Das Wiener Ingenieurbüro Hoyer Brandschutz hat die Transformation des BMW Group Werk Steyr begleitet und für die dortige Produktionsstätte der künftigen E-Antriebe die Brandschutzplanung übernommen: eine eigens errichtete Montagehalle mit rund 60.000 m2 Produktionsfläche. Auch bestehende Fertigungsgebäude wurden im Zuge der Elektrifizierungsstrategie revitalisiert und brandschutztechnisch angepasst. Eine Vorgabe galt im Neubau wie im Bestand: Der Brandschutz muss auf den enormen Flächenbedarf in der Automobilindustrie zugeschnitten sein - ohne Einschränkungen für die Nutzung.
Aus dem BMW Group Werk Steyr kommen künftig die Antriebe der nächsten E-Fahrzeuggeneration. Hoyer Brandschutz hatte für den Neubau einer Montagehalle die Brandschutzplanung vom Entwurf bis zur Genehmigung inne und dabei vor allem zwei Fragen zu beantworten: Wie werden die überdurchschnittlich großen Brandabschnitte konzipiert, die sich durch den Flächenbedarf der Produktion ergeben? Und wie ist in der rund 60.000 m2 großen Halle eine rasche Entfluchtung sichergestellt, ohne die Nutzung zu beeinträchtigen?
Brandabschnitte: Weniger ist mehr
105 mal 150 m misst die Montagehalle, in der sich auf zwei Geschoßen und zwei Zwischengeschoßen mit jeweils 15.000 m2 Größe unzählige Anlagen und Maschinen befinden. Um brandschutztechnische Abtrennungen in den Produktionsbereichen zu vermeiden, fasste Projektleiterin Simone Schwaiger-Ruess je ein Vollgeschoß und ein Zwischengeschoß zu einem Brandabschnitt zusammen: ,,Mit dieser Lösung gibt es nur eine brandabschnitts bildende Geschoßdecke und in der gesamten Halle nur zwei Brandabschnitte. Die Nutzungen bleiben frei von weiteren brandschutztechnischen Trennungen." Aufgrund der überdurchschnittlich großen Brandabschnitte wurde die Halle als Sondergebäude eingestuft und ein Brandschutzkonzept mit Kompensationsmaßnahmen erstellt, die den sicheren Betrieb gewährleisten. Eine Brandrauchverdünnungsanlage mit 12-fachem stündlichen Luftwechsel pro Geschoß, eine Sprinkleranlage für den Schutz der Tragkonstruktion und zusätzliche bauliche Vorkehrungen stellen sicher, dass die Schutzziele im Brandschutz trotz abweichender Brandabschnittsgrößen erfüllt sind.
Nutzung und Entfluchtung im Einklang
Auch die Planung der Fluchtwege war komplex. Laut Richtlinien müssen Flüchtende nach maximal 40 meinen Notausgang ins Freie oder einen sicheren Bereich - etwa ein Stiegenhaus - erreichen. Eine Anforderung, die in der besonders großen Produktionshalle eine spezielle Lösung erforderte. Das Konzept sieht elf Fluchttreppenhäuser vor, die sich über die Nutzung verteilen und in einen unterirdischen, druckbelüfteten Fluchtkollektor führen. Über diesen gesicherten Gang gelangen die Flüchtenden ins Freie. Darüber hinaus sind an den Fassaden weitere vier Außentreppen vorgesehen.
Die Betriebsfeuerwehr als Planungsvorteil
Eine weitere Eigenheit im BMW Group Werk Steyr: Der Standort unterhält eine Betriebsfeuerwehr, die für den Brand- und Gefahrenschutz zuständig ist, aber auch ein wichtiger Ansprechpartner für die Brandschutzplanung. So ist in der Montagehalle zur Unterstützung des Feuerwehreinsatzes eine Anlage zur Abfuhr von Rauch und Wärme vorgeschrieben. Nach gemeinsamen Abstimmungen wurde dafür keine Brandrauchabsaugungsanlage, sondern eine Brandrauchverdünnungsanlage vorgesehen, da eine solche Anlage bereits in anderen Gebäuden des Werks in Betrieb ist. Eine entscheidende Rolle spielte die Betriebsfeuerwehr, die einen sehr effizienten organisatorischen Brandschutz darstellt, auch bei der Realisierung der Brandabschnittsgrößen.
Flexibel im Konzept, penibel auf der Baustelle
Der Bau der Montagehalle startete im September 2022, die Gleichenfeier fand nur ein Jahr später statt und kurz darauf folgte die Inneneinrichtung mit dem Aufbau der Anlagen und Maschinen - darunter viele Sondermaschinen. Der straffe Zeitplan verlangte auch dem Brandschutz höchste Flexibilität ab: ,,Bei anderen Bauvorhaben steht das
meiste lange im Voraus fest, hier passierte vieles in kurzer Zeit. Wir haben dafür im Brandschutzkonzept einen Rahmen festgelegt, der immer wieder adaptiert wurde - etwa, wenn das Design einer neuen Produktionslinie feststand", erläutert Schwaiger-Ruess. Mit regelmäßigen Begehungen wurde sichergestellt, dass sämtliche Maßnahmen - Brandabschnitte, Fluchtwege, Brandschutzanlagen, Klassifikationen - dem Brandschutzkonzept entsprechen und alles fachgerecht ausgeführt ist.