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Totschnig eröffnet Leuchtturmprojekt nachhaltiges Bauen

Bundesimmobiliengesellschaft übergibt Schlüssel für das „Gärtnerhaus“
Lorenz Selinger
Lorenz Selinger
"Gärtnerhaus"
"Gärtnerhaus"
© © Bruno Klompfer

Ein multifunktionaler Hörsaal, Büros und vielfältig nutzbare Aufenthaltsräume – gebaut mit ökologischen Materialien und Recycling-Technologie. Das neue Seminar- und Bürozentrum an der Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik (HAUP) in Wien bietet damit beste Arbeitsbedingungen für Studierende sowie Lehrende und ist ein Musterbeispiel für nachhaltiges Bauen nach dem Prinzip der Kreislaufwirtschaft.

„Mit diesem Gebäude setzen wir ein starkes Zeichen für zukunftsweisendes, nachhaltiges Bauen. Der Neubau vereint ökologische Verantwortung, innovative Bauweise und pädagogische Vorbildwirkung. Das neue Gärtnerhaus ist nicht nur ein architektonisches Highlight, sondern Ausdruck eines Bildungsverständnisses, das Nachhaltigkeit lebt und lehrt. Die Hochschule zeigt damit, wie Bildungseinrichtungen aktiv zur ökologischen Transformation beitragen können.“
—Bundesminister Norbert Totschnig 
"Die Planung und Errichtung des Gärtnerhauses war für uns ein wegweisendes Pilotprojekt zum Thema Bauen mit nachwachsenden Materialien aus der Natur. Nicht nur Holz, sondern auch Stroh, Lehm, Hanf und Wolle kamen zum Einsatz und wir konnten wertvolle Erkenntnisse für künftige, größer dimensionierte Bauprojekte gewinnen. Wir haben erprobt, wie wir verloren gegangene Kulturtechniken in Kombination mit moderner Forschung für nachhaltiges Bauen fit machen können. Als Bundesimmobiliengesellschaft haben wir hier einen besonderen Anspruch an uns, unsere Vorreiterrolle wahrzunehmen, Innovation voranzutreiben und neue Wege zu beschreiten."
—Gerald Beck, Geschäftsführer der BIG

Der Zubau zum ehemaligen Gärtnerhaus auf dem Gelände der Hochschule in Wien Hietzing wurde im Auftrag des Bundesministeriums für Land- und Forstwirtschaft, Klima- und Umweltschutz, Regionen und Wasserwirtschaft (BMLUK) von der Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) errichtet. Am 7. November übergaben Minister Totschnig und BIG-Geschäftsführer Gerald Beck den symbolischen Schlüssel für das Vorzeigeprojekt für öffentliche Gebäude an den Rektor der Hochschule, Thomas Haase.

Herzstück des 560 Quadratmeter großen Neubaus ist ein 120 Quadratmeter großer Seminar- und Besprechungsraum, ergänzt durch eine kleine Lehrküche und Büros. Das BMLUK und die BIG investieren gemeinsam 3,5 Millionen Euro in dieses Vorzeigeprojekt.

Das Gebäude wurde nach dem „klimaaktiv Gold Standard“ errichtet und entspricht konsequent dem Prinzip der Kreislaufwirtschaft. Dabei steht der gesamte Lebenszyklus des Gebäudes im Fokus. Am Ende seiner Nutzungsdauer ist ein vollständiger Rückbau möglich. Zerlegbare und recyclebare Bodenaufbauten, natürliche sowie wieder verwendete Baumaterialien und eine Fassade aus Holzresten sind Beispiele dafür, wie ressourcenschonendes Bauen in der Praxis funktioniert. Dazu gehören auch eine einfache Wartung und leichte Reparierbarkeit, geringer Energie- und Wasserverbrauch sowie eine positive CO₂-Bilanz. Allein durch die Verwendung von Restholz konnten rund 15 Tonnen CO₂ eingespart werden.

Die Pläne für das Gebäude stammen vom Team MAGK Architekten Aichholzer/ Klein.

„Wir setzen gezielt Initiativen zur Stärkung der Kreislaufwirtschaft. Daher ist es besonders wichtig, dass wir in unserem eigenen Wirkungsbereich mit gutem Beispiel vorangehen.“
—Norbert Totschnig

Erneuerbare Baustoffe und Energie – vom Erdgeschoß bis zum Dach

Der oberirdische Neubau wurde in Holz-Hybridbauweise aus regionalem Fichtenholz auf den vorhandenen Stahlbetonkeller aufgesetzt. Beim Bau fanden fast ausschließlich biobasierte und regenerative Naturmaterialien Verwendung: Zur Dämmung wurden Stroh sowie Schafwolle genutzt, Hanfauflagen für Strohbau-Akustikplatten sorgen für ein angenehmes Raumgefühl. Für die Innenausstattung wurden neben viel Holz ausschließlich Fliesen aus Restposten sowie alte Spiegel verwendet. Die Fassade ist mit Holzschindeln aus hartem "Abschnittholz" verkleidet.

Auf dem Dach befindet sich eine PV-Anlage mit 11,2 KWp, Heizung und Kühlung erfolgen mit Erdwärme. Mit Ausnahme des Vortragssaals verfügen alle Räume über eine natürliche Lüftung. Begrünte Dachflächen sorgen dafür, dass sauberes Regenwasser in einem 10.000 Liter-Speicher für die Garten- und Pflanzenbewässerung gesammelt werden kann. Überschüssiges Wasser versickert am Eigengrund.

Das Gebäude bietet in seiner Gestaltung ein hohes Maß an Flexibilität und Aufenthaltsqualität: Die Büroflächen können individuell – je nach Raumbedarf – umstrukturiert werden, das Foyer für den Seminarraum bietet lichtdurchflutete Aufenthaltsmöglichkeiten und einen Ausgang in den Außenbereich. Der Seminarraum ist teilbar und wird von drei Seiten direkt und indirekt belichtet. Der Bürotrakt befindet sich auf einer Ebene mit dem Bestandsbau und gewährleistet somit durchgängige Barrierefreiheit.

„Der innovative, klimafreundliche Neubau verbindet die Werte der Hochschule: nachhaltiges Lernen und Lehre. Mit unseren Angeboten für Agrar- und Umweltbildung sowie Beratung und Erwachsenbildung bieten wir Ausbildungen für Berufe mit Zukunft. In diesem Studienjahr verzeichnen wir Rekordanmeldezahlen. 350 neue Studierende beginnen das Studium zum Bachelor und Master of Education."  
—Rektor Thomas Haase