René Benkos Signa muss die nächste ihrer „Trophy-Immobilien“ verkaufen. Wie das Wirtschaftsmagazin trend berichtet, hat der Wohlfahrtsfonds der Wiener Ärztekammer das Haus am Graben 19 in Wien, das den Gourmettempel „Meinl am Graben“ beherbergt, erworben. Der Kaufpreis liegt laut trend-Informationen bei 80 Millionen Euro; leicht unter dem eingeholten Verkehrswertgutachten, das 83 Millionen ausweist. Die Signa Prime Selection AG, die das Gebäude 2009 von der Bank Austria übernahm, macht – im Unterschied zu anderen Notverkäufen – diesmal sogar einen Buchgewinn, weil sie sich gegenüber dem Verkehrswert einige Millionen Euro Luft als stille Reserve in der Bilanz gelassen hat.
Der Wohlfahrtsfonds kümmert sich um die standeseigene Pensionsvorsorge für alle Wiener Ärzte und Zahnärzte; zum Teil über ein Kapitaldeckungsverfahren. Neben Investitionen in Wertpapiere werden in den letzten Zeit auch immer wieder Immobilien gekauft. „Zur Risikostreuung“, wie Michael Lazansky, der Vorsitzende des Verwaltungsausschusses des Fonds trend gegenüber sagt: „Immobilien bleiben eine der sichersten und zuverlässigsten Anlagemöglichkeiten.“ Man sei schon länger auf der Suche nach einem weiteren Deal gewesen, durch die Signa-Krise habe sich dann Anfang November diese „einmalige Gelegenheit“ ergeben.
Ganz in der Nähe des „Meinl-Hauses“ besitzt die Wiener Ärztekammer den Grabenhof, dazu auch zwei Immobilien nahe des Rochusmarktes. In Summe umfasst das Portfolio bereits 13 Immobilien in Toplagen Wiens. Nach einiger Kritik rund um diese Transaktionen ist die Signa-Liegenschaft nun die erste, die nach der im Oktober 2022 beschlossenen Immobilienerwerbsrichtlinie der Ärztekammer abgewickelt wurde.
Das rechtliche Risiko durch eine mögliche Insolvenz von Signa Prime wurde laut Angaben gegenüber trend geprüft, und man habe sich nach einer Abwägung der Chancen und Risiken für einen Erwerb der Immobilie entschieden.
Laut Lazansky will der neue Eigentümer im nächsten Schritt die Attraktivierung der Flächen am Graben 19 angehen, wo übrigens auch Google seine Österreich-Zentrale hat. Er sehe sowohl Potenzial bei der Wert- als auch bei der Mieterlössteigerung.
Das hat allerdings auch Signa schon versucht. Vor etwa fünf Jahren wollte das Unternehmen die Mieten für den „Meinl am Graben“ von 30.000 auf 60.000 verdoppeln – verlor dann allerdings ein angestrengtes Verfahren bei der Schiedsstelle. Im trend sagt Lazansky dazu: „Wir haben eine sehr langfristige Perspektive und werden uns um eine Lösung mit Meinl bemühen.“
Dass der Buchgewinn der Signa Prime etwas an deren äußerst prekärer Lage ändert, ist eher zu bezweifeln.