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Sind die Krisen der einen, die Chancen der anderen?

Advicum Consulting gibt eine Einschätzung zur österreichischen Wirtschaftslage
Lorenz Selinger
Lorenz Selinger
Sind die Krisen der einen, die Chancen der anderen?
© Advicum Consulting

In Österreich wechseln jährlich rund 300 Unternehmen von internationaler Relevanz im Rahmen einer M&A-Transaktion den Eigentümer. Hinzu kommen üblicherweise mehr als 1.000 weitere Verkaufsprozesse im KMU-Bereich. Mit der nachlassenden Konjunktur und steigenden Insolvenzzahlen erhält das Thema Mergers & Acquisitions neue Brisanz – eine Einschätzung von Advicum Consulting.

„Die hohe Unsicherheit in den Märkten, die gesunkene Nachfrage und der Kostendruck treffen nicht nur Unternehmen, die unter strukturellem Konsolidierungsdruck stehen oder an Versäumnissen der Vergangenheit leiden. Auch strategisch gut positionierte Unternehmen bzw. deren Eigentümer können sich durch die aktuelle Krise gezwungen sehen, das Eigenkapital zu stärken.“
—Roman Pongracz, Associate Partner bei Advicum Consulting

Ein weiterer Treiber ist das Thema Nachfolge, das in den vergangenen Jahren stark an Bedeutung gewonnen hat. Ein Eigentümerwechsel kann hier nicht nur eine Lösung, sondern auch neue Zukunftsperspektiven für den operativen Geschäftsbetrieb bieten. Hohe Liquidität trifft auf strategischen Bedarf

Verglichen mit großen Finanzkrisen der Vergangenheit stellt sich die Situation für M&A-Experten heute anders dar. Liquidität ist nach wie vor reichlich vorhanden, und das Interesse an attraktiven Investitionsmöglichkeiten ist ungebrochen. Dies gilt sowohl für Eigenkapitalinvestoren als auch für Fremdkapitalgeber.

„Daraus ergeben sich nicht nur für krisenbedingt angeschlagene Unternehmen gute Chancen nach einem professionell geführten M&A-Prozess erfolgreich weiterzuleben, sondern auch für starke und gut aufgestellte Firmen, aktiv zu konsolidieren, in neue Segmente zu wachsen oder die Wertschöpfungskette zu verlängern. Gerade jetzt sollten Investoren nicht auf Gelegenheiten warten, sondern gezielt geeignete Unternehmen ansprechen und sich als Partner für die Zukunft positionieren.“
—Roman Pongracz
„Als erschwerender Faktor kommt gerade bei krisenbedingten Verkaufsprozessen (‚Distressed M&A‘) meist der Zeitdruck hinzu. Während die Uhr tickt, muss parallel zur Ausarbeitung eines realistischen Sanierungskonzeptes und der daraus folgenden ersten Umsetzungsschritte umgehend auch ein solides Verständnis über das Transaktionsobjekt sowie die Auswahl geeigneter Investoren erfolgen.“
—Roman Pongracz

Während bei klassischen M&A-Transaktionen eine Vorlaufzeit von rund 6-9 Monaten üblich ist, ist diese Zeit in Krisenfällen nicht vorhanden. Ein straffes Prozessmanagement und die flexible, teilweise parallele Durchführung einzelner Schritte werden daher entscheidend.

„Ein guter externer Berater managt den M&A-Prozess und coacht die Beteiligten. Wichtig ist, dass dieser aus der Erfahrung vieler Transaktionen, aus technischem, betriebswirtschaftlichem und juristischem Verständnis heraus agiert, das nötige Fingerspitzengefühl mitbringt und sich nicht oder zumindest nicht nur als Makler versteht. Es braucht einen verlässlichen Begleiter, der gezielt und interdisziplinär agiert.“
—Roman Pongracz