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Stationärer Einzelhandel dominiert Expansionspläne der Unternehmen

CBRE-Studie: Fast drei Viertel der Befragten wollen ihr Einzelhandelsportfolio erweitern - Fachmarktzentren zur Umsetzung der Expansionspläne bevorzugt
Patrick Baldia
Stationärer Einzelhandel dominiert Expansionspläne der Unternehmen
Stationäre Geschäfte bleiben für viele Unternehmen der Schlüssel zur Gesamtstrategie, wie eine CBRE-Studie aufzeigt.
© AdobeStock

Die Einzelhandelsbranche ist nach herausfordernden Zeiten wieder zunehmend aktiv. Laut einer Studie des internationalen Immobiliendienstleisters CBRE verfolgen mehr als 70 % der Unternehmen (und 83 % der Diskonter) Expansionspläne und wollen ihr stationäres Angebot in jenen Märkten erweitern, in denen sie bereits vertreten sind.

So planen nahezu drei Viertel der Einzelhändler ihre Geschäfte zu vergrößern, insbesondere die Flagship Stores in den Hauptstädten und wichtigsten Einkaufsmetropolen. Das bedeutet einen deutlichen Anstieg gegenüber den Ergebnissen der CBRE-Studie 2022, in der nur 26 % der Befragten den Wunsch nach Erweiterung äußerten.

84 % der Einzelhändler setzen auch in Zukunft bevorzugt auf angemietete Flächen. Bei Händlern im Luxussegment liegt der Fokus hingegen zunehmend auf dem Ankauf von Objekten, um sich langfristig Top-Standorte in den Luxuslagen zu sichern.

„Das gestiegene Verbrauchervertrauen schlägt sich in weiten Teilen Europas allmählich in höheren Konsumausgaben nieder. Dadurch haben Einzelhändler das Vertrauen, sowohl in bekannte als teilweise auch in neue Märkte zu investieren. Markentreue wird oft durch das Erlebnis im Geschäft gestärkt“, sagt Walter Wölfler, Head of Agency & Sector Retail Austria bei CBRE. 80 % der Händler bestätigen daher auch den „Halo-Effekt“ der physischen Stores für ihre Online-Umsätze in der jeweiligen Region, so Wölfler. Sie sehen also, dass die Eröffnung eines Geschäftes zu steigenden Online-Umsätzen in der Region führt.

Bei der Frage nach den bevorzugten Standorten dominierten Fachmarktzentren: 45 % der Einzelhändler wählten diesen Teilsektor als Präferenz für die Zukunft. Begründet wird das durch die hohe Kundenfrequenz, Verfügbarkeit kostenloser Parkplätze und die kritische Masse ähnlicher Anbieter.

Aus technologischer Sicht befinden sich die Einzelhändler eher in einem Sondierungs- als in einem Implementierungsmodus. 61 % der Befragten gaben an, sich mit künstlicher Intelligenz (KI) zu befassen, aber nur 25 % haben bereits KI-Lösungen implementiert.

ESG-Überlegungen gewinnen zunehmend an Bedeutung. Laut der CBRE-Studie erwarten sechs von zehn Einzelhändlern, dass umweltfreundliche Mietverträge in den nächsten drei Jahren Teil der Verhandlungen sein werden. Das entspricht einem Anstieg um 45 % gegenüber der letzten Umfrage vor zwei Jahren und ist ein klares Indiz für den zukünftig breiten Einsatz solcher Verträge.

Physische Geschäfte sind bei fast allen befragten Unternehmen zentraler Bestandteil der Gesamtstrategie. Dem stationären Handel wird in zahlreichen Themenfeldern mehr Effektivität eingeräumt als dem Online-Handel. Vor allem bei Kundenbindung, Cross-Selling von Produkten, der Verkaufsproduktivität, oder wenn es um die Einführung neuer Produkte und die Gewinnung neuer Kunden geht.

Insgesamt wurden im Zuge der „European Retail Occupier Survey 2024“ mehr als 60 Einzelhändler mit weltweit über 130.000 Geschäften befragt. „Die in der Studie aufgezeigten Trends werden auch durch die Daten der von CBRE gemanagten Einkaufszentren in ganz Europa untermauert. Dabei sind die Mieterumsätze im ersten Halbjahr 2024 gegenüber der Vergleichsperiode 2023 um fünf Prozent gestiegen. Das liegt deutlich über der Inflationsrate. Einzelhändler sehen im physischen Geschäft eine wichtige Voraussetzung für das Erreichen ihrer Wachstumsziele“, sagt Marc Steinke, Head of Research Austria bei CBRE.