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Vorarlberg forscht zur Wohnungssanierung im gemeinnützigen Bereich

In einem nächsten Schritt werden in Bludenz zwei Mustergebäude saniert. Damit will man Erkenntnisse für ein Gesamtsanierungsprogramm sammeln.
Michael Neubauer
Sanierung
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Die thermisch energetische Sanierung des Gebäudebestands ist eine Kernherausforderung zur Erreichung der gesteckten Klimaschutzziele. Auch der Wohnungsbestand der gemeinnützigen Bauvereinigungen in Vorarlberg birgt dazu Potential, das es sinnvoll zu heben gilt. „Im Rahmen eines Wohnbauforschungsprojektes wurde nach der idealen Vorgehensweise in der technischen Umsetzung gesucht“, informiert Landesrat Marco Tittler: „Anhand der Sanierung von zwei Mustergebäuden im Altbestand wollen wir in einem nächsten Schritt Erkenntnisse für das geplante Gesamtsanierungsprogramm sammeln.“

Teile des Wohnungsbestands der gemeinnützigen Bauvereinigungen in Vorarlberg bergen ein großes Potential zur energetischen Sanierung, wenngleich mit der besonderen Herausforderung, dass diese Sanierungen auch sozial verträglich erfolgen müssen und deshalb verstärkt auf optimale Lebenszykluskosten und damit geringe Kostenüberwälzung auf die Mieterinnen und Mieter zu achten ist. Gemeinsam mit der Alpenländische gemeinnützige Wohnbau GmbH wurden seit Spätherbst 2021 am Beispiel der „Südtirolersiedlung in Bludenz“ im Rahmen eines Wohnbauforschungsprojekts die ideale Vorgehensweise in der technischen Umsetzung erarbeitet. In einem zweiten Schritt sollen diese Erfahrungen in die Sanierung von zwei Mustergebäuden in Bludenz einfließen. Ein Haus mit fünf Wohnungen wurde zwischen 1941 und 1943 errichtet, das zweite ausgewählte Haus mit zehn Wohnungen im Jahr 1959.

Prototypen für Gesamtsanierungsprogramm

Der weit überwiegende Anteil der Sanierungskosten entsteht für ohnehin notwendige Maßnahmen, d.h. für Maßnahmen, die unabhängig vom Energieniveau durchgeführt werden müssten. Würden die Gebäude statt im geplanten verbesserten Energiestandard im Mindeststandard ausgeführt, so lägen die Errichtungskosten - unter Berücksichtigung der Standard-Förderungen - nur um 2,8 Prozent niedriger und die Lebenszykluskosten wären höher. Die Gesamtsanierungskosten belaufen sich auf gut 4,3 Millionen Euro. Das Land stellt dafür einen Sanierungskredit und Energiezuschüsse in Höhe von knapp 1,9 Millionen Euro zur Verfügung. Dazu kommt eine einmalige Landes-Sonderförderung von 1,5 Millionen Euro.

Ein Grund für die hohen Sanierungskosten ist die technische Notwendigkeit, bei diesen Gebäuden, welche derzeit mit Einzelöfen in den Wohnungen beheizt werden, im bewohnten Zustand ein neues zentrales Wärmeverteil- und -abgabesystem nachzurüsten, was mit in einer in Fassadenelementen integrierter „Außenwandheizung“ geplant ist. Zudem erfordert der geplante Ausbau des bisherigen Dachbodens aus statischen Gründen die komplette Erneuerung des Dachstuhls sowie eine Verstärkung der obersten Geschossdecke.“, sagt der Landesrat. Der Baubeginn erfolgt noch im April 2023.

Großes Potenzial

Die Südtirolersiedlung in Bludenz besteht aus 397 Wohnungen, die in Etappen, in den Jahren 1940 bis 1962 entstanden ist. Diese Siedlung gliedert sich in drei Zonen: den historischen Kern aus den 1940er Jahren, einer anschließenden Zone, in der nur eine moderate Nachverdichtung durch Ausbau des bestehenden Dachgeschosses möglich ist und einer Zone, in der auch ein Abbruch und Ersatzneubauten denkbar sind. Der historische Kern wurde vom Wohnbauförderungsbeirat als „erhaltenswert“ im Sinne der Wohnhaussanierungsrichtlinie eingestuft. Die Sanierung und eine allfällige gleichzeitige moderate Nachverdichtung soll sensibel durchgeführt werden.

Die VOGEWOSI ist im Eigentum von weiteren 15 Wohnanlagen dieses Typus mit über 3.200 Wohnungen. Hinzu kommen ca. 75 Wohnanlagen der Vogewosi mit den Gebäudetypen der „9er“- und „12er“-Häuser, für die alle mittelfristig ein Gesamtsanierungsprogramm, verbunden mit der Ausschöpfung von Nachverdichtungspotentialen, gestartet werden muss.