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Man muss in allen Bereichen auf Umwelt und Nachhaltigkeit setzen

Die Baubranche gehört zu den ressourcenintensivsten Wirtschaftssektoren und ist für einen wesentlichen Anteil der Treibhausgasemissionen verantwortlich. Yasmin Obojkovits, Bereichsleiterin der Baumanagement Abteilung bei der EHL Immobilien Management im Gespräch über Umwelt und Verantwortung.
Lisa Grüner
OBOJKOVITS
OBOJKOVITS
© EHL

Ist Kreislaufwirtschaft bei EHL ein Thema? 

Wir versuchen grundsätzlich in allen Bereichen auf Umwelt und Nachhaltigkeit zu setzen. Sei es im Facility Management, wo die verwalteten Häuser auf Grünstrom umgestellt werden, der aus 100 % erneuerbaren Energien erzeugt wird oder im Betrieb selbst: kein Kapselkaffee – Abfallvermeidung, Mülltrennung. Firmenfahrzeuge werden vermehrt auf Hybrid Fahrzeuge umgestellt. Aber auch im Baumanagement ist Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft mittlerweile ein großes Thema geworden, welches wir zunehmend in die Praxis integrieren, auch Bewusstsein in der Beratung unserer Kunden, Eigentümer, die wir betreuen, schaffen.

Wenn ja, wie wird es umgesetzt? 

Was sind die aktuell wichtigsten Ansätze, die verfolgt werden? Ganz wichtig ist es natürlich selbst im Unternehmen Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein zu leben. Wir als Dienstleistungsunternehmen haben zudem eine große Verantwortung unseren Kunden, den Liegenschaftseigentümern, gegenüber, in diese Richtung zu beraten, Optionen aufzuzeigen und diese dann gemeinsam mit ihm umzusetzen. Dazu ist es wichtig, dass wir mit Firmen arbeiten, denen wir vertrauen können. Die sich genau das zum Ziel gesetzt haben, zum einen das Know-how haben in diese Richtung zu beraten und die entsprechenden energieeinsparenden Maßnahmen auch umsetzen können, aber auch auf nachhaltige Warenbeschaffenheit und regionale Zuliefererfirmen setzen. 

Wir setzen derzeit viele Projekte, um die sich mit energieeinsparender Haustechnik beschäftigen (Kühlanlagen, Umstellung auf LED, Nachtabsenkung, etc). Eigentümer haben spürbar mehr Interesse daran. Es sind auch die heutigen Standards der Nachhaltigkeitszertifikate zu erreichen. Ein pos. Nebeneffekt ist das Einsparen von Betriebskosten. Auch im Bereich des Facility Managements kann schon gut Energie eingespart werden, wenn an den vorhandenen/bestehenden Anlagen die richtigen Einstellungen vorgenommen werden. 

Warum ist Kreislaufwirtschaft so wichtig? 

Die Baubranche gehört zu den ressourcenintensivsten Wirtschaftssektoren und ist für einen wesentlichen Anteil der Treibhausgasemissionen verantwortlich. Etwa 40 Prozent des Energieverbrauchs in der EU entfallen auf die Baubranche. Bau- und Abbruchabfälle stellen in Österreich etwa ein Fünftel des Gesamtabfallaufkommens dar. Ein wichtiger Schritt in Richtung Wiederverwendung ist sicher ein sorgsamer Umgang mit dem Material, welches abgebrochen wird, aber auch wie gehen wir mit dem Abbruch um sollte er entsorgt werden müssen. Noch viel wichtiger allerdings wäre es den vorhandenen Gebäudebestand, vor allem die leerstehenden Gebäude, als Ressource zu nutzen, umzubauen, zu sanieren und wiederzuverwenden. 

Die bestehende Bausubstanz sollte erhalten bleiben. Und wenn abgebrochen werden muss, sollten diese Materialien für neue Bauten recycelt werden. Rohstoffe werden immer knapper, Rohstoffpreise explodieren, daher sollte auf das Bestehende zurückgegriffen und wiederverwendet werden. Es muss der gesamte Lebenszyklus eines Rohstoffs betrachtet werden, von der Herstellung bis zum Recycling. Wiederverwendung reduziert den Verbrauch von Rohstoffen und verringert das Abfallvolumen.

Welche Rolle spielt Digitalisierung/BIM in diesem Bereich? 

Die Digitalisierung der Daten, die eingesetzten Materialien, etc ist für den Lebenszyklus eines Gebäudes wichtig und wahrscheinlich auch notwendig um zukünftig wertschöpfend mit dem Gebäude arbeiten zu können. Um das Gebäude kreislauffähig zu machen muss es gut lesbar sein, sodass es richtig gewartet werden kann. Es sollte bekannt sein, welche Materialien wo und wann verbaut wurden. Das ist für die sinnvolle und nachhaltige Bewirtschaftung des Gebäudes über die Lebensdauer notwendig. 

Dafür braucht es eine fundierte Datengrundlage, um den Ressourceneinsatz zu dokumentieren. Die ist auch wichtig für Sanierungen. Es haben nicht alle verbauten Materialien die gleich lange Lebensdauer. Wenn bekannt ist wo welches Material wann eingebaut wurde, kann es evtl. möglich sein, Materialien wieder/weiterzuverwenden. Die digitale Sammlung aller Daten erleichtert es auch das Gebäude laufend zu optimieren, Instandhaltungskosten sowie Energieeinsparungspotentiale zu erkennen.

 Wie wird sich die Kreislaufwirtschaft in den nächsten fünf/zehn Jahren entwickeln/verändern? 

Aufgrund dessen, dass das Thema globale Erderwärmung und Nachhaltigkeit sich immer mehr zuspitzt und mittlerweile auch ins Bewusstsein der Gesellschaft geraten ist, wird sich auch hier in den nächsten Jahren viel tun. Es gibt wirklich bereits gute Konzepte und Beispiele, welche eine Vorreiterrolle haben und zeigen wie es gehen kann. 

Ich denke, es ist auch für die Architektur eine interessante Aufgabe, neue Ideen zu entwickeln und das Thema Nachhaltigkeit und Recyclebarkeit nicht nur in den Baustoffen selbst anzuwenden, sondern gesamtheitlich umzusetzen. (Beschattung – Wahl des Grundstücks, Außenraumgestaltung, begrünte Fassaden/Dächer zur Unterstützung der natürlichen Kühlung, Grauwasser-Recycling etc). Ganz wichtig wird es sein den Bestand als vorhandene Ressource zu nutzen, auch hier kann das C2C Prinzip angewandt werden, sowie Maßnahmen zur energetischen Sanierung (Einbau neuer Anlagentechnik für Heizen/Kühlen/Lüftung, Verbesserung der Wärmedämmung.)

Werden neue Projekte in der Hinsicht auf Kreislaufwirtschaft bzw. eine Recyclebarkeit von Baustoffen bei einem Abbruch geplant? Wird das berücksichtigt? 

Recycling von Baustoffen im Hochbau ist derzeit leider noch die Ausnahme. Wobei es zu diesem Thema schon gute Projekte gibt, wo nach dem Cradle-2-Cradle-Prinzip, indem wiederverwendbare Baustoffe verwendet werden, gebaut wird. Aber auch das wird künftig zum Fokus werden müssen, denn Rohstoffe werden immer knapper. Wir im Baumanagement versuchen bei jedem Projekt die bestehenden Materialien (den Holzboden, Türen, Fenster) so gut es eben geht in die neue Planung zu integrieren. Der Holzboden ist abschleifbar und somit öfters wiederzuverwenden als etwa Teppich. 

Im Bürobereich, wo eher Teppich üblich ist, beraten wir den Kunden dahingehend, dass Produkte verwendet werden, die schadstofffrei mit nachhaltigem Herstellverfahren hergestellt und gesundheitlich unbedenklich sind, hier gibt es schon bekannte Hersteller, die damit arbeiten und dies umsetzen. Büros können anstatt mit GK-Wänden mit Systemtrennwänden ausgestattet werden. Diese können abgebaut werden und an anderer Stelle wieder aufgebaut werden. Grundrissänderungen geschickt gestalten, sodass nur das notwendigste abgebrochen werden muss, flexibel gestaltet und damit auch auf Nachnutzung orientiert ausgerichtet. 

Wir beraten unsere Kunden dahingehend, neue Bürokonzepte so zu gestalten, indem etwa die Zonenschaltung für Licht, Kühlung, Heizung, Jalousie bereits so ausgeführt ist, dass diese nicht bei jeder Grundrissänderung angepasst werden müssen. Wir achten auch darauf, dass alles was bei einem Abbruch wiederverwendet werden kann, wie etwa Türen, Deckenpaneele, Leuchten, Glasscheiben von Glastrennwänden, gute erhaltene Teppichfliesen etc. eingelagert werden und an anderer Stelle, in einer anderen Fläche wiederverwendet werden können. Auch hinsichtlich Heizen/Kühlen muss in diese Richtung gedacht werden. Bestehende Anlagen so umzubauen, dass eine wesentliche Energieeinsparung möglich ist. Wenn etwa Ölheizungen ohnehin schon dem Lebensende nahe sind, informieren wir über Alternativen in Richtung erneuerbare Energien, anstatt noch schnell eine Ölheizung zu kaufen, solange es noch erlaubt ist.

Wo sind die größten Probleme/Herausforderungen? 

Eine der größten Bremser ist sicher der Preis. Projekte nach dem C2C Prinzip kosten in der Planung und Ausführung mehr, da diese wesentlich komplexer sind. Es gibt grundsätzlich schon gute Ansätze, allerdings müsste dies noch viel stärker in den Fokus rücken. Es geht nicht nur um das Produkt selbst, Nachhaltigkeit fängt schon bei der Energieaufwendung für die Produktion der Baustoffe an. Auch sollten die Produkte im Idealfall so verbaut werden, sodass sie wieder rückgebaut und wiederverwendet werden können – daher ist dies auf jeden Fall schon in der Planungsphase zu berücksichtigen. Es gilt die Lebensdauer des Produktes/des Gebäudes zu verlängern, für Nachnutzungen auszurichten. 

C2C ist noch nicht State-of-the-Art, ein verstärktes Umdenken ist hier sicher erforderlich. Auch braucht es die Umstellung der Hersteller auf recyclebare Produkte zu setzen. Beschleunigt wird das Thema sicher durch die immer wichtiger werdenden Nachhaltigkeitszertifikate wie etwa von LEED, DGNB, allein schon aufgrund der neuen EU Taxonomie Verordnung, wodurch das Thema Nachhaltigkeit, Recyclebarkeit quasi automatisch in den Fokus rücken muss, und den Errichter/Investor dazu veranlasst dies schon bei der Planung mitzuberücksichtigen.