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Vorteile der 15-Minuten-Stadt

Viele Städte erleben dramatische Auswirkungen des Klimawandels. Die Erreichung des 1,5-Grad-Ziels bedeutet eine Reduktion der Netto-Emissionen um 50 bis 55 Prozent bis 2030 (im Vergleich zu 2010).
Amelie Miller
Tillner
Tillner
© REMG

Aufgrund folgender Punkte werden Städte weniger Treibhausgase emittieren und Maßnahmen gegen die negativen Auswirkungen des Klimawandels ergreifen müssen: die Energiewende, innovative Planungslösungen gegen die Zersiedelung, die Verdichtung und Nachnutzung von Leerstand, ökologisches Bauen, die energetische Renovierung des Bestands gemäß den Prinzipien der Kreislaufwirtschaft, CO2-neutraler öffentlicher Verkehr (ÖV) und die nachhaltige Veränderung des individuellen Mobilitätsverhaltens.

Städte am Weg zum 1,5-Grad-Ziel

Viele Städte erleben dramatische Auswirkungen des Klimawandels. Die Erreichung des 1,5-Grad-Ziels bedeutet eine Reduktion der Netto-Emissionen um 50 bis 55 Prozent bis 2030 (im Vergleich zu 2010). Neben vielen anderen Maßnahmen haben sich weltweit unter C40 Bürgermeister zusammengeschlossen, um ihre Städte durch das “15-Minuten-Konzept” sicherer und gesünder zu machen. Dies bedeutet, dass die Bewohner der Städte ihren täglichen Bedürfnissen mittels eines kurzen Spaziergangs oder einer Radfahrt nachgehen können. Dafür werden Straßenräume dauerhaft vom Individualverkehr (IV) auf Fußgänger und Radfahrer umverteilt und “Nature-based Solutions” umgesetzt, zum Beispiel Parks, Gründächer, begrünte Fassaden und wasserdurchlässige Oberflächen zur Minimierung der Risiken extremer Hitze, Trockenheit und Überflutungen.

Aktuelles Bewusstsein für die Dringlichkeit

Paris verändert das städtische Leben bereits nachhaltig: Anne Hidalgo gewann ihre Wiederwahl mit dem Versprechen, Paris CO-2-neutral zu machen. Das Konzept zur “15-Minuten-Stadt” basiert auf Forschungsarbeiten dazu, wie weit Bewohner zu Fuß zur nächsten ÖV-Station, Arbeit, Geschäften, Unterhaltung, Kultur, Bildung und Gesundheit gehen würden. Stadtplaner forderten die Verfügbarkeit dieser notwendigen Angebote innerhalb von 15 Minuten, da sich durch den Verzicht auf das Auto die Lebens- und Umweltbedingungen für alle verbessern würden. Carlos Moreno, Sorbonne, entwickelte die aktuellste Interpretation, die “Ville du quart d’heure”, für Paris, in dem täglich notwendige Wege (siehe oben) tatsächlich innerhalb von 15 Minuten zu Fuß oder per Rad zu erledigen sind. Er berät Anne Hidalgo, die bis 2024 60.000 Parkplätze durch Grünflächen ersetzen und auf jeder Straße einen Radweg anlegen will. Im Sommer 2021 war die Veränderung hin zur sanften Mobilität mit Radwegen statt Parkplätzen auf zuvor verkehrsreichen Straßen (zum Beispiel der Rue de Rivoli) und mit einem Tempolimit von 30 Kilometern pro Stunde in ganz Paris sichtbar.

Die Ziele decken sich 

Der Modal Split in Wien ist: 20 Prozent motorisiert, 40 Prozent Fußgänger/Radfahrer und 40 Prozent ÖV. Damit deckt sich das 15-Minuten-Stadt-Konzept mit den Zielen von Smart City Wien. Beim Mobilitätskonzept werden umweltfreundliche Transportmittel priorisiert. Die Stadt Wien plant in ihren Klimazielen, die CO2-Emissionen im Mobilitätssektor um 50 Prozent (im Vergleich zu 2005) und den Anteil des motorisierten Individualverkehrs (MIV) im Modal Split auf 15 Prozent zu verringern. Fußgängerfreundlichkeit und gute Radinfrastruktur sind wesentliche Kriterien für die Gestaltung des öffentlichen Raums sowie reduzierte Parkangebote auf den Straßen und dezentrale Garagen, um Equidistanz von IV zu ÖV-Stationen und die Gleichwertigkeit des ÖV zu erreichen. Auch in neuen Quartieren sollen lokale Einkaufsstraßen unnötige Autofahrten vermeiden.

Lebensqualität: Stadt der Diversität: Jobs, Wohnbau, Erholung, lokale und soziale Infrastruktur, kulturelle Angebote und Gesundheitszentren in der Nachbarschaft garantieren eine gute Work-Life-Balance.

Lebensqualität: Stadt der kurzen Wege: In der Seestadt Wien wurde das Konzept der gemischten Nutzung und der kurzen Wege von Beginn an umgesetzt und die 15- Minuten-Stadt zur gelebten Realität.