„Die Inflationsrate im Euroraum nähert sich dem Zielwert der EZB und die konjunkturelle Situation bleibt mit hohen Unsicherheiten behaftet. Vor diesem Hintergrund kommt die Leitzinssenkung der EZB um 25 Basispunkte auf 2,0 Prozent wenig überraschend und wurde an den Kapitalmärkten bereits antizipiert. Der Leitzins liegt damit auch im Bereich des von der EZB als neutral betrachteten Zinssatzes. Eine weitere Zinssenkung im zweiten Halbjahr ist nicht ausgeschlossen. Die Preisentwicklung der einzelnen Komponenten des Warenkorbs bleibt allerdings heterogen. Zum Rückgang der Inflation tragen vor allem die rückläufigen Energiepreise bei. Preistreibend wirken dagegen weiterhin Dienstleistungen. Bei Lebensmitteln hat sich die Preisdynamik sogar verstärkt. Durch die erneute Zinssenkung nähert sich die reale Rendite nominalverzinster Anlagen zunehmend der Null-Prozent-Marke. In diesem Zuge dürften Investitionen in Immobilien und weitere Real Assets in der Portfolioallokation an Attraktivität gewinnen und könnten zusätzlich von den geplanten Investitionspaketen in Infrastruktur und Verteidigung sowie einem daraus resultierenden Konjunktur- und Wachstumsimpuls profitieren."
—Felix Schindler, Head of Research & Strategy, HIH Invest.
Tim Schomberg
Kingstone
„Die EZB hat heute den Leitzins erneut gesenkt – möglicherweise ein Wendepunkt im aktuellen Zinssenkungszyklus, der vor rund einem Jahr bei 4,5 Prozent begann und nun mit einem Niveau von 2,0 Prozent dem neutralen Zinsbereich sehr nahekommt. Da sich die langfristigen Zinsen bereits seit geraumer Zeit auf einem stabilen Niveau bewegen, entsteht durch die Kombination aus konstanten Langfristrenditen und erfolgten Faktoranpassungen ein zunehmend attraktives Umfeld für Immobilieninvestitionen. Ich erwarte, dass die EZB nun in eine Beobachtungsphase übergeht und die Wirkung ihrer bisherigen Maßnahmen abwartet."
—Tim Schomberg, CEO und Founder, KINGSTONE RE.
Francesco Fedele
BF.direkt AG
"Die EZB hat den Leitzins erneut um 25 Basispunkte auf nun 2,0 Prozent reduziert. Ich sehe das Tempo der Zinssenkungen nach wie vor eher kritisch. Zwar ist die Inflation im Mai weiter gesunken von 2,2 Prozent im April auf 1,9 im Mai und liegt nun erstmals seit Längerem wieder unter dem Ziel der EZB von 2,0 Prozent. Dennoch ist die Inflation in Teilen immer noch hoch – beispielsweise im Dienstleistungssektor, in dem sie im Mai bei 3,2 Prozent lag. Wichtig für die Immobilienbranche ist außerdem: Niedrigere Leitzinsen führen nicht zwangsläufig zu sinkenden langfristigen Zinsen, die für Immobilienfinanzierungen entscheidend sind. Im Gegenteil könnten diese aufgrund der Inflationserwartungen sogar steigen, was die Finanzierungskosten für Immobilienprojekte erhöhen würde."
—Francesco Fedele, CEO, BF.direkt AG.
Michael Morgenroth
CAERUS
„Mit der heutigen Zinssenkung der EZB war zu rechnen. Hierfür gibt es aus meiner Sicht vor allem zwei Gründe. Zum einen ist die Inflationsrate weiter gesunken. Sie lag im Mai nach vorläufiger Schätzung von Eurostat bei 1,9 Prozent. Damit sank die Rate erstmals seit vielen Jahren unter die von der EZB angestrebte Grenze von 2 Prozent; eine Reduzierung des Leitzinssatzes war damit naheliegend. Ein zweiter Grund, der für die Zinssenkung spricht, ist die weitere Unterstützung der konjunkturellen Entwicklung im Zeichen anhaltender geo- und wirtschaftspolitischer Unsicherheiten – Stichwort: US-Zollpolitik.“
—Michael Morgenroth, CEO von CAERUS Debt Investments in Düsseldorf
Uwe Janz
INTREAL
„Eine weitere Reduzierung der Leitzinsen war angesichts der zuletzt sehr moderaten Inflationsentwicklung von vielen Marktteilnehmern erwartet worden und insofern keine Überraschung. Die Inflation ist wieder im Zielbereich angekommen, und zuletzt wirkte auch der Dienstleistungssektor nicht mehr so stark als Treiber wie zuvor. Möglicherweise wird es im zweiten Halbjahr noch eine weitere Zinssenkung geben, das hängt aber stark von den Effekten der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung und der Risiken aus der aktuellen US-Politik, insbesondere im Hinblick auf die Einführung von Zöllen, ab. Aus Sicht institutioneller Immobilieninvestoren ist aber zu beachten, dass die für Immobilienfinanzierungen relevanten langfristigen Zinsen ohnehin eher von den langfristigen Inflationserwartungen und den Anleihemärkten beeinflusst werden. Hier sehen wir aktuell eine relativ stabile Tendenz, aber auch Unsicherheitsfaktoren und Risiken, die sich in den kommenden Monaten auswirken könnten.“
—Uwe Janz, Leiter Treasury und Private Debt bei der IntReal International Real Estate Kapitalverwaltungsgesellschaft mbH (INTREAL) in Hamburg.
Patrick Brinker
Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank
„Die erwartete Zinssenkung der EZB ist für die Immobilienwirtschaft ein willkommener, aber maßvoller Impuls. Der Effekt auf unsere Branche wird überschaubar bleiben – die Finanzierungskonditionen haben sich bereits im Vorfeld verbessert und viele Marktakteure haben sich auf das aktuelle Zinsniveau eingestellt. Zudem hat der Zinsschritt kaum Auswirkungen auf die langen Laufzeiten. Immerhin sorgt die Entscheidung für leichten Rückenwind und ein leicht positiver psychologischer Effekt ist spürbar. Trotz weiterhin vorsichtiger Stimmung beobachten wir selektiv mehr Bewegung im Markt. Vor allem spezielle Nischen und qualitativ hochwertige Assets profitieren. Insgesamt kommt allerdings keine Euphorie auf, wohlwissend dass bei anhaltend hohen Rückgabenquoten offener Immobilienfonds ein gewisser Verkaufsdruck entstehen kann, der das Potential hat einen aufkommenden Optimismus zumindest in den betreffenden Segmenten wieder auszubremsen."
—Patrick Brinker, Head of Real Estate Investment Management bei Hauck Aufhäuser Lampe
Peter Axmann
Hamburg Commercial Bank
"Mit der heutigen Zinsentscheidung hat die EZB ihren Kurs bekräftigt, die schwächelnden Konjunktur nicht durch zu hohe Zinsen belasten zu wollen. Dies wird in der Immobilienwirtschaft die Zuversicht stärken, dass sich auch die langfristigen Zinsen, die in den letzten Wochen schon leicht nach unten tendierten, weiter stabilisieren werden. Das schafft mehr Sicherheit bei der Kalkulation von neuen Investitionen und wird zu einer Belebung des Transaktionsgeschehens beitragen. Zweiter positiver Aspekt der heutigen Zinsentscheidung ist, dass eine Senkung der Kreditkosten auch dazu beiträgt, viele Unternehmen zu unterstützen, die als Mieter die Cashflows von gewerblichen Immobilien generieren."