gutachter so bestätigt", sagte Grossnigg. Zum Portfolio der Signa Prime gehören beispielsweise das Berliner Luxuskaufhaus KaDeWe, das Selfridges in London und der auf 100 von 245 Meter Bauhöhe derzeit gestoppte Elbtower in Hamburg und viele weitere Immobilien, etwa das Goldene Quartier und das Hotel Park Hyatt in Wien sowie das Kaufhaus Tyrol in Innsbruck. Der Immobilienmarkt sei in einem nicht sehr guten Zustand, daher seien Immobilienverkäufe aktuell "nicht sehr einfach", sagte der Signa-Vorstand im Hinblick auf die Treuhandlösung. "Die Eigentümer haben ihr Vermögen abgegeben und jetzt schauen wir, dass wir gut abwickeln."
Laut Grossnigg war Signa-Gründer Rene Benko nicht in die Erarbeitung des Sanierungsplans eingebunden und hat auch keine finanziellen Zuschüsse in Aussicht gestellt. "Ich habe ihn einmal gesehen zwei Minuten, das war es." In den Fokus sind zuletzt auch Geldflüsse von Signa-Gesellschaften vor Insolvenzeröffnung gerückt. "Das wird auch überprüft werden", kündigte der Signa-Prime-Vorstand an.
Die Signa-Pleitenserie ist die mit Abstand größte Insolvenz der österreichischen Wirtschaftsgeschichte. Gegenüber der insolventen Luxus-Immobiliengesellschaft Signa Prime haben bisher 475 Gläubiger Forderungen in Rekordhöhe von 12,8 Mrd. Euro angemeldet, derzeit sind rund 5,9 Mrd. Euro vom Insolvenzverwalter anerkannt. Gegen die Signa Development sind 2,3 Mrd. Euro an Forderungen angemeldet, wovon bisher 1,3 Mrd. Euro anerkannt sind. (apa)