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VII-Präsident Obrowsky: Renditen sind nichts Unanständiges

Louis Obrowsky, Präsident des Verbandes der Institutionellen Immobilieninvestoren (VII) und Geschäftsführer der LLB Immo KAG, über die Transformation des MRG, Enteignungsmaßnahmen sowie Klimaschutz als Investitionsturbo.
Patrick Baldia
VII-Präsident Obrowsky: Renditen sind nichts Unanständiges
© Katharina Schiffl

Bei Ihrer Vorstellung als VII-Präsident meinten Sie, sich für eine Transformation des Mietrechtsgesetzes (MRG) hin zu einem Wohnrecht, das dem 21. Jahrhundert angepasst ist, einsetzen zu wollen. Wie optimistisch sind Sie, dass Bewegung in die Thematik kommt? 

Ich bin prinzipiell ein extrem optimistischer und positiv denkender Mensch, aber in diesem Zusammenhang muss man realistisch bleiben. Ich glaube, es wäre schon viel gewonnen, wenn sich nichts verschlimmert. Wir haben derzeit eine Situation, in der es 100.000 vermeintlich wichtigere Dinge gibt. Kaum eine im Nationalrat vertretene Partei hat noch einen wesentlichen Fokus auf das Thema. Und kaum einer kennt sich mehr mit den MRG und all seinen Tiefen aus. 

Was wäre gefragt? 

Es ist durchaus entbehrlich, diesen privaten Markt auch noch zu überregulieren. Gefragt wäre eine Partnerschaft zwischen privatem und gefördertem Markt mit dem Ziel, ausreichend Wohnraum sicherzustellen. Dass sozial schwachen Menschen geholfen werden muss, steht in einem reichen Land natürlich außer Diskussion. Aber den privaten Sektor für Sozialwohnungen heranzuziehen für Mieten, die fernab der Gestehungskosten liegen, ist in Wirklichkeit eine Enteignungsmaßnahme. 

Ist es angesichts dieser Hürden heute überhaupt noch möglich, Rendite zu verdienen? 

Institutionelle Investoren sind grundsätzlich mit sehr bescheidenen Renditen zufrieden. Aber mit den jüngsten Regelungen müssen Wohn-Immobilieninvestoren erst einmal klarkommen, um nicht in die Liebhaberei abzurutschen. Man hat ohnehin den Eindruck, dass Renditen von der breiten Öffentlichkeit als etwas Unanständiges angesehen werden. Dabei wird gerne vergessen, dass Immobilieninvestoren – egal ob Private oder Institutionelle – Renditen lukrieren müssen, um sich überhaupt notwendige Investitionen bzw. Reparaturen leisten zu können.

In einem VII-Gastkommentar meinten Sie kürzlich, dass Klimaschutz und Nachhaltigkeit ein Investitionsturbo sein könnten. Dieser wird allerdings großteils von privaten Investoren gezündet werden müssen … 

Um das Ziel, die Treibhausgasemissionen bis 2030 um mindestens 55 Prozent gegenüber dem Stand von 1990 zu senken, sind laut EU rund 275 Milliarden Euro an jährlichen Investitionen notwendig. Das ist nicht allein durch EU-Förderprogramme möglich. Gerade die Institutionellen, von denen man hierzulande im Vorjahr und heuer gefordert hat, sie sollen einfach auf Miete verzichten, werden da eine wichtige Rolle spielen. Solche Investitionen wären jedenfalls eine historische Chance hin zu einer grünen, nachhaltigen Wirtschaft. Wichtig ist in diesem Zusammenhang aber noch etwas. 

Das wäre? 

Im Gastkommentar, auf den Sie sich beziehen, habe ich auch davor gewarnt, dass „Green Europe“ nicht in einer gewaltigen Verwaltungsbürokratie ersticken darf. Schließlich hat uns die Vergangenheit gelehrt, dass auf einem Innovationsturbo viel zu schnell der Bürokratieturbo folgt. 

Was fordern Sie von der Politik? 

Auf die Immobilienwirtschaft bezogen sollte eigentlich der Auftrag des Gesetzgebers sein, es privaten Investoren über Förder- oder Unterstützungsmaßnahmen attraktiv zu machen, etwa Wohnraum zu sanieren. Ich denke da beispielsweise an eine beschleunigte Abschreibung, wenn Investitionen vorgezogen werden. Eine schlüssige Nachhaltigkeitsstrategie wäre sicher ein ganz großer Hebel, um gemeinsam mit privaten und institutionellen Immobilieninvestoren etwas zu bewegen.

Das vollständige Interview finden Sie im aktuellen ImmoFokus Special „Investment 2021“.