Der Inflationsdruck in den USA lässt nur langsam nach und dämpft die Hoffnung an den Finanzmärkten auf eine frühe Zinswende. Die Verbraucherpreise stiegen im Jänner um 3,1 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat, nach plus 3,4 Prozent im Dezember, wie das Arbeitsministerium am Dienstag in Washington mitteilte. Ökonomen hatten erwartet, dass die Drei-Prozent-Marke unterschritten und die Inflationsrate auf 2,9 Prozent fallen würde.
An den Terminmärkten wird nun erst für Juni mit einer Zinssenkung der US-Notenbank Federal Reserve gerechnet. Diese beließ den Leitzins auf ihrer jüngsten Sitzung in der Spanne von 5,25 Prozent bis 5,50 Prozent. Sie will die Inflation nachhaltig in Richtung ihres Zielwerts von 2,0 Prozent steuern. Laut Fed-Chef Jerome Powell hat die Zentralbank zwar Fortschritte erzielt. Sie will aber auf dem Weg zu einer Zinswende noch weitere "gute Daten" sehen, die in diese Richtung weisen.
Hier hakt es nun ausgerechnet bei der sogenannten Kernrate, bei der die schwankungsanfälligen Kosten für Energie und Lebensmittel außen vor bleiben: Sie verharrte wider Erwarten im Jänner auf dem Vormonatswert von 3,9 Prozent. Experten hatten mit einem Rückgang auf 3,7 Prozent gerechnet. Die Notenbank achtet besonders auf diese Kennziffer, da sie zugrundeliegende Inflationstrends gut abbildet.
"Die Daten sorgen für einen Rückschlag beim Abwärtstrend der Inflation", so die Einschätzung der Commerzbank-Experten Christoph Balz und Bernd Weidensteiner. "Seit Oktober 2023 ist der Trend zur Entspannung an der Inflationsfront im Saldo fast zum Erliegen gekommen", so das Fazit von LBBW-Ökonom Elmar Völker.
Dem stehe zwar gegenüber, dass sich die Kerninflation "unter Abzug der dominanten Wohnkosten" mit 2,2 Prozent nahe am Stabilitätsziel der Fed bewege: "Die heute veröffentlichten Daten sind gleichwohl ein weiterer herber Dämpfer für jegliche Hoffnungen, dass die US-Notenbank schnell ihre Zinsen senken wird. Wir erwarten die geldpolitische Kehrtwende derzeit nicht vor Juni 2024."
Diese Aussichten kamen bei den Anlegern nicht gut an. Der Dax und der EuroStoxx50 bauten ihre früheren Verluste aus. Aus den Depots flogen auch Gold und US-Staatsanleihen. Die Rendite der zehnjährigen Bonds stieg im Gegenzug zum fallenden Kurs auf 4,275 von 4,170 Prozent. Der Dollar-Index drehte dagegen ins Plus und gewann ein halbes Prozent auf 104,646 Punkte. (apa)