Überfall statt Übergangbestimmungen
Seit einigen Wochen ist die neue Bauordnung in Wien in Kraft. Sie zeigt bereits Wirkung. Leider.
Mittelfristig seien durch die Widmung geförderter Wohnbau preisdämpfende Effekte möglich. Kurzfristig könne die Novelle jedoch zu einer Verknappung des Angebots beitragen. Ist dies gewünscht?
Grund 1:
Grundeigentümer deren Liegenschaften bereits für Wohnbau gewidmet sind, sehen die Chance, die Preise nochmals anzuheben, weil die neue Bauordnung dazu führt, dass noch umzuwidmende Flächen zugunsten des geförderten Wohnbaus nur in geringerem Maß für freifinanzierten Wohnbau zur Verfügung stehen werden. Potenzielle Verkäufer noch nicht umgewidmeter Grundstücke hingegen verschieben deren Veräußerung vorerst lieber, als unter den geänderten Rahmenbedingungen womöglich billiger zu verkaufen.
Grund 2:
Grundeigentümer die Liegenschaften in Erwartung einer - zum Kaufzeitpunkt realistischen - Widmungsänderung zu einem adäquaten Preis gekauft hatten und nun einen höheren Anteil geförderter Wohnungen vorgeschrieben bekommen könnten, werden auf dem Verhandlungsweg mit der Stadt zu tragfähigen Lösungen kommen, da sich die ursprüngliche Kalkulation in Luft aufgelöst hat. Dies aber führt zwangsläufig zu Verzögerungen.
Grund 3:
In den zentrumsnäheren Lagen hat die Verunsicherung der Bauträger nach der vorgezogenen Einführung restriktiver Abbruchbestimmungen zu einem starken Einbruch bei Neubauprojekten geführt.
Fazit:
Es werden weniger Wohnungen errichtet und auf den Markt kommen.
Was lernen wir (hoffentlich) daraus: Übergangbestimmungen hätten diese Auswirkungen verhindern können. Warum bei der Wiener Bauordnung von dieser durchaus üblichen Gepflogenheit kein Gebrauch gemacht wurde, bliebt ein Geheimnis. Wer kann dieses lüften?