Studentisches Wohnen hat sich mittlerweile von einem Nischenprodukt zu einer Asset Klasse etabliert. Davon ist Thomas Landschreiber, Chief Investment Officer der Corestate Capital AG, überzeugt. Das Frankfurter Unternehmen ist bereits seit einigen Jahren im Bereich der studentischen Wohnraumschaffung in Deutschland unter der Marke „Youniq“ tätig. Von der Marktnische zum Wachstumsmarkt? Ja, meint Landschreiber und kann es auch begründen: „Es gibt eine andauernde hohe Nachfrage nach Wohnraum in den Hochschulstädten. Die mittlerweile stabile Anzahl an etablierten Anbietern und nicht zuletzt das hohe Interesse von institutionellen Anlegern machen dieses Segment – für Investoren - besonders attraktiv.“
[caption id="attachment_652" align="alignright" width="300"] (c) ImmoFokus[/caption]Dazu kommt, so der Investment-Experte, dass die Nachfrage nach Studentenwohnungen konjunkturunabhängig ist: „Der Bedarf wird durch kontinuierlich steigende Erstsemesterzahlen gestärkt, die in Kombination mit leeren Kassen bei staatlichen oder konfessionellen Betreibern nicht nur Vollvermietung, sondern lange Wartelisten garantieren. Dies gekoppelt mit intelligenten Konzepten überzeugt die Anleger.“
Natürlich spielen bei der Standortwahl für neue Projekte Faktoren wie Studentenquoten, Wohnheimplatzdichte und die Prosperität als Wirtschafts-und Hochschulstandort eine entscheidende Rolle. Und hier punktet Wien offenbar ganz gewaltig, wie Landschreiber erzählt: „Wien ist eindeutig mehr als nur Hofburg, Stephansdom und Schönbrunn. Die Stadt hat sich längst zu einer Metropole entwickelt, ist gleichermaßen beliebt bei Studenten, Trendsettern und Berufsanfängern. Die verschiedenen Universitäten bieten eine Vielzahl an Studienfächer und ziehen nicht nur Einheimische sondern auch internationale Studenten an.
Besonders der neue Campus der WU Wien bildet durch die ansprechende, moderne Architektur und gut funktionierende Infrastruktur einen Magnetpunkt für Studenten.“ Deshalb hat sich Corestate vor einigen Jahren zum Kauf eines begehrten Grundstücks nahe des WU-Campus in der Vorgartenstraße entschlossen, die Bauarbeiten am universitären Wohnprojekt „Urbia Linked Living“ gehen stetig voran und sollen noch heuer abgeschlossen werden.
Dann, so Corestate-Manager Landschreiber weiter, wird es knapp 590 Apartments für Nutzer aus dem universitären Umfeld wie Studenten, Dozenten und wissenschaftlichen Mitarbeitern sowie Young Professionals geben: „Nach dem Konzept ,Check-In and Study‘ bieten die Apartments den Bewohnern den perfekten Start in das studentische Leben“, ist Landschreiber überzeugt.
[caption id="attachment_651" align="alignleft" width="300"] (c) IG Immobilien[/caption]Und das wohl nicht nur in Wien: „Der Nachfrageüberhang in Wien ist sehr groß und wir können uns hier durchaus weitere Projekte vorstellen. Wir befinden uns derzeit im Gespräch hinsichtlich eines Grundstückserwerbs. Ebenfalls interessante Unistädte in Österreich sind Graz und Innsbruck.“ Auf dem deutschen Markt ist Corestate mit Objekten für studentisches Wohnen bereits vertreten und „auf Wachstum ausgerichtet“: „Wir erwerben unbebaute Grundstücke und Bestandsobjekte in Universitäts- bzw. Hochschulstädten. Auch bereits in der Realisierung befindliche Projektentwicklungen und Bauträgerobjekte kommen gegebenenfalls in Frage. Aktuell befinden wir uns in der aktiven Akquise von Grundstücken in Berlin und Hamburg.“
Studentisches Wohnen lässt sich nicht mit normalem Wohnungsbau vergleichen: Die Zielgruppe Student ist nicht an einem dauerhaften Zuhause interessiert, das individuell eingerichtet und verschönert wird, sondern sucht für die Zeit des Studiums, manchmal auch nur für ein Jahr, eine effiziente Wohnlösung – das aber bitte universitätsnah, mit optimaler Flächenausnutzung und eigener Küche und Bad. Neben der Privatsphäre ist auch die optimale Lernumgebung wichtig. Nicht nur bei Corestate will man diesen Ansprüchen gerecht werden, auch einige heimische Developer haben den Wohnungsmarkt für Studenten entdeckt, sicherlich beflügelt durch die Übersiedlung der Wirtschaftsuniversität.
Michael Pech, Vorstand der Österreichischen Siedlungswerk AG (ÖSW), will ebenfalls dem Trend für Kurzzeit-Wohnungslösungen nachkommen. Und zwar gleich mit bereits fertigen Projekten wie den Studentenwohnheimen der Stuwo AG, dem Projekt Citycom2 in Wien Leopoldstadt und den Serviced Apartments von room4rent. Die Stuwo AG ist eine rein auf Studentenwohnheime fokussierte gemeinnützige Gesellschaft innerhalb des ÖSW-Konzerns, die bereits seit 20 Jahren am Markt ist. In diesem Zeitraum, erzählt Pech, haben 9.000 Bewohner in einem der Stuwo-Studentenheime ihr vorübergehendes Zuhause gefunden. Derzeit gibt es über 2.400 Wohnheimplätze an 13 Standorten in vier Bundesländern, zehn in Wien und drei weitere in Niederösterreich und Kärnten. Mit Citycom2 kam 2011 ein neuartiges studentisches Wohnkonzept auf den Markt: In drei Bauteilen wurden insgesamt 42 WGs und 98 Apartments errichtet.
Das Besondere, erzählt der ÖSW-Vorstand nicht ohne Stolz, sei, dass dieses Wohnhaus für alle Zielgruppen offen ist: „Hier sollen sich Künstler oder Sportler genauso wie Rentner, Studenten oder alleinerziehende Elternteile zu ihrer ganz besonderen Wohngemeinschaft zusammenfinden.“ Derzeit wird das Haus überwiegend von Studenten und eher jungen Arbeitnehmern bewohnt, die alle einen eigenen Mietvertrag haben, wie Pech betont: „Damit sind auch alle Voraussetzungen für eine optimale Gemeinschaft gegeben.“
Temporäres Wohnen unterstützt man beim ÖSW durch eine „neue Generation der Serviced Apartments“, erzählt Vorstand Pech weiter: room4rent. Diese schnell verfügbaren Apartments, die für einen Zeitraum ab zwei Monaten bis zu zwei Jahren angemietet werden können, werden auf Wunsch serviciert und sind ab 780 Euro pro Monat „all inclusive“ erhältlich. Ein Standort dieses Konzepts ist - wenig überraschend - seit September 2014 im Messecarrée Nord direkt beim neuen WU-Campus und der Wiener Messe. Über 100 neue Apartments werden im Herbst 2015 im Leopoldtower an die temporären Bewohner/innen übergeben, erzählt Pech, und weitere 100 Einheiten folgen 2017 in Monte Laa.
Steigende Nachfrage ortet auch IG Immobilien-Geschäftsführer Hermann Klein: „Gerade für kleinere Wohneinheiten beobachten wir in den österreichischen Ballungsräumen – und dabei besonders in Universitätsstädten wie Wien – eine steigende Nachfrage. Das liegt einerseits an den sich stark verändernden Lebensmodellen von jungen Erwachsenen und andererseits auch an den steigenden Ansprüchen von Studierenden, die einen eigenen Haushalt einer WG oder einem Studentenheim vorziehen und sich das auch durch die immer ausgeprägtere Erwerbstätigkeit neben dem Studium leisten wollen und können.“ Immer mehr junge Erwachsene und Studierende legen einen hohen Wert auf gute Lage, Infrastruktur, Qualität, Komfort und Service.
Die Entwicklung von Studentenappartements bedeutet daher – besonders für Investoren – ein großes Potential, so Klein. Aber im Gegensatz zu Corestate-Manager Landschreiber sieht Klein die Kategorie noch nicht als wirklich eigenständige Immobilien-Assetklasse etabliert, jedoch: „Interessant für Investoren ist, dass das Risiko bei Leerständen für den kleinteiligeren Wohnraum sinkt bzw. besser verteilt ist und die Nachfrage höher ist als das verfügbare Angebot. Eine Kleinwohnung ist in den meisten Fällen sehr schnell wieder vermietet.“
IG Immobilien hat sich vor allem mit dem ebenfalls WU-Campus-nahen Projekt „Campus Lodge“ einen Namen gemacht. Als besonderen Bonus bei diesem Projekt führt Klein an, dass in allen Wohnungen der Campus Lodge die Betriebskosten auf 3 Jahre gedeckelt sind: „Für den Mieter bedeutet dies eine langfristige und transparente Kostenplanung.“ Auch knapp 40 Serviced Apartments würden sich perfekt für Kurzzeitaufenthalte – zum Beispiel im Rahmen eines Auslandssemesters – eignen, wirbt der IG Immobilien-Geschäftsführer für „sein“ Projekt.
Studieren ist inzwischen sehr international geworden, und immer mehr Studenten verbringen große Teile ihrer Studienzeit im Ausland. Gleichzeitig wird der Wohnraum in europäischen Großstädten knapper. Diese Kombination führt dazu, dass studentische Wohnangebote stark nachgefragt werden, und sich diese neue Asset-Klasse so rasch etablieren konnte. Das berichtet Andreas Köttl, Managing Director der Value One Holding, die mit dem Projekt „Milestone“ ebenfalls studentisches Wohnland betreten hat. Und die Größe der Zielgruppe scheint ihm recht zu geben: „In Europa sind es bereits über 600.000 Studierende, die nicht in ihrem Heimatland studieren.“
[caption id="attachment_654" align="alignright" width="300"] (c) Stefan Laub[/caption]Daher, so Köttl weiter, wachse auch das Interesse und Verständnis der Investoren an dieser Asset-Klasse laufend: „Studentisches Wohnen etabliert sich immer stärker als Alternative für Investoren, die hohe Risiken meiden wollen, und ist gleichzeitig weniger komplex und leichter darstellbar als vergleichbare Asset-Klassen wie etwa Hotels.“ Innerhalb des Segments studentisches Wohnen erwartet er „in den nächsten Jahren eine Differenzierung des Angebots in unterschiedlichen Segmenten und Produktlinien.“
Mit dem Projekt Milestone plant Value One eine rasche (auch europaweite) Expansion, erzählt Geschäftsführer Köttl: „Bis 2020 wollen wir 30 Häuser in attraktiven Universitätsstädten eröffnen.“ Nach dem ersten Milestone-Jahr in Wien entsteht bis Oktober 2015 ein weiterer Standort in Graz. In Wien wird im Oktober 2016 ein zweites Milestone-Projekt - im „Viertel Zwei“, ebenfalls in unmittelbarer Nähe der WU Wien - eröffnet. In der Projektvorbereitungsphase befinden sich zurzeit drei weitere Standorte in Österreich (Innsbruck, Salzburg und Linz), berichtet Köttl aber auch von Auslands-Ambitionen: „Der nächste Schritt führt Milestone ins europäische Ausland mit verstärktem Fokus auf Deutschland, Schweiz und die Niederlande.“
[caption id="attachment_656" align="aligncenter" width="150"] (c) Corestate-Capital-AG[/caption]"Das hohe Interesse von institutionellen Anlegern machen dieses Segment für Investoren besonders attraktiv." - Thomas Landschreiber, Chief Investment Officer der Corestate Capital AG
[caption id="attachment_657" align="aligncenter" width="150"] (c) Foto-Pfluegl[/caption]"Kurzzeit-Wohnungslösungen sind voll im Trend." - Michael Pech, Vorstand der Österreichischen Siedlungswerk AG (ÖSW)
"Kleinere Wohneinheiten werden in den österreichischen Ballungsräumen stark nachgefragt." - Hermann Klein, Geschäftsführer IG Immobilien [caption id="attachment_658" align="aligncenter" width="150"] (c) IG Immobilien[/caption] "Der nächste Schritt führt Milestone ins europäische Ausland mit verstärktem Fokus auf Deutschland, Schweiz und die Niederlande." - Andreas Köttl, Managing Director der Value One Holding [caption id="attachment_659" align="aligncenter" width="150"] (c) Value One[/caption]