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Steigender Bedarf an Gesundheitsimmobilien

In Österreich nimmt der Anteil an älteren Personen weiter zu. Aufgrund des damit verbundenen Bedarfs an medizinischen und Pflegedienstleistungen steigt auch die Nachfrage nach Gesundheitsimmobilien.
Amelie Miller
Jasmin Soravia
Jasmin Soravia
© Kollitsch & Soravia

Damit folgt diese Entwicklung auch einem starken internationalen Trend. Zudem bieten in Österreich Primärversorgungszentren vor allem in ländlichen Bereichen einen Lösungsansatz zur Sicherung einer flächendeckenden medizinischen Versorgung und werden entsprechend gefördert. Insgesamt sind Healthcare-Investments damit auf lange Sicht empfehlenswert.

Die Bandbreite bei Gesundheitsimmobilien ist groß und reicht von Alten- und Pflegeheimen und betreutem Wohnen bis zu medizinischen Gemeinschaftspraxen, interdisziplinären Primärversorgungszentren, Rehabilitationszentren und Kliniken. Die Abbildung 1 zeigt die Prognose für die Zunahme an älteren und pflegebedürftigen Personen bis 2030, wobei auch darüber hinaus bis zum Jahr 2050 mit steigenden Zahlen zu rechnen ist. Damit erweist sich der Bedarf an Pflegeimmobilien in der Zukunft als besonders hoch – wie auch die Bereitschaft von Investoren zu Healthcare-Investments. Auch für die großen Immobilien-Investoren wie beispielsweise Fonds sind die Healthcare-Investments nicht mehr wegzudenken: In den letzten Emerging Trends notierten die Healthcare-Immobilien bereits auf Platz 5 der Top-Investment-Assets. In einer Umfrage zeigten sich 92 Prozent der befragten Experten davon überzeugt, dass Healthcare ein langfristig wichtiger Faktor bleiben wird (PWC 2022, S. 14).

Dennoch ist Österreich bis dato nicht im Fokus von größeren Investoren. Dazu sind die Projekte hierzulande tendenziell zu klein. Interessante Projekte werden am ehesten in Wien in Angriff genommen. Dazu kommt, dass bei Pflegeimmobilien die Bundesländer eine entscheidende Rolle spielen. Deshalb ist es für Bauträger oft schwierig, auf eigene Initiative solche Immobilien zu entwickeln. Ausländische Investoren werden oft gänzlich abgeschreckt. Doch viele Aspekte sprechen für diese Projekte.

Quelle: Bundesministerium für Arbeit , Soziales und Konsumentenschutz

Vorteile bei der Lage können genutzt werden

Während bei Wohn- und Gewerbeimmobilien in guten Lagen weiterhin mit steigenden Preisen für die Grundstücke zu rechnen ist, können vor allem Pflegeimmobilien auch in bislang weniger stark genutzten Lagen entwickelt werden. Ein weiteres vorteilhaftes Lagekriterium ist die Verfügbarkeit von Personal: Auch hier ist bei einer entsprechenden Anbindung an den öffentlichen Verkehr im Vergleich mit dem Wohnbau ein weiter Umkreis rund um Ballungsgebiete und Städte möglich. Damit ergibt sich ein erheblich größerer Suchradius. Zudem sollte die Auswahl eines Standorts mit dem bestehenden Angebot an Gesundheitseinrichtungen abgestimmt werden. Insgesamt zeigt sich jedoch, dass es bei Pflegeimmobilien erheblich leichter ist, erschwingliches Bauland zu erwerben – vor allem auch, wenn die regionalen Vertreter der Kommunen Interesse zeigen. Dafür spricht nicht nur der nachhaltig steigende Bedarf an diesen Einrichtungen. Auch die Schaffung von Arbeitsplätzen in der Gemeinde ist ein Thema, das für erfolgreiche Kooperationen mit Projektentwicklern sorgen sollte. Angesichts des langfristigen Bedarfs und der positiven Effekte sollten diese Kooperationen also entsprechend gefördert werden.

Primärversorgungszentren als attraktive Alternative zum Gemeindearzt

Vor allem am Land zeigen sich immer mehr Lücken in der Gesundheitsversorgung, hauptsächlich bei Hausärzten. Aktuell gehen viele Mediziner der Babyboomer-Generation in Pension und verschärfen das Problem mittelfristig. Jedoch gilt es auch hier, dieses Problem langfristig zu lösen. Der wichtigste Ansatz dabei ist, die Attraktivität des Berufs für junge Ärzte und Ärztinnen zu steigern. Einen wichtigen Beitrag dafür können Primärversorgungszentren leisten, in denen mehrere Ärzte mit Therapeuten zusammenarbeiten. Dadurch wird der hohe Arbeitsdruck der Landärzte deutlich gemindert. Das sorgt für physische und psychische Entlastung beim gesamten medizinischen Personal. Zudem wird die medizinische Betreuung der Menschen im Sinne eines „One-Stop-Shops“ erheblich verbessert.

So ist es auch das Ziel des Bundes, bis 2023 zumindest 75 Primärversorgungseinheiten (PVE) zu schaffen. Daraus resultiert ein erheblicher Bedarf an Neubau, da laut dem Dachverband der Sozialversicherungsträger aktuell bundesweit erst 36 PVEs in Betrieb sind – in Tirol und Vorarlberg gibt es sogar noch keine einzige dieser Einrichtungen.

Für Investoren und Entwickler bedeutet dieser Umstand, dass die öffentliche Hand erheblich an neuen Projekten interessiert ist und jegliche Initiative aktiv unterstützen wird - und das zusätzlich zur neuen Projektförderung von bis zu 200.000 Euro, die seit März 2022 in Kraft ist.

Quellen: Bundesministerium für Arbeit , Soziales und Konsumentenschutz (2019): Pflegepersonal-Bedarfsprognose für Österreich. Wien: Gesundheit Österreich GmbH.

Bundesministerium für Arbeit , Soziales und Konsumentenschutz (2022): Projektförderung PVE

Förderungsrichtlinie für den österreichischen Aufbau- und Resilienzplan gemäß VO 2021/241. Wien: Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und

Konsumentenschutz; Sektion VII, Gruppe B, Abteilung 5.

Dachverband der Sozialversicherungsträger (2020): Teambasierte Primärversorgung

PWC – PricewaterhouseCoopers (2022): Emerging Trends in Real Estate. London: Urban Land Institute.

Riedel, M. (2021): Ausbau der Pflege aus gesamtwirtschaftlicher Sicht. Policy Brief Nr. 2/2021. Wien: Institut für Höhere Studien.