News

Strabag-HV: Aktionäre einstimmig für Anteilsreduktion von Deripaska

Anlegervertreter begrüßt "Signal" der Aktionäre - Baukonzern will Ebit-Marge von 6 Prozent bis 2030
Patrick Baldia
Strabag
Strabag
© STRABAG / Stefan Gergely: Der Vorstand der Strabag (v.l.n.r.): Alfred Watzl, Jörg Rösler, Klemens Haselsteiner (CEO), Siegfried Wanker, Christian Harder (CFO)

Die heutige Hauptversammlung (HV) des Wiener Baukonzerns Strabag hat wie erwartet einen Schritt gesetzt, um den Anteil des russischen Großaktionärs Oleg Deripaska auf 25 Prozent zurück zu drängen. Ein entsprechender Vorschlag wurde einstimmig angenommen. Ebenfalls abgesegnet wurde der Dividendenvorschlag von 2 Euro je Aktie und die Entlastung von Vorstand und Aufsichtsrat.

Die HV der Strabag SE stand heute vom Beginn an im Schatten des Oligarchen Deripaska. Die Strabag will angesichts des russischen Angriffs auf die Ukraine und damit verbundener Sanktionen gegen russische Unternehmen die Beteiligung von Deripaska unter 25 Prozent drücken. Derzeit hält er über seine Firma MKAO Rasperia 27,8 Prozent an der Strabag.

Strabag-Aufsichtsratspräsident Alfred Gusenbauer ging gleich zu Beginn der HV im Wiener Techgate auf die heikle Causa ein, schließlich ist Rasperia heute auch von der Teilnahme an der HV sowie von seinen Stimmrechten ausgeschlossen. Dies sei mehrfach von nationalen und internationalen Rechtsexperten geprüft worden, betonte der ehemalige SPÖ-Bundeskanzler vor den Strabag-Aktionären. Gusenbauer verwies auf die EU-Sanktionen, die die Stimmrechte der von Rasperia gehaltenen Strabag-Aktien "eingefroren" hätten. Dies führe zu einem "umfassenden Nutzungsverbot".

Die Kapitalerhöhung steht heute als siebenter und somit letzter Tagesordnungspunkt am Programm. Um den Anteil der Rasperia unter ein Viertel zu drücken, will der Baukonzern Rücklagen für eine Kapitalerhöhung verwenden, bei der die russischen Partner aus den oben genannten Gründen nicht mitziehen können.

Strabag-Konzernchef Klemens Haselsteiner betonte am Freitag, dass es bei der geplanten Reduktion der Rasperia-Anteile auch um die internationale Reputation des Unternehmens gehe. Hier stehe der Baukonzern unter genauer Beobachtung, etwa am wichtigen Markt Polen.

Bei der Dividendenpolitik hielt Haselsteiner heute am Ziel fest, eine konstante Dividende zu bieten, was mit einem Dividendenvorschlag von zwei Euro je Aktie der Fall sei. Die Ausschüttungsquote liege damit bei 43 Prozent. Großaktionär Deripaska soll auch heuer wieder leer ausgehen.

Die Ausschüttung war dem russischen Milliardär bereits im Vorjahr verweigert worden. Das Geld wurde auf ein eigenes Konto gelegt. Weiters wurde der von Rasperia entsandte Aufsichtsrat abberufen. Gegen die Beschlüsse wehrt sich der russische Kernaktionär mit Gerichtsprozessen.

Die Strabag machte 2022 spürbar weniger Gewinn als im wachstumsstarken Jahr davor. Unter dem Strich blieben 472,5 Mio. Euro - ein Rückgang um 19 Prozent gegenüber 2021, aber "der zweithöchste Wert seit Bestehen der Strabag", wie der Konzern bei der Bilanz-Pressekonferenz im heurigen April erklärt hatte. Österreichs größter Baukonzern beschäftigt weltweit knapp 74.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Haselsteiner kündigte heute als Ziel eine mindestens 6-prozentige Ebit-Marge bis zum Jahr 2030 an. Ein Fokus liege dabei auf der Nachhaltigkeit, so soll die Kreislaufwirtschaft und die konzerneigene Energieproduktion ausgebaut werden.

Florian Beckermann, Vorstand des Interessenverband für Anleger (IVA), sparte nicht mit Lob für die finanzielle Gebarung des Baukonzerns und unterstützte auch das Zurückdrängen des russischen Kernaktionärs. Hier gehe es um ein "Signal", auch wenn es sich um eine" komplexe Kapitalmaßnahme" handle.

Zum Russland-Engagement hielt Haselsteiner fest, dass vor Ort noch 515 Mitarbeiter beschäftigt seien und dass der Ausstieg aus dem Markt noch 2023 erfolgen solle.

Bei den auch die Strabag betreffenden Ermittlungen zu einem Baukartell meinte der Konzernchef, dass hier noch eine Entscheidung des OGH anstehe und auch schon Schadenersatzbegehren vorliegen würden. Die BWB ermittelt seit 2017 gegen Absprachen in der Bauwirtschaft. Es ist das größte Kartell in der Geschichte der Behörde. Der Baukonzern Porr musste 62 Mio. Euro und die Strabag 45 Mio. Euro zahlen.

Auf Anfrage von Anlegervertreter Beckermann zu etwaigen Geschäften mit der Signa Holding von Rene Benko hielt Haselsteiner fest, dass es keine "wesentlichen Geschäftsbeziehungen" gebe.

Thematisiert wurde auch das Afrika-Engagement der Strabag im Lichte des Lieferkettengesetzes. Ende des Vorjahres hatte der Konzern bekannt gegeben, sich vom Kontinent zurück zu ziehen. "Wir bauen nur noch die angefangenen Projekte fertig", sagte der Geschäftsführer der Strabag International, Jörg Wellmeyer, gegenüber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung damals. Konzernchef Haselsteiner hielt heute fest, dass man den ganzen Kontinent nicht über einen Kamm scheren dürfe. "Wir betrachten die Risiken in diesen Ländern und leiten entsprechende Maßnahmen ab", so Haselsteiner.

Mit dem geplanten EU-Lieferkettengesetz soll der Auslagerung von Arbeit in Billiglohnländer Rechnung getragen werden. Neben den Menschenrechten ist der Umweltschutz der zweite wichtige Aspekt. (apa)