IMMOunited

Überleben oder nicht, das ist die Frage. 2025 - Was kommt, was bleibt?

Abraham Lincoln: „Wenn ich 8 Stunden Zeit hätte, um einen Baum zu fällen, würde ich 6 Stunden dazu verwenden, um die Axt zu schleifen“.
Wolfgang Fessl
Überleben oder nicht, das ist die Frage. 2025 - Was kommt, was bleibt?
© ImmoFokus

Nichts einzuwenden gegen eine gute Vorbereitung. Aber er hat 6 Stunden gesagt und nicht 100 Tage. So lange brauchen unsere Geistesgrößen nämlich schon, um KEINE Regierung zusammen zu bringen.

Dabei würde man meinen die wesentlichsten Probleme wären längst bekannt, und man könnte sich daran machen diese zu lösen. Aber Nein, stattdessen diskutiert man über Millionärssteuern und einigt sich nicht über Personalrochaden. Und so wird aus dem „Nicht weiter wie bisher“ ein „Des homa imma scho so gmocht“.

Wer in den letzten 4 Jahren nichts dazugelernt hat, lernt es jetzt auch nicht mehr. Wann wurde zuletzt eine politische Entscheidung getroffen, die zum nachhaltigen Wohl des Volkes ausgerichtet war und nicht darum als Fraktion eine Legislaturperiode zu überleben?

Ein verlorenes Jahrzehnt?

Ein deutscher Kollege hat vor kurzem die Befürchtung geäußert, daß ein verlorenes Jahrzehnt auf uns zukommt und hat die Situation mit dem Beginn der 90er Jahre verglichen. Mit uns hat er aber die Deutschen gemeint. Ich tendiere dazu die Dinge positiver zu sehen, und diesmal brauchen wir uns die Nachbarn nicht zum Vorbild nehmen, auch wenn es in Österreich auch nicht viel besser ausschaut: Die fundamentalsten Wirtschaftsdaten verheißen nichts Gutes für 2025 und nur wenig Gutes für die Jahre danach. Noch ist nicht zu erkennen wodurch eine Aufwärtstendenz entstehen sollte, derzeit stehen noch alle Regler auf Minus.

Und politisch stehen die Deutschen jetzt vor einem tiefen Abgrund, da sind wir schon einen Schritt weiter. Die müssen erst wählen, um zu erkennen, daß nichts Besseres nachkommt, wir haben da schon Gewissheit. Also in Richtung politische Stabilität, Vertrauen und Weitsicht ist da für 2025 nicht viel zu erwarten.

Das gilt übrigens auch international: Irgendeinen größenwahnsinnigen Staatsmann gibt es immer, der einen Konflikt anzettelt, und orangefarbenen Präsidenten ist auch nicht zu trauen, der sinnlose Konflikt zwischen Juden und Arabern hat in den letzten 50 Jahren nichts an Substanz gewonnen, aber dafür erheblich an Brutalität zugelegt. Auch international wird ein Triumvirat aus Stabilität, Vertrauen und Frieden eher Mangelware darstellen.

Also speziell für die Immobilienbranche, die einen erheblichen Anteil am Brutto-Inlandsprodukt hat, sind mehr Herausforderungen als Chancen ersichtlich.

Wie schaut das jetzt mit den Zinsen aus?

Werden die wieder sinken? Sicher, bloß werden die 25 bis 50 Basispunkte, die wir jetzt langfristig an Volatilität sehen werden, das Gesamtbild nicht verändern. Das Niveau hat sich langfristig stabilisiert, allfällige Zinssenkungen der EZB sind längst im Markt eingepreist. Das Jetzt bleibt das neue Normal. Und die Älteren in der Branche wissen, daß ein Immobilienmarkt mit dem derzeitigen Zinsniveau sehr lange sehr gut funktionieren kann.

Was passiert, wenn die KIM-Verordnung Mitte des Jahres ausläuft?

Garnichts. Die Banken werden trotzdem Eigenmittel sehen wollen, und die Rückzahlung innerhalb der Restlebenszeit des Kreditnehmers wäre auch fein. Viel erfolgversprechender wäre eine breit angelegte Erwachsenenbildung zum Thema Prozentrechnen: Wenn ich mir den Kredit bei 5% Zinsen leisten kann, dann kann ich ihn auch bei 2% abschließen, aber nicht umgekehrt. Und wenn bei 5% die Rate zu hoch ist, dann liegt das nicht an den Zinsen, sondern an der Kreditsumme.

Der wesentlichste Effekt, der erwartet werden kann, ist eine Stimmungsaufhellung, also quasi ein schwaches Anti-Depressiva für die Branche.

Aber die Anzahl der Transaktionen steigt jetzt wieder!

Ja natürlich, das wollen wir hoffen, immerhin haben wir jetzt wieder einen „normalen“ Immobilienmarkt, also zumindest was die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen betrifft. Die größte Bremse derzeit sind jene Marktteilnehmer, die zu spät eingekauft haben und auf sinkende Zinsen hoffen oder deren Liquidität durch den Versuch „durchzutauchen“ eingeschränkt ist. Dort geht’s tatsächlich ums überleben.

Und was ist jetzt mit dem ganzen ESG?

Mit ESG verhält es sich wie mit der Spitze der Bedürfnispyramide: Wenn es zuerst um die Befriedigung der unteren Schichten geht, dann tritt der Weg zur Spitze in den Hintergrund. Ein Großteil der Firmen kümmert sich dann eher um den Umsatz als um die Umwelt.

ESG ist in Regeln gegossener Hausverstand (Copyright bei Werner Rohmert). Und für den Hausverstand brauchen wir jetzt Seminare und eigene Profit Center? Ja, offensichtlich haben wir als Gesellschaft wirklich verlernt mit den Ressourcen, und auch mit uns selbst, umzugehen. Auch nicht das positivste Weltbild im Hinblick auf die Klimarisken denen wir gegenüberstehen.

Und wie ist das jetzt mit der Künstlichen Intelligenz?

Nun ja, wollen wir wirklich Defizite in der natürlichen Intelligenz durch Künstliche Ausgleichen? Und von wem lernt die KI, wenn nicht genug natürliche….ach lassen wir das.

In Teilbereichen ist die KI sicher gut und wichtig, speziell wenn es um die Auswertung von großen Datenmengen geht, aber nicht das Allheilmittel, als welche sie derzeit gesehen wird.

Speziell die Immobilienbranche ist sehr resistent gegen digitale Innovationen, so gesehen wird der Hype um die KI vorerst an uns vorüberziehen.