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Vom Getriebenen zum Treiber

Dass die Digitalisierung die Immobilienbranche nachhaltig verändern wird, steht außer Streit. PropTechs setzen den etablierten Unternehmen schon jetzt gehörig zu. Diese haben sich zu entscheiden: Wollen sie die Treiber der Digitalisierung sein, oder von der Digitalisierung Getriebene sein.
Michael Neubauer

Dass die Digitalisierung die Immobilienbranche nachhaltig verändern wird, steht außer Streit. PropTechs setzen den etablierten Unternehmen schon jetzt gehörig zu. Diese haben sich zu entscheiden: Wollen sie die Treiber der Digitalisierung sein, oder von der Digitalisierung Getriebene sein. Viele Unternehmen in der Immobilienbranche sehen noch gar keine Veranlassung für grundlegende Veränderungen. Es geht der ImmoBranche einfach noch zu gut! In Österreich gibt es noch zu wenige Unternehmen, die digitale Geschäftsmodelle konsequent nach einem strukturierten Plan aufbauen. So lautet das Fazit der Studie von Accenture Österreich. Pessimisten sprechen sogar davon, dass Österreich den Anschluss zu verlieren droht. Einzelne Ausnahmeunternehmer, wie zum Beispiel Roland Schmid (IMMOunited), der sein Unternehmertum lebt, einmal ausgenommen. Die an Dynamik gewinnende Digitalisierungswelle brachte in der Immobilienlandschaft in den letzten Jahren interessante Geschäftsmodelle hervor, von denen einige mittlerweile die Expansionsphase erreicht haben. Ein Innovationsschub blieb bislang allerdings noch aus: Er konnte weder durch die neu aufkommenden PropTechs, noch durch die Evolutionsprozesse der Immobilienbranche aus sich selbst heraus ausgelöst werden. Die Gründe: Zu „analog“ scheint die Grundstruktur des Immobiliengeschäfts, zu fragmentiert die Datengrundlage und zu individuell das Produkt Immobilie. Allein die Betriebskostenvorschreibungen mit eMail zu versenden, heißt nicht das Thema „Digitalisierung“ auch wirklich verstanden zu haben. Diese Mentalität kann leicht zur Sackgasse werden. Die größte Hürde bei der digitalen Transformation besteht darin, neue Kundenerlebnisse zu gestalten. Investitionen in die Digitalisierung werden nur dann zum Erfolg führen, wenn sie sowohl auf interne Prozesse als auch auf Kundenbedürfnisse abzielen. Die digitalen Innovationen sind in der Immobilienbranche noch nicht richtig angekommen. Was die verwendete Software anbelangt, hat sich seit den 2000ern kaum etwas verändert – prozessuales Denken nimmt nur langsam zu, Schnittstellenproblematiken und Datenverfügbarkeit sind weiterhin ungelöste Probleme. Davon wissen alle, die zum Beispiel sich mit Building Information Modeling (BIM) auseinandersetzen ein Lied zu singen. Von einem wirklich disruptiven Einfluss auf die Immobilienbranche ist der PropTech-Sektor zurzeit noch entfernt. Was nicht heißen darf, sich nicht darauf vorbereiten zu müssen.