Wie man im Nullzinsumfeld noch Rendite erzielt analysierten Kapitalmarktexperten auf der gestrigen Börsianer Roadshow im Meinl am Graben in Wien. Alle Anlageprofis waren sich einig, dass man Konjunktursorgen, Chaos-Brexit und das Nullzinsmonster zwar ernst nehmen müsse, die Weltbörsen langfristig aber unverändert attraktive Investitionschancen böten. Frei von Sorgen zeigten sich die Vorstandsvorsitzenden der Porr AG und Strabag SE, die äußerst optimistisch auf die zukünftige Unternehmensentwicklung blickten.
Alois Wögerbauer, Geschäftsführer 3 Banken-Generali Investment Gesellschaft, sieht Aktien als die letzten Renditebringer: „Wenn alles andere keine oder eine Mini-Rendite bringt, sind Aktien mit einer Gewinn-Rendite von 5 bis 6 Prozent super und im Vergleich günstig.“ In Österreich setzt er auf Zykliker wie OMV, Palfinger oder Wienerberger „auch wenn der Aufholprozess im ATX erst einsetzen wird wenn die Konjunkturerwartungen wieder nach oben drehen“.
Für Philipp Good, CEO Fisch Asset Management, ist die erwartete Konjunkturdelle kein Grund zur Sorge: „Je schlechter die News, desto besser die Märkte. Das ist die neue Realität, da alle auf die Zentralbanken vertrauen. Und die machen bisher einen guten Job und werden das auch weiter tun.“
Peter Szopo, Chief Equity Strategist Erste Asset Management, hält Konjunktursorgen zwar für berechtigt, man müsse aber auch nicht auf jede Meldung mit Panik reagieren. Denn „die Aktienmärkte sind günstig, auf keinen Fall überbewertet. Das gilt auch für österreichische Aktien, die gute Einstiegsniveaus bieten.“
Diana Sippel, Director Fund Distribution Germany & Austria Principal Global Investors, rät hingegen zu Immobilien und Nachranganleihen bonitätsstarker Emittenten: „Immobilien-Reits oder -AGs sind ein guter Dividendenbringer. Besonders gefragt sind aktuell Spezialanbieter im Healthcare-Bereich, die von den demografischen Megatrends profitieren.“
Karl-Heinz Strauss, Vorstandsvorsitzender Porr AG, könnte sich zum 150. Unternehmensgeburtstag kein besseres Umfeld wünschen: „Wir haben Rekordaufträge. Und solange die Zinsen niedrig und der Aufholbedarf im Infrastrukturbereich hoch bleibt sehe ich keine Abschwächung der Märkte.“ Den intelligenten Wachstumskurs setze man mit Fokus auf Profitabilitätssteigerung wie geplant fort.
Rekordauftragsbestände verzeichnet auch die Strabag SE. Vorstandsvorsitzender Thomas Birtel: „Wir haben unseren Auftragsbestand im ersten Halbjahr 2019 noch einmal deutlich gesteigert und müssen uns bei knappen Ressourcen die Aufträge derzeit aussuchen.“ Bei der Umsetzung der Wachstumsstrategie käme man gut voran. „Wir sind auf einem sehr guten Weg, unser Ziel für die EBIT-Marge von 4 Prozent im Jahr 2022 zu erreichen.“