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Vom Albtraum zum Traum

Elbphilharmonie Hamburg. Hätten die Stadtväter die endgültigen Kosten gekannt, wäre die Elbphilharmonie wohl nie gebaut worden. Gut, dass sie es nicht wussten.
Amelie Miller

Elbphilharmonie Hamburg. Hätten die Stadtväter die endgültigen Kosten gekannt, wäre die Elbphilharmonie wohl nie gebaut worden. Gut, dass sie es nicht wussten.

Anfang Jänner wurde die Elbphilharmonie Hamburg nach großen Problemen, Bauzeit- und Budgetüberschreitungen in einem beispiellosen Ausmaß mit großem Pomp feierlich eröffnet. Die Elbphilharmonie reißt ein großes Loch in die Stadtkasse von Hamburg. Die Kosten für die Stadt erhöhten sich von 2007 beschlossenen Ursprungskosten in Höhe von 272 Millionen Euro auf letztendlich stolze 789 Millionen Euro. Eine Summe, die die Stadtväter wohl kaum bewilligt hätten, hätten sie das Ausmaß gekannt. Dafür haben sie auch ein weltweit bekanntes Landmark Building erhalten.

Entworfen wurde die Elbphilharmonie von dem renommierten Schweizer Architekturbüro Herzog & de Meuron. Auf einem Backsteinsockel – dem ehemaligen Kaispeicher A, der zwischen 1963 und 1966 am Hafen errichtet und dann als Tee-, Tabak- und Kakaolager genutzt wurde – ragt heute ein gläserner Neubau mit einer geschwungenen Dachlandschaft bis zu 110 Meter hoch in den Himmel.

Energieeffizienz vom Feinsten

Als Teil der neuen HafenCity wird auch die Elbphilharmonie mit Fernwärme versorgt. Mit 6,6 mW Kapazität ist sie für den Energieversorger das größte Versorgungsobjekt in der HafenCity, nicht nur wegen der benötigten Wärmemenge, sondern auch wegen der besonderen technischen Herausforderungen. Alle Leuchten in der Elbphilharmonie, die als LEDs möglich waren, wurden auch als solche eingebaut. Das gehört zum energieeffizienten Konzept des Architektenteams. Insgesamt wurden 1.200 Glaskugelleuchten im Konzertsaal und in den sogenannten Schleusen verbaut. Diese sind in der Regel gedimmt. Zusätzlich gibt es 670 Stufenleuchten, 72 Reflektorleuchten und 70 LED-Strahler in der Orgel. Auch die Bühnenstrahler im Reflektor sind LEDs und die komplette Sicherheitsbeleuchtung wurde komplett in LED-Technik umgesetzt.

Kleine Punkte verhindern das Aufheizen

Viele Besucher haben sich wahrscheinlich bereits gefragt, warum die Fenster mit kleinen Punkten versehen sind. Diese Bepunktung hat keine rein optischen Gründe, sie hat vor allem eine thermische Wirkung. Die anthrazitfarbenen Punkte in Kombination mit den silberfarbigen Pixelpunkten verhindern in erster Linie das Aufheizen des Gebäudes bei starker Sonneneinstrahlung. Die in die Fensterscheiben auf den Etagen 10 bis 14 auf der Südseite eingearbeiteten Silberpixel dienen zusätzlich als Reflektor auf der Radarstrecke für den Schiffsverkehr. Sie stellen die lückenlose Ortung des Gebäudes für die Schifffahrt sicher.

Die Elbe kühlt den Turm

Die Elbphilharmonie macht sich ihre Lage am Wasser auch im Hinblick auf die Energieeffizienz ihrer Kühlsysteme zunutze. Das Wasser der Elbe dient als Rückkühlmedium für die Kolbenverdichter-Kältemaschinen. Dafür darf die Temperatur des Flusswassers aber 24 Grad Celsius nicht überschreiten. Die Beimischung des kühleren Rücklaufwassers erfolgt in einer zentralen Unterstation im ersten Untergeschoß des Kaiserspeichers. Eine Steuerungseinheit überwacht ständig die Vorlauftemperatur. Erwärmt sich an heißen Sommertagen jedoch das Flusswasser jenseits dieser Marke, wird auf die Kühlung von zwei extra gebohrten Tiefbrunnen zurückgegriffen. Dann wird kälteres Rücklaufwasser dem Vorlauf beigemischt, um die gewünschte Temperatur zu erreichen.