Im Lockdown habe ich dem ORF einige Interviews über mögliche Ent- wicklungsszenarien der Pandemie im Handel gegeben. Wissen Sie noch? Konzerte und Klatschen am Balkon, Dankesreden an die Ärzte, Zusam- menhalt und Mitgefühl. Die Journalisten fragten, ob das jetzt aus meiner Sicht eine langanhaltende Wirkung hat und die Gesellschaft verändern wird. Nö.
Das, was wir in den letzten Monaten beobachten konnten, war eine er- staunliche Fähigkeit sich anzupassen – aber nicht zu verändern. Obwohl wir die Fähigkeit in uns hätten.
Es wäre allerdings ein Fehler zu glauben, dass dieses Verhalten von allein anhält oder Wesentliches für immer verändert. Wenn das der Fall wäre, wären die Scheidungsraten nicht dort wo sie sind.
Der Zustand, in dem aufgrund der Krise alle zueinander gehalten haben und einander geholfen haben, war ein Sonderprogramm, das durch die Krisensituation, von außen initiiert, ermöglicht wurde. Ist die Krise vorbei, dauert Sie zu lange oder flacht Sie ab, werden wir automatisch in den Normalzustand zurückgeworfen und dieser Normalzustand ist in vielen Fällen, sagen wir mal, ernüchternd. Nachhaltige Veränderungen sind nämlich nur dann möglich, wenn wir bewusst lernen, diesen Zustand ohne Hilfe von außen täglich zu leben, zu üben und zu integrieren. Von selbst wird’s nicht gehen.
Wenn Sie super Klavier spielen wollen, müssen Sie hart und jeden Tag üben, damit Sie eines Tages mit Leichtigkeit spielen können. Warum gehen so viele aber davon aus, dass sie das „Klavier der Menschlichkeit“ beherrschen? Manche setzen sich ans „Klavier des Lebens“, haben es nie gelernt – wo denn auch – und hauen auf die Tasten mit den Füßen, in dem Glauben es sei Musik ...
Somit sind die Zettel in den Stiegenhäusern, wo Nachbarschaftshilfe angeboten wurde, die Dankbarkeit gegenüber der Verkäuferin im Laden oder gegenüber dem Arzt Geschichte.
Immer verliebt zu bleiben ist möglich, aber es bedarf Arbeit und viel Mut dort hinzuschauen, wo es nicht ganz so super ist, nämlich in die Abgründe seiner eigenen Seele – und wer gibt schon gerne zu, dass er Schwächen hat, im Haifischbecken unserer Gesellschaft. Wir alle wissen, was es heißt, konsequent an einer Sache dranzubleiben, die man sich vorgenommen hat, und zu üben, hinzufallen, aufzustehen und weiter zu üben. Entwick- lung ist nicht linear, manchmal wirft es uns zurück, aber:
Bleiben Sie verliebt!
Ihre
Hania Bomba