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Versiegelung zurückzudrängen ist möglich

Die Tatsache, dass in Österreich pro Tag zehn Hektar zusätzlich an Fläche beansprucht werden, muss zum Umdenken bewegen. Ein Kommentar von Klaus Baringer, Obmann des Verbandes gemeinnütziger Bauvereinigungen (GBV)
Patrick Baldia
Klaus Baringer
Klaus Baringer
© REMG

Die Eindämmung der Bodenversiegelung ist zweifelsohne ein Gebot der Stunde. Die Tatsache, dass in Österreich pro Tag zehn Hektar zusätzlich an Fläche beansprucht werden, muss uns zum Umdenken bewegen. Boden ist ein wertvolles und begrenztes Gut.

Ob bei Betonplätzen in Innenstädten, ebenerdigen Einkaufszentren oder spärlich bewohnten Einfamilienhaussiedlungen – die negativen Folgen der Versiegelung sind unübersehbar: Im Sommer entstehen nicht nur in den Ballungsräumen immer mehr Hitzeinseln, die die Lebensqualität einschränken. In der kalten Jahreszeit kann auch der versiegelte Boden kein Wasser mehr aufnehmen und es kann kaum versickern. Hier muss gegengesteuert werden. Verdichtetes Bauen, Entsiegelung und Nachnutzung müssen in den Vordergrund rücken.

GBV als Vorreiter

Die 182 gemeinnützigen Bauvereinigungen (GBV) wirken seit langem dieser negativen Entwicklung entgegen – im Großen wie im Kleinen. Bei großen Stadtentwicklungsgebieten, in denen verdichtet und mit ökologischem Fokus gebaut wird, sind die GBV seit Jahren Partner der österreichischen Städte und Gemeinden. Dies zeigt sich in Linz in der SolarCity, in Graz bei den Reininghaus Gründen, in Wien in der Seestadt Aspern oder auch bei der Quartiersentwicklung rund um das alte Stadion in Wiener Neustadt.

Erfolgreich auch im Kleinen

Aber nicht nur bei den großen Stadterweiterungsprojekten sind die GBV vorne mit dabei. GBV nutzen auch in kleineren Gemeinden die vorhandenen „Ressourcen“ und versuchen so, den Bodenverbrauch zu minimieren. Dies zeigt sich bei der Aufstockung alter Bestandswohnungen ebenso wie bei der Überbauung von Supermärkten oder dem Umbau von alten Gasthäusern im Ortszentrum zu modernen Wohnhausanlagen für Jung und Alt.

Voraussetzungen müssen stimmen

Wichtig für die Maßnahmen gegen Bodenversiegelung sind aber gewisse Voraussetzungen. Es muss für die Nachverdichtung und die Belebung von Ortskernen durch Revitalisierungen ein Bekenntnis geben, dass solche Maßnahmen auch gewollt sind. Das betrifft die Behörden genauso wie die Parteien und Bürgerinnen und Bürger vor Ort.

Gerade der mehrgeschossige Wohnbau ist der Garant dafür, dass wenig Boden versiegelt wird. Es müssen aber auch die Grundstücke oder Gebäude vorhanden sein, die eine Nachverdichtung oder bodensparende Nachnutzung ermöglichen. Hier kann auch der Bund Wesentliches dazu beitragen, indem er ein klares Bekenntnis dazu abgibt und nicht mehr benötigte Bundesinfrastrukturanlagen zu leistbaren Preisen auch für den geförderten Wohnbau zur Verfügung stellt. Die Möglichkeiten sind da, nutzen wir sie.