Die steigende Energienachfrage angetrieben durch künstliche Intelligenz, der wachsende Energiebedarf einer aufstrebenden Mittelschicht in den Schwellenländern, zunehmende geopolitische Spannungen und der Fokus auf Dekarbonisierung werden das globale Energiesystem grundlegend verändern. Für Investoren bietet diese neue Energielandschaft sowohl Chancen als auch versteckte Risiken in einer Vielzahl von Sektoren und Anlageklassen mit weitreichenden Auswirkungen auf Portfolios, so eine neue Studie von PGIM, dem globalen Investmentmanager des US-Versicherungskonzerns Prudential Financial, Inc. mit einem Volumen von 1,3 Billionen US-Dollar.
Um die Herausforderungen der Elektrifizierung und eines kohlenstoffarmen Energiemixes zu meistern, geben 30 Anlageexperten aus den PGIM-Bereichen Fixed Income, Equity, Real Estate und Private Alternatives Einblicke in ihre Investmentstrategien in der neuesten Ausgabe der PGIM-Reihe „Megatrends“ unter dem Titel „Treibstoff für die Zukunft: Investieren in der globalen Energielandschaft“.
Die Studie unterstreicht, dass trotz der Dringlichkeit des Pariser Klimaabkommens und der ehrgeizigen Pläne für ein grünes Energiewachstum die Energiewende nicht überall gleichzeitig stattfinden kann. Sie zeigt auch auf, dass simple Strategien, die die Investmentwelt in „braune“ Bösewichte und „grüne“ Helden einteilen, kein wirksamer Ansatz sind, um Ziele aus Umwelt- oder Treuhänderperspektive zu erreichen.
„Es gibt keine perfekte Energie- oder Stromquelle“, so Shehriyar Antia, Head of Thematic Research bei PGIM. „Unabhängig davon, ob ein Investor Dekarbonisierungsziele verfolgt oder nicht, ist es entscheidend zu verstehen, welche Unternehmen uns durch die Energiewende bringen werden und welche Technologien dem Hype möglicherweise nicht gerecht werden.“
In die Treiber der Energiewende investieren
Bei jeder bisherigen Weiterentwicklung des Energiesystems wurden die alten Energieträger ergänzt und nicht vollständig ersetzt. Unternehmen, die die Bereitstellung von Energie, die Förderung und Anpassung während des Übergangs gewährleisten, werden die besten Investitionsmöglichkeiten bieten:
-Infrastrukturkritische Komponenten erneuerbarer Energien: Die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien nimmt in allen Regionen stark zu. Der weltweite Bedarf an ergänzender Infrastruktur, wie Stromspeicherung und -übertragung, dürfte die Nachfrage nach wichtigen Metallen wie Kupfer und Netzkomponenten ankurbeln. Darüber hinaus bieten aufstrebende Märkte wie Indien und Lateinamerika, in denen erneuerbare Energien gerade erst an Fahrt gewinnen, gute Chancen.
-Übergang zu weniger kohlenstoffintensiven fossilen Brennstoffen: Der steigende Energiebedarf muss gedeckt werden, während die Infrastruktur für erneuerbare Energien aufgebaut wird. Erdgas ist in dieser Übergangsphase ein wichtiger Energieträger, insbesondere dort, wo es die kohlenstoffintensive Kohle ersetzt. Es wird erwartet, dass die weltweite Nachfrage nach Flüssigerdgas bis 2040 um mehr als 50 % steigen wird, da die Umstellung von Kohle auf Gas in China und Südasien weiter voranschreitet.
-Überbewertete Technologien vermeiden: Einige spekulative grüne Technologien wie Wasserstoffenergie, Kernfusion und Kohlenstoffabscheidung sind vielversprechend, stehen aber vor enormen Herausforderungen, wenn es darum geht, sie in naher Zukunft in Betrieb zu nehmen und zu skalieren. Darüber hinaus ist es unwahrscheinlich, dass trendige grüne Technologie-Startups die etablierten globalen Energiekonzerne verdrängen werden. Einige Studien deuten sogar darauf hin, dass traditionelle Energieunternehmen in bestimmten Bereichen innovativer grüner Technologien führend sein könnten.
-Angepasstes „Big Oil“: Ölkonzerne, die sich der Energiewende verschrieben haben und Wege finden, unabhängig von Primärenergieträgern Energieversorger zu bleiben. werden eher zu den Gewinnern zählen. Andere hingegen, die sich auf den verlängerten Lebenszyklus fossiler Brennstoffe verlassen, riskieren, durch Effizienzsteigerungen und eine bessere Infrastruktur für erneuerbare Energien überflüssig zu werden.
Chancen auf der ganzen Welt
Erneuerbare Energien werden weltweit immer mehr zur ersten Wahl für die neue Stromerzeugung. Allerdings vollzieht sich die Energiewende je nach Region in unterschiedlichem Tempo:
-Fremdkapitalchancen in reifen Märkten: Für Projekte im Bereich Erneuerbare Energien in Europa und den USA bieten sich möglicherweise bessere Chancen für Fremdkapital als für Eigenkapital, da Fremdkapital in der Regel in geringerem Ausmaß zur Verfügung steht.
-Wasserkraft- und Geothermieprojekte: Diese Projekte weisen in der Regel ein geringeres Wettbewerbs- und Obsolenzrisiko auf als Wind- und Solarprojekte, und ihre Fremdkapitalseite kann sehr attraktiv sein - insbesondere die Rekapitalisierung von Wasserkraftprojekten in Skandinavien und Italien sowie die Erneuerung veralteter Infrastruktur in Chile, Peru, Brasilien und anderen Teilen Lateinamerikas.
-Erneuerbare Energien in Schwellenländern - Indien ist bereits der viertgrößte Stromverbraucher der Welt und der drittgrößte Erzeuger von Strom aus erneuerbaren Energien. Vor dem Hintergrund dieses enormen Wachstums können Unternehmen mit einer Erfolgsbilanz bei der Durchführung von Großprojekten und Erfahrung mit lokalen Regulierungsbehörden attraktiv sein.
-Kritische Metalle - Metalle und Mineralien sind der Schlüssel für erneuerbare Energien und deren Infrastruktur. So baut Australien, das etwa die Hälfte des weltweiten Lithiumrohstoffs liefert, seine Kapazitäten für die Verarbeitung und den Export von Batteriemineralen aus.
„Die zuverlässige, bezahlbare und umweltverträgliche Deckung des weltweit steigenden Energiebedarfs ist eine der größten Herausforderungen unserer Zeit“, sagt Taimur Hyat, Chief Operating Officer von PGIM. „Die Bewältigung dieser Herausforderungen wird eine Reihe wichtiger langfristiger Investitionsmöglichkeiten schaffen und gleichzeitig eine strenge Disziplin in überbewerteten Bereichen erfordern, in denen die Rhetorik die attraktiven und zugänglichen Investitionsmöglichkeiten übertrifft.“