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Steigende Wohnkosten beunruhigen Österreicher

Nur noch 25 Prozent der Österreicher erachten Wohnen heute noch als leistbar. Die Menschen gehen davon aus, dass sich die Situation bis 2030 weiter verschärfen wird.
Amelie Miller
Erste Bank Vorstandsvorsitzender Peter Bosek
Erste Bank Vorstandsvorsitzender Peter Bosek
© Daniel Hinterramskogler

In Rahmen einer aktuellen Umfrage von IMAS International im Auftrag der Erste Bank und Sparkassen, die in zwei Wellen – einmal im Februar vor der Corona-Krise und einmal im Juni mitten in der der Pandemie – die Wohnsituation der Österreicher abgefragt hat, sind zwei Drittel (66%) "sehr zufrieden" und 22 Prozent „zufrieden“ mit ihrer Wohnsituation. Nur zwölf Prozent sind aktuell wenig oder gar nicht zufrieden damit, in welchen Umständen sie leben. Nicht zuletzt resultiert das gute Ergebnis daraus, dass 60 Prozent der Österreicher ein eigenes Haus oder eine Wohnung besitzen und nur 40 Prozent in Miete leben.

Peter Bosek, CEO der Erste Bank: Selbst die Pandemie hat also nichts an der Zufriedenheit mit der aktuellen Wohnsituation verändert. Die Ergebnisse vor und nach der Pandemie sind quasi deckungsgleich in diesem Punkt. Aber angesichts der 875.000 Menschen, die aktuell arbeitslos oder in Kurzarbeit sind und somit Existenzängste haben, rückt das Thema Zufriedenheit gerade jetzt in den Hintergrund.

Steigende Wohnkosten bereiten Österreichern sorgen

Deutlich problematischer sehen die Österreicherinnen und Österreicher die Entwicklung der Wohnkosten. Schon jetzt sind für 49 Prozent der 900 Befragten die Kosten in den letzten fünf Jahren „etwas gestiegen“ und für 18 Prozent sogar "sehr gestiegen“. Nur rund ein Drittel der Studienteilnehmer sieht das nicht so. 

Bosek: Das liegt aber auch daran, dass es zum Glück in Österreich mit Gemeinde- und Genossenschaftswohnungen einen sehr guten sozialen Wohnbau gibt, ansonsten würde das Ergebnis der Befragung deutlich schlechter ausfallen.

Während in den 1980-er Jahren die Österreicherinnen und Österreicher zu 77 Prozent das Wohnen als „leistbar“ beziehungsweise „sehr gut leistbar“ erachteten, so sind es heute nur noch 25 Prozent, die das so sehen. Dass Wohnen 2030 noch leistbar sein wird, glaubt heute nur noch knapp 18 Prozent. 

Es ist eine düstere Prognose, dass vier Fünftel der Österreicher heute der Meinung sind, sich in zehn Jahren keine Wohnung mehr leisten zu können. Hier müssen die Alarmglocken schrillen, so Bosek weiter.

Einkommen steigen weniger schnell als Immobilienpreise

Sind seit 2015 laut Wifo die Reallöhne der Österreicherinnen und Österreicher nur um 4,9 Prozent gestie-gen, so sind die Mietpreise laut Verbraucherpreisindex der EZB um 15 Prozent in die Höhe geschossen. Die Immobilienpreise haben sich sogar im gleichen Zeitraum um beachtliche 27 Prozent verteuert.

Bosek: Häuserpreise sind mit großem Abstand am stärksten gestiegen und übersteigen das Wachstum der durchschnittlichen Einkommen um fast das Dreifache. Diese Entwicklung ist alarmierend, denn Wohnen muss auch in Zukunft leistbar bleiben. Selbst Corona wird hier den Druck nicht aus dem Markt nehmen, denn Grund und Boden wird zunehmend zur Mangelware.

Trotz Gegenwind bleiben Menschen bei Wunsch nach Eigenheim

Zwölf Prozent der Menschen wollen renovieren, elf Prozent den Außenbereich optimieren (+3 Prozent im Vergleich zu Beginn des Jahres) und elf Prozent Eigentum erwerben (+5%). Besonders bei der Gruppe der 18- bis 34-Jährigen hat die Pandemie den Wunsch nach Eigentum um ganze sieben Prozent zwischen Februar und Juni 2020 anwachsen lassen.

Nachfrage nach Wohnbaukrediten unverändert

Diejenigen Österreicher, die es sich leisten können, nutzen derzeit weiterhin die niedrigen Zinsen. 

Thomas Schaufler, Privatkundenvorstand der Erste Bank: Das Neugeschäft der Wohnbaukredite an Private stieg österreichweit von 5,068 Milliarden Euro (Q2 2019) um 7,2 Prozent auf 5,461 Milliarden Euro (Q2 2020). Im gleichen Zeitraum stiegen die Neukredite im Wohnbau in der Sparkassengruppe um 9,8 Prozent auf 1,042 Milliarden Euro an.

Thomas Schaufler, Privatkundenvorstand der Erste Bank, Foto: Daniel Hinterramskogler

Erste Bank holt 150 Millionen Euro für leistbaren Wohnraum

Die Europäische Investitionsbank (EIB) stellt der Ersten Bank Finanzierungsmittel in Höhe von 150 Millionen Euro zur Unterstützung von leistbarem Wohnraum in Österreich zur Verfügung. Darüber hinaus wird die Erste Bank, die von der EU-Bank bereitgestellten Mittel, mit zusätzlichen 150 Millionen Euro verdoppeln. So stehen also in den kommenden drei Jahren insgesamt beachtliche 300 Millionen Euro über die Erste Bank zu Verfügung, die in den sozialen Wohnbau fließen. 

Schon im Mai 2019 wurden nach dem gleichen Modell 200 Millionen Euro der EIB und Erste Bank innerhalb von 14 Monaten zur Gänze vergeben. Mit der ersten Tranche wurden rund 2.200 leistbare Wohnungen für rund 3.900 Bewohner in Österreich errichtet.