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Studie: Chancen für neue Seniorenwohnprojekte

Potenzial wird vor allem in österreichischen B- und C-Städten ausgemacht - Auch der Bedarf an Betreutem Wohnen soll zunehmen - "Bielefelder Modell" als richtungsweisendes Konzept
Patrick Baldia
Klaus Weichselbaum
Klaus Weichselbaum
© Klaus Ranger Fotografie

Um eine fundierte Einordnung des Potenzials in Österreich zu erhalten, beauftragte EPHIC Real Estate das führende Standort-Beratungsunternehmen RegioPlan Consulting GmbH mit der Studie „Senior Living Austria 2023+“, die 2022 in exklusiver Zusammenarbeit mit der Senior Living-Expertin Samantha Riepl, Geschäftsführerin der SR Immobilien GmbH, und der IIBW – Institut für Immobilien, Bauen und Wohnen GmbH ausgearbeitet wurde.

Mit Stand 2022 befanden sich in Österreich rund 1,52 Mio. Menschen in der Altersgruppe 65-84 Jahre, je nach Bundesland entsprach das einem Anteil von 15-20 % an der Gesamtbevölkerung. Am meisten Senioren zwischen 65-84 Jahren lebten 2022 in Niederösterreich (306.500) und Wien (283.200), am wenigsten Personen dieses Alters gab es im Burgenland und in Vorarlberg. Eine ähnliche Verteilung zeigte sich 2022 bei der Altersgruppe 85+. Blickt man ins Jahr 2050, wird für Gesamt-Österreich ein starker Anstieg der 65-84-Jährigen mit +35 % vorhergesehen – am deutlichsten wird dieser in Vorarlberg (+47 %) und Kärnten (+23 %) ausfallen. Für Personen im Alter 85+ wird bis 2050 eine Steigerung um +159 % prognostiziert, wobei mit je über +170 % am meisten Menschen in Tirol, Salzburg und Vorarlberg dieses Alter erreichen werden.

Auf Basis der Bevölkerungsentwicklung identifiziert der Trendbericht insbesondere in B- und C-Städten Österreichs Chancen für neue Seniorenwohnprojekte – etwa auch durch die zukünftige Umwidmung von Industrie- und Gewerbeflächen. „Zwischen Hotel- und Seniorenwohnmarkt können smarte Verbindungen geschaffen werden, da beide Asset-Klassen letztlich in ähnlicher Weise betrieben werden können“, erklärt Klaus Weichselbaum, Senior Projekt Manager bei EPHIC Real Estate und Experte für Senior Living.

Als eindeutige Entwicklung erkennt die Studie, dass Senioren in Zukunft fitter, gesünder und digital-affiner sein werden. „Das Credo der heutigen Generation 65+ lautet Selbstbestimmtheit im Alter. In Folge ist etwa mit einem steigenden Bedarf an Betreutem Wohnen, als Gegenmodell zum klassischen Seniorenwohnheim, zu rechnen“, weiß Samantha Riepl. Entsprechende Wohnanlagen werden nach ÖNORM CEN/TS 16118 „Betreutes Wohnen für Senioren“ bzw. ÖNORM B 1600 und B 1601 „Planungsgrundlage für Barrierefreies Bauen“ umgesetzt.

Als richtungsweisendes Konzept identifiziert die Studie das „Bielefelder Modell“: Barrierefreie Wohnungen werden in allen Stadtteilen an Senioren vermietet, ein sozialer Dienstleister steht rund um die Uhr an Stützpunkten zur Verfügung. Das angebotene Hilfs- und Betreuungsangebot ist von den Bewohnern lediglich im Bedarfsfall zu bezahlen. Ein weiterer Trend liegt im „Active & Assisted Living“ (AAL): Der technische Fortschritt, etwa bei Sturzmeldesystemen, Hilferufanlagen und diversen Meldesystemen, soll künftig einerseits den Erhalt der Autonomie der Senioren fördern, andererseits das Pflegepersonal entlasten.

Wie die Studie außerdem feststellt, befinden sich österreichische Senioren zumeist in großzügigen Wohnsituationen. „Der Umzug in ein Seniorenwohnprojekt – die angebotenen Flächen liegen zumeist zwischen 40 und 50 m2 – stellt für Senioren nicht selten einen Einschnitt dar. Es liegt daher an den Betreiberfirmen für bestmögliche Annehmlichkeiten wie Modernität, Vernetzung, Designorientierung und Individualität der Wohneinheiten zu sorgen“, kommentiert Klaus Weichselbaum.