Die Energiekrise und die damit einhergehende hohe Inflation wirken sich auch deutlich auf den österreichischen Immobilienmarkt aus, wie eine aktuelle Studie von EY Österreich zeigt. Speziell im zweiten Halbjahr 2022 wurde ein Rückgang des Transaktionsvolumens beobachtet. Im gesamten Jahr lag das Transaktionsvolumen bei etwa vier Milliarden Euro, ein Rückgang um rund zehn Prozent im Vergleich zum Vorjahr und deutlich unter den ursprünglichen Prognosen zu Jahresbeginn.
Nach Einschätzung von Marktteilnehmern am österreichischen Immobilienmarkt dürfte es nach Jahren des stetigen Preisanstiegs nun eine deutliche Eintrübung der Preisentwicklungen bei Immobilien geben. Über alle Immobilienklassen hinweg gehen sie von stagnierenden bzw. sinkenden Preisentwicklungen aus – einzig bei Logistikimmobilien in Bestlage werden noch tendenziell steigende Preise erwartet. Sogar in der bewährten Anlageklasse Wohnen sind die Erwartungen verhaltener als in den Vorjahren: In 1a- und 1b-Lagen sollen die Preise gleichbleiben, in der Peripherie könnten sie sogar sinken.
Stephan Größ, Leiter des Immobiliensektors bei EY Österreich, dazu: „Der Zinswandel, die hohe Inflation und die Angst vor einer drohenden Rezession führen am Immobilienmarkt zu einer Trendwende. Wer aktuell kaufen will, sollte einen detaillierten Blick auf die Immobilie werfen. Angesichts der bestehenden Zurückhaltung vieler Investoren können sich aber auch interessante Opportunitäten ergeben.“
Im Bereich Wohnimmobilien hängt 2023 alles von der Lage ab: Während in 1a- (53 %) und 1b-Lagen (45 %) jeweils etwa die Hälfte der Befragten gleichbleibende Preise erwartet, gehen sie in peripheren Lagen mehrheitlich (55 %) von sinkenden Preisen aus. Im Vorjahr rechneten die befragten Marktteilnehmer noch in allen Lagen mit steigenden Preisen – und zwar deutlich (Vorjahreswerte: 1a: 93 %; 1b: 81 %; Peripherie: 59 %).
Im Bürosegment erwartete die Immobilienbranche unter anderem aufgrund des Trends zum Homeoffice schon im Vorjahr teilweise sinkende Preise – 2023 wird sich diese Tendenz noch verschärfen. Nur in 1a-Lagen soll sich das Niveau konstant entwickeln (62 %), überall sonst gehen die Investoren von rückläufigen Preisen aus (1b: 55 %; Peripherie: 80%).
Bei Handelsimmobilien sind die Prognosen gemischt: Während für Einkaufszentren über alle Lagen hinweg von der überwiegenden Mehrheit sinkende Preise erwartet werden (1a: 55 %, 1b: 73 %, Peripherie: 86 %), gehen die Befragten bei Einzelhandelsimmobilien vor allem in 1a-Lagen (66 %) und 1b-Lagen (51 %) mehrheitlich von stabilen Preisen aus.
Auch im Bereich der Hotelimmobilien könnten die Preise 2023 fallen – vor allem bei Objekten in 1b-Lagen und der Peripherie. Das gilt sowohl für Business-Hotels als auch für Ferienimmobilien. In Bestlage werden hingegen stabile Preise für 2023 erwartet.
Einzig Logistikimmobilien entwickeln sich gänzlich entgegen dem allgemeinen Trend: Bei Logistikimmobilien in 1a-Lagen werden von fast der Hälfte (48 %) der Befragten steigende Preise erwartet. In den übrigen Lagen gehen Investoren eher von gleichbleibenden Preisen aus.