Die US-Notenbank Fed wird an diesem Mittwoch (31. Juli) voraussichtlich ihre Leitzinsen bestätigen. Mit großer Spannung wird an den Finanzmärkten allerdings auf mögliche Signale für Zinssenkungen im weiteren Jahresverlauf gewartet. Derzeit liegt der US-Leitzins in einer Spanne von 5,25 bis 5,50 Prozent.
Die Fed hat im Gegensatz zur Europäischen Zentralbank (EZB) die Leitzinsen seit der großen Inflationswelle noch nicht gesenkt. Die Erwartung, dass die US-Notenbank im September ihre Leitzinsen senken könnte, ist zuletzt gestiegen. Mittlerweile werden an den Finanzmärkten zwei Zinssenkungen in diesem Jahr erwartet. Dazu trugen vor allem jüngste Verbraucherpreisdaten bei. Im Juni war die Inflationsrate von 3,3 Prozent im Vormonat auf 3,0 Prozent gefallen. Dies war der niedrigste Preisauftrieb sei April 2021. Die Fed strebt auf mittlere Sicht eine Inflationsrate von zwei Prozent an.
"Es scheint schwieriger für Unternehmen zu sein, die Preise zu erhöhen, möglicherweise weil einige Konsumenten durchaus weniger Geld in der Tasche haben", erklärte Christian Scherrmann, US-Volkswirt bei der DWS. "Die im Juni beobachtete erhöhte Preissensibilität unterstützt diese Ansicht." Scherrmann erwartet von US-Notenbankpräsident Jerome Powell nach der Zinssitzung noch keine klaren Signale für das künftige Vorgehen: "Konkrete Botschaften erwarten wir erst im Rahmen des Notenbanksymposiums in Jackson Hole Ende August, was möglicherweise den Weg für eine Zinssenkung später im Jahr ebnet."
Die deutsche Commerzbank geht mittlerweile von einer Leitzinssenkung im September aus. "Nachdem in den letzten Jahren die Bekämpfung der hohen Inflation im Mittelpunkt der US-Geldpolitik gestanden hatte, hat sich die Einschätzung der Fed zuletzt merklich verschoben", schreibt Commerzbank-Ökonom Bernd Weidensteiner. So sei laut Powell die hohe Inflation derzeit nicht das einzige Risiko. Schließlich habe sich der Arbeitsmarkt auf breiter Front abgekühlt. Die Fed werde jedoch noch nicht an diesem Mittwoch die Zinsen senken, da sie die Märkte nicht überraschen wolle, erwartet Weidensteiner.
Für Verunsicherung sorgt die anstehende US-Wahl. Der republikanische Präsidentschaftskandidat Donald Trump hat die Fed aufgefordert, die Zinsen nicht vor den Präsidentschaftswahlen im November zu senken. Trump hatte zuvor die Vermutung geäußert, Powell wolle die Leitzinsen senken, um die Wahlchancen von Amtsinhaber Joe Biden zu verbessern.
Als Kandidatin der Demokratin geht inzwischen unterdessen voraussichtlich Bidens Stellvertreterin Kamala Harris ins Rennen, nachdem sich der Amtsinhaber vor gut einer Woche aus dem Rennen um die Präsidentschaft zurückgezogen hatte.
Die Aussagen von Trump dürften die Entscheidung für Powell erschweren, da er die Unabhängigkeit der Notenbank beachten muss. Powell betonte zuletzt immer, dass er ungeachtet der bevorstehenden Wahlen handeln werde und sich nur an dem Mandat der Fed orientieren werde. (apa)