Der Tourismus kommt nicht zur Ruhe. Nach überstandener Pandemie halten die Branche Unwetter, die hohe Inflation und der akute Personalmangel in Atem. "Es ist ein sehr spezieller Sommer, mit relativ vielen Herausforderungen, vor allem mit der Wettersituation. In manchen Regionen hat es sehr oft sehr viel geregnet", sagte Tourismus-Staatssekretärin Susanne Kraus-Winkler zur APA. "Es wird trotzdem ein guter Sommer, aber kein Rekordsommer." Kärnten hat besonders gelitten.
"Kärnten ist das einzige Bundesland, das heuer in der ersten Hälfte der Saison gegenüber dem Vorjahr ein leichtes Minus hatte", so Kraus-Winkler mit Blick auf die Buchungszahlen. Auch Anfang August trafen die Regenmassen manche Regionen dort besonders hart - vor allem rund um den Klopeiner See und den Wörthersee. "Der Sommer rechnet sich natürlich nur, wenn er nicht nur halb, sondern die ganze Sommersaison läuft." Um den Tourismus in Kärnten nochmal anzukurbeln, sei die Spätsommerkampagne der nationalen Tourismusmarketing-Organisation Österreich Werbung etwas vorgezogen worden. Dadurch habe man "kein Zusatzbudget gebraucht".
Das größte Problem zu Beginn der Saison sei generell "sicher der Arbeitsmarkt" gewesen, strich die Touristikerin im Gespräch mit der APA hervor. Es mangelte vielfach an Personal - "Koch, Kellner und Zimmermädl" waren dringend gesucht. In der Hotellerie habe sich das dann im weiteren Verlauf "eingependelt", in der Gastro nicht. Bei Köchinnen und Köchen etwa dauere zum einen die Ausbildung länger, zum anderen sei "das die Position, wo sie die schwierigsten Arbeitszeiten haben", oft auch abends. Welche Fachkräfte fehlten, hänge auch sehr stark von der Destination ab. In Blumau in der Oststeiermark würden derzeit beispielsweise 40 Lehrlinge ausgebildet, beim Hotel Retter in Pöllauberg (Bezirk Hartberg-Fürstenfeld) seien es 20 - dort gebe es keine Personalprobleme. "Es gibt aber auch viele Betriebe, die sich schwertun", räumte die Tourismus-Staatssekretärin ein, die auch Gründungsgesellschafterin der "Loisium Wine und Spa Hotels" ist.
Als weitere große Herausforderung nannte Kraus-Winkler die Inflation. "Die Teuerung ist ein Thema, mit dem noch immer alle kämpfen." Zum einen konnten die starken Preiserhöhungen nicht zur Gänze an die Gäste weitergegeben werden, zum anderen sind die Urlauberinnen und Urlauber sparsamer. "Was wir merken, ist, dass die Gäste bei den Nettoausgaben sensibler werden", hielt die Branchenexpertin fest. Aber auch flexibler. "Die Gäste, die zeitlich unabhängig sind, suchen sich etwas, wo es günstiger ist."
Miet-Ferienwohnungen: Höchste Zuwachsraten
Bemerkenswert sei diesen Sommer auch die massiv gestiegene Nachfrage nach gewerblichen Ferienwohnungen. "Dort hatten wir bei den Nächtigungen die höchsten Zuwachsraten", sagte Kraus-Winkler unter Verweis auf Daten der Statistik Austria. Das sei im Mai und im Juni so gewesen, und werde sich auch im Juli nicht geändert haben. "Ferienwohnungen gehen halt gut und sind für viele eine Alternative zum Hotel." Bei den ausländischen Gästen gab es in diesem Segment ein Buchungsplus von mehr als 20 Prozent, bei den inländischen einen Anstieg im mittleren einstelligen Prozentbereich.
"Ein Minus haben weiterhin die Privatquartiere - vor allem bei den inländischen Gästen." Die Buchungen in der gehobenen Hotellerie seitens der Urlauberinnen und Urlauber aus Österreich waren ebenfalls stark rückläufig. "Das heißt, der Inländer spart ein bisschen." Auch insgesamt zog es - nach den Coronajahren - wieder spürbar mehr Inländer ins Ausland.
Der Blick der Tourismus-Staatssekretärin auf das gesamte Buchungsjahr 2023 ist jedenfalls optimistisch. "2019 hatten wir rund 152 Millionen Nächtigungen, 2022 waren es 137 Millionen und heuer werden wir wahrscheinlich bei 145 bis 147 Millionen liegen", rechnet Kraus-Winkler mit einer nahezu vollständigen Rückkehr auf die alten Höhen vor der Corona-Pandemie, vor allem auch in der Stadthotellerie. "Was heuer stark aufholen wird, wird Wien sein."
Und das obwohl der Zustrom aus Asien noch aussteht. Die für den Städtetourismus wichtigen Chinesen kommen voraussichtlich erst 2024 in großer Zahl wieder und damit ein Jahr später als erhofft. Heuer waren die Hindernisse noch zu groß: "Der chinesische Markt hat ja zu einem Großteil ausgelassen", so die Touristikerin. Und daran wird sich in den kommenden Monaten nicht mehr viel ändern. "Sie sind ja klassischerweise bei uns nicht im Winter unterwegs, das heißt, da ist nicht mehr so viel zu holen." Derzeit dauere die Ausstellung der Visa noch Monate, die Flugkapazitäten würden erst hochgefahren und die Tickets sind teurer. Zudem dauere der Flug um zwei Stunden länger, da Russland wegen des Ukraine-Kriegs umflogen wird. Das erhöht die Ticketpreise zusätzlich. Vor Corona buchten chinesische Gäste rund 1,5 Millionen Nächtigungen pro Jahr. (apa)