Jedes fünfte Kind lebt mit seinen Eltern, Geschwistern, oder einem Elternteil weit unter der Armutsgrenze. Wir reden nicht von Armutsgefährdung, sondern von Armut.
Rund 1,5 Millionen Menschen, die in Österreich leben, können entweder ihre Miete, ihre Heizung oder ihr Essen nicht bezahlen. Neben den Kindern sind das in der Regel AlleinerzieherInnen, Frauen im Alter, Langzeitarbeitssuchende oder Menschen mit einer chronischen Erkrankung bzw. lebenslanger Beeinträchtigung.
1, 5 Millionen Menschen
Um wieviel sich diese Zahl heuer und kommendes Jahr aufgrund der Teuerungsexplosion noch erhöhen wird, kann nur sehr schwer eingeschätzt werden. Von sozialen Einrichtungen weiß ich, dass Menschen, die in die Armut abrutschen, sich unglaublich lange nicht outen, viele oft erst „kurz vor 12“.
Furchtbar, denken Sie sich jetzt bestimmt und dass es ja Gott sei Dank bei uns einen sicheren Sozialstaat gibt, der sich hoffentlich auch weiterhin ausgeht, wenn doch so viele Fremde auch noch zu uns kommen!
Aber ich stehe weiterhin konsequent zu meiner Meinung! Die wahren Feinde des sozialen Friedens in Österreich sitzen nicht in Zelten vor einem Asylaufnahmezentrum, auch nicht in Booten am Mittelmeer oder an den Schengengrenzen. Sie sitzen auch nicht am Arbeits- oder Sozialamt. Sie sitzen in unseren Regierungsgebäuden, völlig egal ob im Bund, im Land oder in den Gemeindesälen.
Während nämlich die Stadt Wien im „Standard“ oder in der „Presse“ ganzseitige Inserate schaltet, dass niemand zurückgelassen wird und dabei ausgerechnet in diesen anspruchsvolleren Medien bewirbt, dass jeder Bedürftige Wohnbeihilfe beantragen kann, wird abseits der medialen Beobachtung einfach die Miete in manchen Gemeindebauwohnungen um bis zu 290 Euro angehoben, von einem Monat auf den nächsten. Wohnbeihilfe kann von den sozial Schwächsten im Übrigen gar nicht beantragt werden – so viele Inserate sie auch abdrucken lassen.
Lottogewinn erforderlich
Für „gemeinnützigen“ Wohnbau braucht man mittlerweile einen Lottogewinn im mittleren Rang, um die Eigenmittel auf den Tisch legen zu können.
Vor Kurzem durften wir aus den Medien erfahren, dass diese vermeintlich „Gemein“nützigen seit der jüngsten Gesetzesänderung im Wohnungsgemeinnützigkeitsgesetz zukünftig noch stärker für Wohnungseigentümer und -anleger bauen dürfen.
Einmal abgesehen davon, dass hier mit wesentlichen Vorteilen in Konkurrenz zum privaten Wohnbau getreten wird und die Wettbewerbsverzerrung klar im Raum steht: Wie lässt sich Anlegerwohnbau bitteschön mit Gemeinnützigkeit vereinbaren?
Alles egal, denkt sich die regierende Kaste, so lange das Volk mit Asylthemen abgelenkt oder gegen die reichen Immobilientreuhänder, die laut AK immer mehr in Geld schwimmen, aufgehetzt werden kann.
Alles egal, solange mit Steuergeld gearbeitet wird.
Alles egal, wenn die Wahlrechnung letztendlich stimmt.
Soziale Wohn(bau)politik und Sozialpolitik, jene Schlagwörter, die wie der Fußball-WM-Pokal von den Politikern zurecht als Grundpfeiler unseres Landes emporgehoben werden, fallen in der Realität heute genau diesen zum Opfer.
Aber glauben Sie mir. Die größten Printinserate werden die Not nicht mehr lange verdecken können.
Die Wand bröckelt, die Not wird sichtbar, sie geht uns alle an und betrifft uns alle.
Dass die Politik handelt, bevor die Not unaufhaltbar wird, bleibt wohl ein frommer Wunsch.